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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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diese Lichter, diese Blumen, diese Musik ließen sie völlig gleichgültig.
    Ein Abenteuer, sagte Madame de Joncquoy. Ich habe ihn niemals gesehen.
    Still, murmelte Madame Chantereau, hier kommt er.
    Daguenet, der Madame Hugon und ihre Söhne bemerkte, beeilte sich, der alten Dame seinen Arm zu reichen, und er lachte und zeigte sich so höflich und zuvorkommend, als ob sie mitgewirkt habe, sein Glück zu begründen.
    Ich danke Ihnen, sagte sie, vor dem Kamin Platz nehmend; sehen Sie, das ist mein altes Plätzchen.
    Kennen Sie ihn denn? fragte Madame de Joncquoy, als Daguenet fertig war.
    Gewiß, ein charmanter junger Mann ... Georges liebt ihn sehr, oh, eine der ehrenhaftesten Familien.
    Die gute Dame verteidigte ihn gegen eine Feindseligkeit, die sie hier bemerkte. Sein Vater, von Louis Philipp sehr geschätzt, hatte bis zu seinem Tode eine Präfektur bekleidet. Er selbst habe vielleicht über die Schnur gehauen; man behaupte, er sei ruiniert. Auf jeden Fall werde einer seiner Oheime, ein Großgrundbesitzer, ihm sein Vermögen vererben. Doch diese Damen ließen die Köpfe sinken, während Madame Hugon, selbst ein wenig verlegen, immer wieder auf die Ehrenhaftigkeit seiner Familie zurückkam. Madame Hugon war sehr matt, sie beklagte sich über ihre Beine. Seit einem Monat bewohnte sie ihr Haus in der Richelieu-Straße; sie war nach der Stadt gekommen, um eine ganze Menge Angelegenheiten zu ordnen. Ein Schatten der Trauer verschleierte ihr mütterliches Lächeln.
    Einerlei, schloß Madame Chantereau. Estella hätte, auf eine bessere Versorgung Anspruch gehabt.
    Die Musik gab jetzt das Zeichen zu einer Quadrille. Die Gesellschaft zog sich nach beiden Seiten des Salons zurück, um den Tänzern Platz zu machen. Man sah jetzt helle Kleider hin und her gleiten und sich dann mit den schwarzen Röcken der Herren vermengen. Das blitzende Geschmeide, die Federn und Blumen auf den Köpfen der Damen boten in dem reichen Gaslichte, das die Gesellschaft beleuchtete, einen prächtigen Anblick. Es war bereits heiß im Saale, ein durchdringendes Parfüm stieg von den leichten Kleidern aus Seide und Atlas auf, in denen die weißen Schultern schimmerten. Durch die offenen Türen sah man in den benachbarten Zimmern viele Frauen sitzen, gemütlich plaudernd und sich Kühlung zufächelnd. Immer neue Gäste kamen; an der Türe stand ein Diener, der ihre Namen in den Saal hineinrief, während im Saale selbst die Herren ihre Damen unterzubringen suchten. Das Haus füllte sich immer mehr, immer dichtere Gruppen von Damen bildeten sich, und es gab in dem Salon einzelne Winkel, wo die Schleppen, Spitzen, Schleifen den Weg versperrten trotz der Höflichkeit, die man füreinander hatte. Im Garten sah man unter dem bleichen rosafarbenen Lichte der venezianischen Lampen einzelne Paare, die der Hitze des Salons entronnen waren und sich im schattigen Dunkel verloren. Hier begegnete Steiner Foucarmont und La Faloise, die am Büfett ein Glas Champagner tranken.
    Sehr schick, rief La Faloise, indem er das auf vergoldeten Lanzen ausgespannte Purpurzelt betrachtete; man glaubt, auf dem Lebkuchenmarkt zu sein.
    La Faloise spielte seit einiger Zeit fortwährend den Blasierten; er machte den Lebemann, der schon alles genossen hat und nichts mehr findet, was wert ist, ernst genommen zu werden.
    Der arme Vandeuvres wäre doch überrascht, wenn er wiederkäme, murmelte Foucarmont. Sie erinnern sich noch, wie er da drin vor dem Kamin fast vor Langeweile umkam, es war damals wirklich nicht sehr heiter.
    Lassen Sie mich mit diesem Vandeuvres, sagte La Faloise verächtlich. Der hat sich sehr geirrt, wenn er glaubte, mit der Geschichte, wie er sich mit seinen Pferden braten läßt, uns zu verblüffen. Kein Mensch spricht mehr davon. Gestorben und verdorben. Aus ist's. Gehen wir weiter.
    Jetzt trat Steiner hinzu; nachdem er ihm die Hand gedrückt, sagte er:
    Sie wissen, meine Herren, eben ist Nana angekommen. Oh, meine Kinder, das war ein Auftreten, großartig. Zunächst küßte sie die Gräfin, dann als die beiden Verlobten sich näherten, segnete sie diese, indem sie sagte: Höre, Paul, wenn du diesem Kinde Übles zufügst, wirst du es mit mir zu tun haben. Wenn Sie das nicht gesehen haben, haben Sie nichts gesehen.
    Die beiden anderen hörten verblüfft mit offenem Munde zu. Schließlich lachten sie. Steiner war entzückt, er fand den Spaß ausgezeichnet.
    Wie, hätten Sie geglaubt, daß solches geschehen könne ... Warum nicht? Hat doch Nana diese Ehe

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