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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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alle diese Dinge sie an! Sie hatte aus Artigkeit ihn mit aller Schonung von der Sache unterrichtet, und nun sollte sie alles entgelten. Nein, sie wollte nicht; sie war eine gutmütige Närrin, aber alles hat seine Grenzen.
    Herrgott, jetzt habe ich es satt! rief sie und schlug wütend mit der Faust auf die Möbel. Ich habe diesem Menschen treu sein wollen, habe mir Entbehrungen auferlegt, und es würde mich nur ein Wort kosten, damit man mir Reichtümer zu Füßen lege ...
    Der Graf blickte überrascht empor. An die Geldfrage hatte er nie gedacht. Sie brauchte nur einen Wunsch zu äußern, meinte er, und er soll erfüllt werden. Sein ganzes Vermögen stehe zu ihrer Verfügung.
    Nein, jetzt ist es zu spät! erwiderte sie wutentbrannt. Ich liebe die Männer, die geben, ohne daß man von ihnen verlangt. Nicht um eine Million ein einziges Mal ... Es ist alles aus zwischen uns. Ich habe schon einen andern da. Geh' oder ich stehe für nichts. Es geschieht ein Unglück ...
    Sie hatte sich ihm drohend genähert.
    In diesem Augenblick der Erbitterung eines gutmütigen Mädchens, das man zum äußersten getrieben und das von seinem Rechte und seiner Überlegenheit über die rechtschaffenen Leute, die es belästigen, überzeugt ist, wurde die Tür plötzlich geöffnet und Steiner erschien.
    Ah, das war zuviel!
    Der auch! schrie sie in furchtbarer Wut.
    Der Bankier blieb verblüfft stehen. Die unvermutete Anwesenheit des Grafen brachte ihn in Verwirrung; er fürchtete jene Erklärung, der er nun schon seit drei Monaten aus dem Wege gegangen war.
    Was willst du? fragte ihn Nana in rauhem Tone.
    Ich ... Ich bringe das Bewußte.
    Was?
    Er zögerte.
    Vor zwei Tagen hatte sie ihm erklärt, daß sie ihn nicht mehr empfangen würde wenn er ihr nicht tausend Franken bringe, deren sie bedürfe, um einen Wechsel zu bezahlen. Seit zwei Tagen lief er in Paris herum, um diese Summe aufzutreiben, was ihm endlich diesen Morgen gelungen war.
    Die tausend Franken ... sagte er endlich, und zog ein Kuvert hervor.
    Nana hatte die ganze Geschichte vergessen.
    Die tausend Franken? rief sie. Brauche ich etwa dein Almosen?
    Sie nahm das Paket und warf es ihm an den Kopf.
    Als vorsichtiger Jude, der er war, sammelte er die Banknoten sorgfältig vom Boden auf. Dann blickte er bestürzt auf Nana. Muffat tauschte mit ihm einen verzweiflungsvollen Blick aus, während sie die Fäuste in die Hüften stemmte und noch lauter schrie:
    Ach, werdet Ihr nun bald aufhören, mich zu beschimpfen? Es ist mir ganz recht, daß du auch da bist. Die Säuberung wird zum mindesten eine vollständige sein. Vorwärts, hinaus!
    Als sie sah, daß sie sich nicht sonderlich beeilten, fuhr sie fort:
    Ihr meinet, ich begehe eine Dummheit? Mag sein; aber Ihr habt es gar zu arg mit mir getrieben. Jetzt habe ich es satt mit der Anständigkeit! Wenn ich dabei zugrunde gehe, ist das meine Sache.
    Sie wollten sie besänftigen und verlegten sich aufs Bitten.
    Eins ... Zwei ... Vorwärts! rief sie. Ihr wollt nicht? Gut, dann seht Euch meine Gesellschaft an!
    Darauf öffnete sie die Tür ihres Schlafzimmers angelweit. Dort sahen die Herren das gänzlich in Unordnung gebrachte Bett und in ihm den Schauspieler Fontan. Mit seiner schwarzen Haut lag er da wie ein Bock. Auf diese plötzliche Vorstellung nicht gefaßt, streckte er eben die nackten Beine in die Luft. Aber als Schauspieler, der an das Publikum gewöhnt ist, machte er sich nicht viel aus der Lage. Nach der ersten Überraschung faßte er sich und grinste die Herren verschmitzt an. In seiner gemeinen Faunfratze saß das Laster. Nana war in einer Anwandlung von Verlangen, das die Mädchen ihrer Art nicht selten für die grimassenhafte Häßlichkeit der Komiker ergreift, seit acht Tagen diesem Komödianten ins Varietétheater nachgelaufen; jetzt hatte sie ihn da.
    Da habt Ihr's! sagte sie, mit der Gebärde einer Tragödin auf ihn zeigend.
    Muffat, der sich alles hatte gefallen lassen, wurde durch diese Schamlosigkeit endlich empört.
    Hure! sagte er, sich voll Abscheu wegwendend.
    Nana, die inzwischen schon wieder in ihrem Zimmer war, kam zurück, um das letzte Wort zu haben.
    Warum Hure! Und dein Weib?
    Dann verschwand sie wieder in ihrem Zimmer, schlug die Tür heftig zu und schob den Riegel vor. Die beiden Männer betrachteten einander stillschweigend. Da kam Zoé hinzu. Sie schob die Herren keineswegs zur Tür hinaus, suchte vielmehr vernünftig mit ihnen zu reden. Als kluge Person, die sie war, fand sie die Torheit Madames sehr

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