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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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oder das Salzfaß reichte, neigte sie sich rasch zu ihm, um ihm im Fluge auf die Augen, auf die Nase, auf ein Ohr zu küssen. Wenn man sie ausschalt, begann sie heimlich mit allerlei Feinheiten das Spiel von vorne; sie suchte seine Hand zu erhaschen und zu küssen. Fontan tat sehr herablassend und ließ sich voll Würde anbeten. Seine große Nase zitterte in sinnlichem Behagen. Seine Bocksfratze, seine furchtbare Häßlichkeit machte sich breit unter der demütigen Anbetung dieses kräftigen, weißen, schönen Mädchens. Zuweilen geruhte er, einen Kuß zu erwidern, mit der Miene eines Mannes, der sich seines Wertes bewußt ist.
    Ihr werdet auf die Dauer unausstehlich! rief Prulliére endlich aus. Pack dich, Fontan.
    Er wechselte mit Fontan den Platz und setzte sich zu Nana. Allgemeiner Beifall lohnte diese Tat. Fontan schien sehr betrübt; Prulliére hingegen zeigte sich galant gegen Nana; er suchte unter dem Tisch ihren Fuß und erhielt dafür von der Dame einen ausgiebigen Stoß. Nein, meinte sie, mit ihm werde sie sich nicht abgeben. Im vorigen Monat habe sie einen Augenblick Gefallen an seinem hübschen Kopfe gefunden, jetzt aber verabscheue sie ihn. Wenn er es noch einmal wagen solle, unter dem Vorwande, daß er seine Serviette aufhebe, sie zu zwicken, werde sie ihm ein Glas ins Gesicht werfen.
    Der Abend verlief indessen sehr angenehm. Man kam schließlich auf das Varietétheater zu sprechen. Dieses Luder von Bordenave will nicht krepieren! Seine scheußlichen Krankheiten sind wieder ausgebrochen und peinigen ihn dermaßen, daß mit ihm nicht auszukommen ist. Gestern bei der Probe habe er immer auf Simonne geschimpft. Wenn der einmal abkratze, werde ihm niemand eine Träne nachweinen. Nana erklärte, sie werde ihn schön davonjagen, wenn er sich einfallen lasse, ihr eine Rolle anzubieten; sie wolle überhaupt nicht mehr Komödie spielen; das Theater wiege ihr liebes Heim nicht auf. Auch Fontan, der weder in dem gegenwärtigen, noch in dem nächsten Stücke beschäftigt war, fühlte sich sehr glücklich, daß er frei sei und die Abende am Kamin bei seinem lieben Kätzchen zubringen könne.
    Die anderen erschöpften sich in Bewunderung über das Glück der beide und schienen sie sehr darum zu beneiden. Man brach nun den Dreikönigskuchen. Die Bohne fiel der Madame Lerat zu, die sie dem Bosc ins Glas warf. Da riefen alle: Der König trinkt! Der König trinkt! Nana benutzte diesen Ausbruch allgemeiner Heiterkeit, um Fontan beim Kopf zu nehmen, ihn zu küssen und ihm allerlei ins Ohr zu flüstern. Prulliére schrie mit der beleidigten Miene eines hübschen Jungens, dies sei kein Spaß mehr. Ludwig war auf zwei Sesseln eingeschlafen. So verfloß der Abend. Man trennte sich erst gegen zwei Uhr morgens mit dem Versprechen, einander recht oft wiederzusehen.
    Die ersten drei Wochen war dieses Leben sehr angenehm. Nana sah sich in die Zeit ihrer Anfänge zurückversetzt, da ihr erstes Seidenkleid sie so unsagbar glücklich gemacht hatte. Sie ging wenig aus, schwärmte für die Einsamkeit und Einfachheit. Als sie eines Morgens ausging, um auf dem La Rochefoucauld-Markte Fische einzukaufen, fand sie sich plötzlich zu ihrer großen Überraschung Francis, ihrem ehemaligen Friseur gegenüber. Er war nett wie immer, trug feine Wäsche, einen tadellosen Überrock. Sie schämte sich, daß er sie auf der Straße im Schlafrock und Hausschuhen traf. Er benahm sich sehr taktvoll und war noch höflicher als früher. Er erlaubte sich keine Frage und tat, als ob er an Madames Reise glaube. Ach, Madame, hat so manchen unglücklich gemacht, als sie sich entschloß, zu reisen. Es sei ein Verlust für alle gewesen. Nana wurde nach ihrer ersten Verlegenheit neugierig und begann den Friseur auszufragen. Da sie von den Vorübergehenden gestoßen wurden, schob sie ihn unter ein Tor, wo sie mit dem Körbchen am Arme vor ihm stand und ihm zuhörte.
    Was sprach man über ihre Flucht?
    Mein Gott, die Damen, zu denen ich komme, sagten dies und jenes: kurz, ein riesiges Aufsehen.
    Und Steiner?
    Ach, Steiner ist sehr herabgekommen und wird ein übles Ende nehmen, wenn ihm nicht irgendein neues Unternehmen gelingt.
    Und Daguenet?
    Oh, dem geht es vortrefflich; er richtet sich allmählich ein.
    Nana, die sich für die Vergangenheit immer mehr interessierte, öffnete den Mund, um nach jemanden zu fragen: doch der Name Muffat wollte ihr nicht recht über die Lippen. Francis lächelte; er erriet und kam ihr zuvor. Was den Herrn Grafen betreffe, sei es ein

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