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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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hatte. Um dieses Landgut zu verkaufen, bedurfte es der Unterschrift der Gräfin, die im Sinne ihres Ehevertrages die Besitzung ohne Zustimmung des Grafen gleichfalls nicht veräußern durfte. Am Abend vorher hatte er sich entschlossen, über die Unterschrift mit seiner Frau zu reden. Und in diesem Augenblick trat die Katastrophe ein, wodurch er sich niemals entschließen konnte, eine solche Abmachung mit seiner Gattin einzugehen. Dieser Gedanke verschärfte noch das niederschmetternde Bewußtsein von dem Ehebruch seiner Frau. Er begriff recht wohl, wo Nana mit ihrem Verlangen, daß er sich mit der Gräfin aussöhne, hinaus wollte. Denn in seiner wachsenden Verlegenheit hatte er sich bei ihr über die Lage beklagt, hatte ihr auch seinen Plan betreffs der Besitzung Les Bordes verraten und ihr auch von seiner Scheu gesprochen, mit der Gräfin über ihre Zustimmung zu diesem Plane zu unterhandeln.
    Nana schien nicht weiter in ihn dringen zu wollen; sie öffnete die Augen nicht wieder. Als er sie so bleich liegen sah, empfand er Furcht und hielt ihr das Riechfläschchen hin. Sie seufzte tief auf und fragte dann, ohne Daguenets Namen zu nennen:
    Wann ist die Hochzeit angesetzt?
    In fünf Tagen, nächsten Dienstag wird der Ehekontrakt unterfertigt.
    Da murmelte sie noch immer mit geschlossenen Augen, als ob sie in der Nacht ihre geheimsten Gedanken spreche:
    Schließlich, mein Kätzchen, weißt du, was du zu tun hast ... Ich will, daß jeder zufrieden sei.
    Er besänftigte sie und nahm ihre Hand in die seine. Ja, meinte er, er werde alles mögliche tun; die Hauptsache sei, daß sie sich erhole, und er sträubte sich nicht mehr gegen ihren Willen. Dieses so laue, so schläfrige, von Äther durchströmte Krankenzimmer hatte vollends dazu beigetragen, in ihm das Bedürfnis eines glücklichen Friedens hervorzurufen. Seine ganze Männlichkeit, erweckt durch den ihm zugefügten Schimpf, war in der Wärme dieses Bettes, in der Nähe dieser leidenden Frau wieder verschwunden, dieser Frau, die er mit der Erregtheit eines Fiebers und in der Erinnerung an die Stunden ihrer Wollust pflegte. Er neigte sich über sie und preßte sie an sich, während sie mit leblosem Gesicht dalag und nur ein leises Lächeln des Triumphes ihren Mund umspielte.
    Jetzt erschien der Doktor Boutarel.
    Nun, wie geht's dem lieben Kinde? sagte er vertraulich zu Muffat, den er als Gatten behandelte. Ich hoffe, sie hat nicht zu viel gesprochen.
    Der Doktor war ein schöner, noch junger Mann, der in der galanten Welt eine ausgezeichnete Praxis besaß. Er war sehr heiter, lachte vertraulich in Gesellschaft dieser Damen, schlief niemals mit ihnen, ließ sich sehr gut und sehr pünktlich bezahlen. Auch war er sehr dienstbereit; Nana beispielsweise ließ ihn wöchentlich zwei, dreimal holen; sie lebte in einer fortwährenden Angst vor dem Tode, vertraute ihm ihre kindische Furcht an, die er durch die Erzählung von allerlei Tratsch und törichten Geschichten kurierte. All diese Damen hatten ihn sehr gern. Aber dieses Mal war es bei Nana ernst.
    Muffat zog sich tief bewegt zurück; er fühlte, als er die arme Nana so schwach sah, nichts als Rührung und Zärtlichkeit. Als er sich anschickte hinauszugehen, rief sie ihn durch einen Wink nochmals zu sich, bot ihm die Stirne zum Kusse, und flüsterte ganz leise, im Tone einer scherzhaften Drohung:
    Du weißt, daß ich es dir erlaubt habe ... Du kehrst mit deiner Frau versöhnt zurück oder überhaupt nicht mehr; ich wäre sonst böse ...
    Die Gräfin Sabine wollte, daß der Ehevertrag ihrer Tochter an einem Dienstag unterfertigt werde; das neueingerichtete Haus, in dem kaum noch die Malereien getrocknet waren, sollte durch ein großes Fest eingeweiht werden. Fünfhundert Einladungen waren ohne besonders sorgfältige Wahl versandt worden. Noch am Morgen des erwähnten Tages waren die Tapezierer mit der Befestigung von Vorhängen beschäftigt, und in dem Augenblick, wo man die Gaslichter anzünden sollte, erteilte der Architekt, begleitet von der Gräfin, die sich für alle diese Verfügungen leidenschaftlich interessierte, die letzten Anordnungen.
    Es war ein liebliches Frühlingsfest. Der warme Juniabend gestattete, daß man die beiden großen Türen des Salons öffnete und den Ball bis nach dem Garten ausdehne. Als die ersten Gäste ankamen, die vom Grafen und der Gräfin an der Tür empfangen wurden, waren sie völlig geblendet. Man mußte sich nur erinnern, wie dieser Salon ehemals aussah, als noch das eisige Andenken

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