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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Die Lerat wiederholte nur die eigenen Worte Zoés. Ohne Zweifel steckt ein Herr dahinter.
    Niemals, rief Nana aus. Saubere Leute, diese Lieferanten. Glauben sie etwa, ich werde mich verkaufen, um ihre Rechnungen zu bezahlen? Lieber will ich Hungers sterben, als Fontan betrügen ...
    Dasselbe habe ich geantwortet, sagte die Lerat. Meine Nichte hat ein gar zu zartfühlendes Herz.
    Aber Nanan war sehr verdrossen, als sie weiter vernahm, daß La Mignotte versteigert und um ein Spottgeld durch Labordette für Caroline Héquet angekauft wurde. Das versetzte sie in Wut gegen die Gesellschaft.
    Sie mögen sich einbilden, was sie wollen, sagte Nana; das Geld gibt niemals das wahre Glück. Für mich existieren diese Leute nicht mehr. Ich bin sehr glücklich.
    Jetzt trat Madame Maloir ein, angetan mit einem jener seltsam geformten Hüte, deren Geheimnis sie allein besaß. Die Freude des Wiedersehens war groß. Madame Maloir erklärte, sie habe sich ferngehalten, weil die Pracht sie einschüchtere. Jetzt wolle sie sich wieder von Zeit zu Zeit einfinden, um eine Partie Bezigue zu spielen. Zum zweiten Male wurde die Wohnung besichtigt; in der Küche vor der Haushälterin, die das Brathuhn begoß, sprach Nana von Sparsamkeit, eine Zofe sei teuer, sie wolle lieber selbst ihre Zimmer in Ordnung halten. Der Kleine stand noch immer da und schaute mit blöden Augen auf die Bratpfanne.
    Jetzt wurden Stimmen hörbar: Fontan war mit Bosc und Prulliére angekommen. Man konnte zu Tisch gehen; die Suppe war schon aufgetragen, als Nana zum dritten Male die Runde machte, um ihren Gästen die Wohnung zu zeigen.
    Ah, Kinder, wie herrlich wohnt Ihr da, rief Bosc immer wieder. Das geschah aber nur aus Gefälligkeit für die guten Kameraden, die ihm ein Essen schenkten. In Wirklichkeit interessierte ihn die Wohnung wenig. Im Schlafzimmer brach er wieder in Rufe der Bewunderung aus. Gewöhnlich behandelte er alle Weiber als Kamele und der Gedanke, daß ein Mann sich eines dieser schmutzigen Geschöpfe auf den Hals laden könne, erregte in ihm die einzige Entrüstung, deren er in seiner Weltverachtung eines Trunkenboldes überhaupt fähig war.
    Ei, die pfiffigen Leutchen, rief er, mit den Augen zwinkernd. Sie haben alles im geheimen vorbereitet. Wahrhaftig, Ihr habt recht und wir werden öfter zu Euch kommen.
    Jetzt ritt Ludwig auf einem Besenstiel herein. Prulliére sagte mit boshaftem Lächeln:
    Schau, das Kindchen gehört schon Euch?
    Die Frage war drollig; die Lerat und die Maloir platzten fast vor Lachen. Nana war keineswegs verletzt; sie lächelte vielmehr gutmütig und meinte: nein, es gehöre unglücklicherweise noch nicht ihnen beiden; sie hätte es wohl gewünscht, in ihrem und des Kindes Interesse. Aber sie würden vielleicht später eines bekommen. Fontan, der den guten Kerl spielte, nahm Ludwig in seine Arme und hätschelte ihn.
    Das hindert ihn nicht, sein Väterchen zu lieben. Nenne mich Papa, kleiner Mistkerl!
    Papa, Papa ... stammelte Ludwig.
    Alle überhäuften das Kind mit Liebkosungen. Bosc, dem die Geschichte zu dumm wurde, beantragte, man solle zu Tisch gehen; das sei das einzig Ernste im Leben. Nana bat um Erlaubnis, Ludwig neben sich behalten zu dürfen. Das Essen war sehr lustig; nur Bosc fand sich belästigt durch das Kind, gegen dessen Angriffe er seinen Teller verteidigen mußte. Auch Madame Lerat störte ihn. Sie war zärtlich und flüsterte ihm allerlei geheimnisvolle Geschichten zu von sehr »feinen« Herren, die sie noch immer verfolgten; auch mußte er schon zweimal sein Knie wegziehen, weil sie es fortwährend drückte, wobei sie verliebte Blicke nach ihm warf. Prulliére benahm sich der Maloir gegenüber ohne alle Höflichkeit. Er vernachlässigte sie vollständig und bediente sie nicht ein einziges Mal. Seine Aufmerksamkeit war ausschließlich auf Nana gerichtet, deren Verhältnis mit Fontan er unbegreiflich fand. Sie hörten nicht auf, bei Tische sich zu küssen und zu liebkosen wie die Turteltauben, und das wurde auf die Dauer langweilig. Gegen alle Anstandsregeln hatten sie bei Tische sich nebeneinander gesetzt.
    Aber eßt doch, rief Bosc. Ihr habt ja später Zeit, wenn wir fort sind.
    Doch Nana vermochte sich nicht zurückzuhalten. Sie befand sich in einem Liebesentzücken, mit geröteten Wangen wie eine Jungfrau und mit Augen, die von Glück und Frohsinn strahlten. Sie wandte keinen Blick von Fontan, überhäufte ihn mit Kosenamen – mein Hündchen, mein Wölfchen, mein Kätzchen – und wenn er ihr Wasser

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