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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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andere Wendung zu geben.
    Ich bitte Sie, meine Liebe, ich möchte noch Trüffeln nehmen, sie sind ausgezeichnet. Neulich aß ich welche bei dem Herzog von Corbreuse, die lange nicht so gut waren, wie diese.
    Julien, die Trüffeln, befahl Nana kurz; dann kehrte sie auf ihr Gespräch zurück und sagte:
    Oh, freilich. Papa war nicht sehr vernünftig ... Ein wahrer Schwamm ... Ich habe wahrhaftig in meinem Elternhause genug zu leiden gehabt und es ist nur ein Wunder, wenn ich nicht meine Haut dabei gelassen habe wie Papa und Mama.
    Diesmal fand sich Muffat, der bisher mit einem Messer gespielt hatte, veranlaßt, sich hineinzumengen.
    Was Sie uns da erzählen, ist nicht sehr heiter, bemerkte er.
    Wie, was, nicht heiter? schrie sie, ihn mit einem Blick zu Boden schmetternd. Freilich ist's nicht heiter; wir mußten das Brot herbeischaffen ... Oh, ich bin ein gutes Mädchen, Sie wissen ja; und ich sage die Dinge so, wie sie sind. Mama war eine Wäscherin; Papa betrank sich und trug schließlich den Tod davon. Da haben Sie's und wenn Ihnen das nicht recht ist, wenn Sie sich meiner Familie schämen ...
    Die ganze Gesellschaft protestierte.
    Doch sie fuhr fort:
    Wenn Sie sich meiner Familie schämen, gut, lassen Sie mich. Ich gehöre nicht zu jenen Frauen, die Vater und Mutter verleugnen; man muß mich nehmen wie ich bin, hören Sie?
    Sie nahmen sie also, wie sie war, erkannten Papa und Mama an und ihre ganze Vergangenheit, alles, was sie wollte. Die Herren gaben klein bei und ließen die ganze schmutzige Vergangenheit Nanas ruhig über sich ergehen. Sie gab auch nicht nach. Und wenn sie bis zum Halse im Reichtum säße, wenn man ihr Paläste baute, sie würde sich immer mit Wonne der Zeit erinnern, meinte sie, wo sie gebratene Äpfel gegessen. Nichts ist dümmer als das Geld; das ist gut für die Lieferanten. Kurz: sie schwärme für ein einfaches Leben: ein Herz und eine Hütte.
    In diesem Augenblick bemerkte sie Julien, der kerzengerade dastand und sie anblickte.
    Bringen Sie doch den Champagner, rief sie ihm zu, was starren Sie mich wie eine Gans an?
    Während der ganzen Szene wagten die Dienstleute nicht zu lächeln; sie schienen nicht zu hören und wurden immer würdiger, je tiefer Nana sich in den Schlamm versenkte.
    Julien machte sich daran, Champagner einzuschänken, Franz ging hinter ihm mit der Fruchtschüssel her. Dabei war er ungeschickt, die Schüssel ein wenig umkippen zu lassen, so daß Äpfel, Birnen, Trauben auf den Tisch fielen.
    Ungeschickter Esel! schrie Nana.
    Der Diener wollte sich in Erklärungen einlassen: das Obst sei nicht fest genug aufgeschichtet worden; Zoé habe den ganzen Haufen erschüttert, indem sie einige Orangen herausnahm.
    Dann ist Zoé eine diebische Elster! sagte Nana.
    Aber Madame ... murmelte die Kammerfrau verletzt.
    Nana erhob sich und sagte mit der stolzen Gebärde einer Königin:
    Nun ist's genug, alle hinaus. Wir bedürfen eurer nicht mehr.
    Dieses Vorgehen beschwichtigte sie plötzlich. Sie war wieder sanft und liebenswürdig.
    Der Nachtisch gestaltete sich sehr heiter, es machte den Herren Spaß, sich selbst zu bedienen. Satin, die sich eine Birne geschält hatte, setzte sich hinter ihre Geliebte, um zu essen, lehnte sich dabei an ihre Schulter und sagte ihr allerlei Dinge ins Ohr, worüber beide in ausgelassener Weise lachten. Dann wollte sie das letzte Stückchen der Birne mit ihr teilen und bot es ihr zwischen den Zähnen an; sie bissen dabei einander in die Lippen und verzehrten ihr letztes Stückchen Birne in einem Kusse. Da folgten komische Proteste seitens der Herren. Philipp rief ihnen zu, sie möchten sich nicht stören lassen. Vandeuvres fragte, ob die Herren vielleicht hinausgehen sollten. Georges erhob sich, nahm Satin um die Taille und führte sie auf ihren Platz zurück.
    Seid ihr aber einfältig, rief Nana. Ihr bringt sie zum Erröten. Die arme Kleine ... Laß sie reden, mein Kind; das sind unsere kleinen Angelegenheiten. Dann wandte sie sich an Muffat, der noch immer ernst dreinsah, mit der Frage:
    Nicht wahr, mein Freund?
    Ja gewiß, murmelte er, mit dem Kopfe nickend.
    Jetzt hörten die Proteste auf. Inmitten dieser Herren von großem Namen, inmitten dieses uralten Adels trieben diese beiden Frauenzimmer ihr Spiel mit dem ruhigen Mißbrauch ihres Geschlechtes und der eingestandenen Verachtung für die Männer. Sie triumphierten. Die Gesellschaft begab sich in den kleinen Salon, um den Kaffee zu nehmen. Zwei Lampen verbreiteten ein mildes Licht über die

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