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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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rosafarbenen Tapeten und Vorhänge, über die Möbel aus weißblauem Lackholz und die Verzierung der Decke in antikem Gold. Das Kaminfeuer verzehrte sich langsam, es hatte den ganzen Nachmittag gebrannt, so daß es im Salon recht heiß war. In diesem Raume, wo das intime Leben Nanas atmete, wo man überall ihre Handschuhe, ihre Sacktücher, ein offenes Buch, Blumen umher liegen fand, da war sie eigentlich zu Hause; da gab sie sich voll und ganz, wie sie war, das in den Schlafrock gehüllte, veilchenduftende, unordentliche, gutmütige Mädchen, reizend inmitten dieses Reichtums, wo die breiten Sessel und Sofas zu trägem Schlummer und traulichem Liebesgeflüster in den verschwiegenen Winkeln einluden.
    Satin hatte sich in der Nähe des Kamins auf ein Sofa hingestreckt. Sie rauchte eine Zigarette; Vandeuvres gönnte sich den Spaß, ihr eine abscheuliche Eifersuchtsszene zu machen. Er drohte, daß er ihr seine Zeugen schicken wolle, wenn sie es noch einmal versuche, Nana ihren Pflichten abspenstig zu machen. Philipp und Georges mengten sich auch in die Sache, scherzten mit ihr und drangen so heftig auf sie ein, daß sie ausrief:
    Nana, meine Liebste, schaffe mir doch Ruhe; sie sind schon wieder hinter mir her.
    Lassen Sie sie doch, sagte Nana ernst; ich will nicht, daß man sie quält; Sie wissen es ja. Und du, mein Kätzchen, warum gibst du dich mit ihnen ab? Du weißt, wie unvernünftig sie sind.
    Satin steckte die Zunge heraus und ging in das Toilettezimmer, durch dessen offene Tür man die Marmorwände in dem matten Lichte einer Nachtlampe glänzen sah.
    Dann plauderte Nana als liebenswürdige Hausfrau mit den vier Herren. Sie hatte im Laufe des Tages einen Roman gelesen, der Aufsehen machte. Es war die Geschichte eines Mädchens. Sie sprach sich verdammend über das Buch aus; all das sei erlogen, meinte sie und zeigte sich sehr entrüstet über diese Gattung von Literatur, welche sogar noch auf Naturwahrheit Anspruch erhob. Es sei doch nicht möglich, alles wiederzugeben, meinte sie, ein Roman habe nur die Bestimmung, angenehm die Zeit zu vertreiben. In bezug auf Bücher und Theaterstücke hatte Nana ihr feststehendes Urteil; sie schwärmte für zarte und edle Werke, die ihre Phantasie beschäftigten und ihr Herz veredelten. Dann kam das Gespräch auf die Unruhen, die sich in Paris bemerkbar machten, auf die Brandartikel der Zeitungen, auf die geräuschvollen öffentlichen Versammlungen. Nana äußerte sich mit Entrüstung über die Republikaner. Was wollen sie denn, diese schmutzigen Leute, die sich niemals waschen? Ist denn nicht alle Welt zufrieden? Hat denn der Kaiser nicht alles getan, um sein Volk glücklich zu machen? Ein schmutziges Pack, dieses Volk! Sie kenne es wohl und könne davon sprechen. Und indem sie vollständig vergaß, daß sie erst vorhin beim Mittagstisch Achtung für ihren Ursprung forderte, trat sie jetzt ihre ganze Familie und den ganzen Stand, dem sie angehörte, voll Ekel und Widerwillen mit Füßen. Sie hatte nachmittags im »Figaro« einen komisch gehaltenen Bericht über eine öffentliche Versammlung gelesen und lachte jetzt noch über einen Betrunkenen, der an die Luft gesetzt worden war.
    Oh, diese Trunkenbolde, sagte sie. Nein, die Republik wäre für alle ein großes Unglück, Gott erhalte uns den Kaiser, so lange wie möglich.
    Der Herr wird Sie hören, meine Liebe, erwiderte der Graf ernst; der Kaiser steht fest.
    Es war dem Grafen immer angenehm, wenn er Nana so wohl gesinnt sah. In der Politik verstanden sie einander. Auch Vandeuvres und der Leutnant Hugo scherzten über die Maulhelden, die sofort Fersengeld geben, wenn es sich darum handelt, dreinzuschlagen.
    Nur Georges blieb still und düster.
    Was ist dem Jungen heute? fragte Nana, als sie ihn so mißmutig sah.
    Nichts, ich höre zu, erwiderte er.
    Doch er litt. Als sie sich von der Tafel erhoben, hatte er bemerkt, daß sein Bruder mit Nana schäkerte, und es schien ihm, als sei jetzt Philipp bei ihr in Gunst, nicht er. Seine Brust hob sich bei diesem Gedanken, ohne daß er sich darüber Rechenschaft geben konnte. Er konnte sie nicht beisammen sehen; abscheuliche Gedanken schnürten ihm die Kehle zusammen, daß er Scham und Beklemmung darüber empfand.
    Er, der über Satin nur lachte; der Steiner und Muffat sich hatte gefallen lassen, lehnte sich auf und wurde rot bei dem Gedanken, daß Philipp eines Tages dieses Weib berühren könnte.
    Da hast du Bijou, sagte sie, um ihn zu trösten, indem sie ihm das Hündchen reichte,

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