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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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daraus machen, ihn in den Morast zu stoßen; doch sie tue es nicht; sie wolle nur sein Glück. Sie hatte ihn näher herangezogen; sein Haupt ruhte neben dem ihrigen auf dem Kissen; sie hatte einen Arm um seinen Nacken gelegt und flüsterte ihm leise zu:
    Hör' mich an, mein Kätzchen: du wirst dich mit deiner Frau aussöhnen.
    Er fuhr empor. Niemals. Das sei zu viel Schande.
    Doch sie drang mit zärtlichen Worten weiter in ihn:
    Du wirst dich mit deiner Frau aussöhnen ... Du willst doch nicht überall hören, daß ich dich deinem Hause abspenstig gemacht habe? Das würde mir einen abscheulichen Ruf machen; was würde man von mir denken? Aber schwöre mir, daß du mich immer lieben wirst. Denn in dem Augenblicke, wo eine andere ...
    Tränen erstickten ihre Stimme. Er unterbrach sie mit seinen Küssen und sagte wiederholt:
    Du bist närrisch. Das ist unmöglich ...
    Doch, doch! Es muß sein ... Ich werde mich schon in mein Schicksal fügen. Sie ist ja schließlich deine Frau. Das ist nicht so, als ob du mich mit der erstbesten betrügen würdest ...
    In dieser Weise fuhr sie fort, ihm die besten Ratschläge zu geben. Sie sprach sogar von Gott. Er glaubte, Herrn Venot zu vernehmen, wie dieser ihm eine Predigt hielt, um ihn der Sünde zu entreißen. Sie meinte übrigens nicht, daß er mit ihr brechen solle. Sie träumte von einem zwischen der Frau und Geliebten geteilten Leben voll Ruhe ohne Verdruß für irgendjemanden, eine Art von glücklichem Traum inmitten der unvermeidlichen Gemeinheiten des Lebens. Das werde nichts an ihrer Lebensweise ändern; er werde ihr liebes Kätzchen bleiben; nur werde er etwas seltener kommen und die Nächte, die er nicht bei ihr zubringe, der Gräfin widmen. Sie war mit ihrer Kraft zu Ende und schloß im Flüstertone:
    Ich werde endlich das Bewußtsein einer guten Tat haben, und du wirst mich noch mehr lieben ...
    Stillschweigen trat ein. Sie hatte die Augen geschlossen und lag bleich auf den Kissen da. Unter dem Vorwande, sie nicht ermüden zu wollen, schwieg er jetzt. Nach Verlauf einer Minute öffnete sie wieder die Augen und murmelte:
    Und woher nimmst du das Geld, wenn du dich mit deiner Frau überwirfst? Labordette ist gestern wegen des Wechsels gekommen ... Mir selbst mangelt es an allem; ich habe kaum mehr etwas anzuziehen.
    Dann schloß sie wieder die Augen und lag wie tot da. Ein Schatten tiefer Kümmernis flog über des Grafen Antlitz. Der Schlag, der ihn heimgesucht, hatte ihn seit gestern abend die Geldverlegenheiten vergessen lassen, in denen er sich befand. Trotz aller Zusage war sein Wechsel, nachdem er einmal verlängert, in den Verkehr gebracht worden. Labordette tat, als ob er hierüber in Verzweiflung sei, und schob alle Schuld auf den Friseur Francis; nie mehr, sagte er, wolle er sich mit Leuten ohne Erziehung in Geschäfte einlassen. Es mußte gezahlt werden; der Graf konnte seine Unterschrift nicht verleugnen, überdies waren, abgesehen von Nanas Forderungen, auch bei ihm außerordentliche Ausgaben vorgekommen. Seit der Rückkehr aus Fondettes zeigte die Gräfin plötzlich Geschmack für Luxus, eine Gier nach gesellschaftlichen Vergnügungen, die ihr Vermögen aufzehrten. Man sprach bereits von ihren verderblichen Launen. Sie hatte ihren Haushalt ganz neu eingerichtet, fünfhunderttausend Franken wurden auf die Umwandlung des alten Hauses in der Miromesnil-Straße und auf außergewöhnliche Toiletten verschwendet. Weitere große Summen waren verschwunden, vielleicht gar verschenkt, man wußte nicht, wem und wohin, man gab sich auch keine Rechenschaft darüber. Zweimal hatte sich Muffat Bemerkungen erlaubt, er wolle wissen, wohin das Geld gekommen; aber, sie sah ihn mit einem so seltsamen Lächeln an, daß er es nicht wagte sie weiter zu befragen, aus Furcht, eine allzu deutliche Antwort zu erhalten. Wenn er sich entschloß, aus Nanas Hand Herrn Daguenet als Schwiegersohn anzunehmen, so tat er es hauptsächlich mit dem Gedanken, daß er in diesem Falle die Mitgift der Komtesse Estella auf zweihunderttausend Franken herabsetzen könne, was für den jungen Mann noch immer ein unverhofftes Glück sei.
    In der brennenden Notwendigkeit, die hunderttausend Franken zur Bezahlung des Wechsels zu finden, der sich in Labordettes Händen befand, dachte Muffat seit acht Tagen an einen einzigen Ausweg, vor dem er jedoch zurückschrak. Dieser Ausweg war: Les Bordes zu verkaufen, eine herrliche Besitzung, auf eine halbe Million geschätzt, welche die Gräfin von einem Oheim geerbt

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