Naechtliches Schweigen
hat eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. Wenn er da gerade in der Wohnung war oder das Band abgehört hat, dann weiß er, wo sie sich aufhält. Dem ist alles zuzutrauen! Ich hab' versucht, Emma zu erreichen, aber sie war nicht in ihrem Zimmer.«
»Ich kümmere mich darum Verschwinden Sie jetzt aus der Wohnung und rufen Sie die Cops.« Ehe Marianne antworten konnte, knallte er den Hörer auf.
»Kesselring, falls du jetzt lange genug mit deiner Liebsten geschäkert hast, dann...«
»Los, komm«, unterbrach Michael seinen Partner und lief zur Tür.
»Was zum...«
»Komm«, wiederholte Michael. Er ließ bereits den Motor an, als McCarthy ins Auto sprang.
31
Emma kam gegen vier Uhr ins Beverly Wilshire zurück. Während sie am Strand saß und nachdachte, hatte sie eine Entscheidung getroffen. Sie würde ihren Vater anrufen. Mit Sicherheit hatte er von Janes Tod erfahren und versucht, sich mit ihr in Verbindung zu setzen.
Das würde ein unangenehmes, aber ein notwendiges Gespräch werden. Es war an der Zeit, ihm mitzuteilen, dass sie Drew verlassen hatte. Vielleicht würde es sich sogar als Vorteil erweisen, dass die Presse jeder Sensation so hinterhergierte. Die öffentliche Bekanntgabe ihrer Trennung könnte sie aus ihrem fortwährenden Dämmerzustand reißen, und eventuell würde sie endlich ihre ständige Angst verlieren.
Sie ging durch den Korridor zu ihrem Zimmer und kramte dabei in der Tasche nach ihrem Schlüssel. Ihre Finger berührten das warme Metall der Pistole. Auch das musste aufhören, schwor sie sich. Sie würde keine Waffe mehr mit sich herumtragen, und sie würde nicht mehr ständig über ihre Schulter blicken.
Als sie die Zimmertür öffnete, zuckte sie zusammen. Die Vorhänge ließen nicht den geringsten Lichtstrahl durch. Im stillen verfluchte sie das Zimmermädchen, ließ die Tür hinter sich zufallen und tastete nach dem Lichtschalter.
Dann hörte sie die Musik. Ihre Finger erstarrten, unfähig, den Lichtschalter zu betätigen. Diese unheimlichen, unverwechselbaren Töne, die sie in ihren Träumen verfolgten. Der ermordete Lennon begann zu singen.
Plötzlich flammte das Licht auf. Emma taumelte wimmernd zurück. Ein Gesicht tauchte vor ihrem geistigen Auge auf, verschwommen nur, doch beinahe zu erkennen. Dann sah sie Drew.
»Hallo, Emmaschatz. Hast du mich vermisst?«
Emma erwachte aus ihrer Trance und rannte zur Tür. Doch er war schneller. Immer schon war er schneller gewesen. Ein Schlag, und sie verlor das Gleichgewicht. Ihre Tasche flog in hohem Bogen durch das Zimmer. Immer noch lächelnd drehte Drew den Schlüssel herum und legte die Kette vor.
»Wir wollen doch nicht gestört werden, nicht wahr?«
Seine Stimme klang so freundlich, so liebevoll, dass es Emma eiskalt den Rücken herunterlief. »Wie hast du mich gefunden?«
»Ach, ich habe so meine Methoden, Emma. Sagen wir, zwischen dir und mir besteht ein bestimmtes Band. Habe ich dir nicht gesagt, ich würde dich überall finden?«
Hinter ihr spielte die Musik weiter. Alles war ein Alptraum. Könnte sie das doch nur glauben. Sie hatte sie häufig, diese Träume, hörte die Musik im Dunkeln. Sie würde bald schweißüberströmt erwachen, so wie ihr jetzt der Schweiß am Körper herunterlief. Und dann wäre alles vorbei.
»Rate mal, was ich bekommen habe, Emma Eine Scheidungsklage. Das war nicht sehr nett von dir. Wo ich doch seit zwei Wochen krank vor Sorge um dich bin. Du hättest ja entführt werden könnten.« Er grinste teuflisch. »Oder ermordet, so wie dein armer kleiner Bruder.«
»Nicht!«
»Ah, es regt dich auf, von ihm zu sprechen, nicht wahr? Die Musik scheint dich auch aufzuregen. Soll ich sie abstellen?«
»Ja.« Wenn sie die Musik nicht mehr hörte, würde sie wieder klar denken können. Dann würde sie wissen, was zu tun war.
»Na gut.« Er trat einen Schritt auf den Rekorder zu, dann blieb er stehen. »Nein, ich denke, wir lassen sie an. Du musst lernen, dich den Dingen zu stellen, Emma. Habe ich dir das nicht schon immer gesagt?«
Ihre Zähne klapperten. »Ich stelle mich ihnen.«
»Gut. Sehr gut. Nun, als erstes wirst du diesen Schnösel von Anwalt anrufen und ihm sagen, dass du deine Meinung geändert hast.«
»Nein.« Vor lauter Angst konnte sie nur flüstern. »Ich gehe nicht mehr zu dir zurück.«
»Natürlich tust du das. Du gehörst nämlich mir. Du hattest deinen Spaß, Emma, mach es dir nicht noch schwerer.« Als sie abwehrend den Kopf schüttelte, stieß er einen langen,
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