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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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gesagt! rief Nana. Er antwortete mir, es stünden ihm große Zahlungen bevor. Der geht nicht über tausend Franken für den Monat hinaus ... Der Zigeuner sitzt auf dem trockenen; er muß im Spiel verloren haben. Was den armen Mimi betrifft, so wäre es notwendig, ihm Geld zu leihen. Ein Sinken der Wertpapiere auf der Börse hat ihn völlig blank gemacht; er hat nicht einmal soviel, um mir Blumen zu kaufen.
    Das bezog sich auf Daguenet. In den ersten Morgenstunden hatte Nana kein Geheimnis vor Zoé. Diese war an solche Vertraulichkeiten schon gewöhnt und nahm sie mit einer gewissen respektvollen Teilnahme auf. Da Madame die Gnade hatte, über ihre Angelegenheiten mit ihr zu sprechen, wollte auch sie ihre Meinung sagen. Vor allem wolle sie versichern, wie sehr sie Madame zugetan sei. Sie hatte ihrethalben Madame Blanche verlassen und Gott weiß, daß Madame Blanche alles mögliche aufgeboten, um sie zurückzulocken. An Plätzen fehlte es ihr nicht, sie sei ja bekannt genug. Aber sie wolle bei Madame bleiben, selbst in den Tagen der Not, weil sie Vertrauen in Madames Zukunft habe. Dann gab sie ihre Ratschläge zum besten. So lange man jung sei, dürfe man allerlei Torheiten begehen. Jetzt heiße es aber, die Augen öffnen, denn die Männer dächten jetzt nur daran, Madame zu huldigen. Oh, sie würden sich jetzt scharenweise einfinden. Madame brauche nur ein Wort zu sagen, um ihre Gläubiger zu befriedigen und soviel Geld zu bekommen, wie sie wolle.
    All das verschafft mir doch keine dreihundert Franken, sagte Nana, in den wirren Flechten ihres Haares wühlend. Ich muß dreihundert Franken haben, heute, sofort ... Es ist zu dumm, daß ich niemanden kenne, der mir dreihundert Franken gibt ...
    Sie wollte Madame Lerat nach Rambouillet senden, um ihren Ludwig zu holen. Der Gedanke, diesen Plan nicht ausführen zu können, verdarb ihr die Freude an dem gestrigen Triumph. Daß sich unter all den Männern, die ihr gestern zugejubelt hatten, kein einziger fand, der ihr fünfzehn Louis bringen würde! ... Auch könne man ja nicht so ohne weiteres Geld annehmen ... Kurz: sie fühlte sich unglücklich. Sie kam immer wieder auf ihr Kind zu sprechen. Es habe so unschuldige Engelsäuglein und stammle so drollig »Mama«, daß man sich darüber krank lachen müsse ...
    In diesem Augenblick ertönte die elektrische Klingel.
    Zoé ging hinaus, kam bald zurück und meldete in vertraulichem Tone:
    Eine Frau.
    Sie hatte dieses Weib zwanzigmal gesehen, aber sie tat, als ob sie sie nicht kenne und nicht wisse, welche Beziehungen dieses Weib zu Damen, die in Verlegenheit sind, unterhalte.
    Sie hat mir ihren Namen genannt: Madame Tricon.
    Die Tricon, rief Nana. Richtig, an die habe ich nicht gedacht ... Laß sie eintreten.
    Zoé führte eine hochgewachsene, alte Dame ein, die Löckchen trug. Sie hatte das Aussehen einer herabgekommenen Gräfin, die ewig bei den Advokaten steckt, um ihre Prozesse zu betreiben.
    Zoé verschwand unbemerkt mit einer geschmeidigen Bewegung, mit der sie das Zimmer zu verlassen pflegte, wenn ein Herr erschien. Sie hätte übrigens bleiben können. Die Tricon nahm nicht einmal Platz. Zwischen ihr und Nana fand eine Unterredung in wenigen Worten statt.
    Ich habe heute jemanden für Sie. Wollen Sie?
    Ja ... Wieviel?
    Zwanzig Louis.
    Um wieviel Uhr?
    Um drei Uhr. Abgemacht?
    Abgemacht.
    Dann sprach die Tricon vom Wetter. Es sei so trocken, daß man zu Fuß gehen könne. Sie habe noch vier oder fünf Personen zu besuchen. Dann blickte sie auf ein Namensverzeichnis, das sie aus der Tasche zog, und entfernte sich. Nana schien beruhigt. Ein leichtes Frösteln lief über ihre Schultern, sie grub sich wieder in das warme Bett ein. Langsam schloß sie die Augen zur Hälfte. Sie lächelte bei dem Gedanken, daß sie am folgenden Tage Ludwig hübsch ankleiden werde. Im Schlafe durchlebte sie von neuem die Ereignisse der Nacht, mit den lauten Beifallsrufen, die sie wohlig einwiegten.
    Um elf Uhr kam Madame Lerat.
    Nana schlief noch. Bei dem Geräusch der sich öffnenden Türe erwachte sie und sagte zu Lerat:
    Du wirst heute nach Rambouillet fahren.
    Ich bin deshalb gekommen, sagte die Tante. Um zwölf Uhr zwanzig Minuten geht ein Zug; mit diesem will ich fahren.
    Nein, ich werde das Geld erst später haben, sagte Nana. Dabei streckte sie die Arme, daß ihr Busen sich spannte. Du wirst frühstücken, dann werden wir über die Sache reden.
    Zoé brachte einen Frisiermantel.
    Madame, flüsterte sie, der Friseur ist da.
    Nana hatte

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