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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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…«
    »So, meine Herren, starker schwarzer Kaffee, der unsere müden Lebensgeister weckt«, rief Breitenecker aus, der ein Tablett mit dampfenden Tassen vor sich hertrug und auf seinem Schreibtisch abstellte. Er sah Georg und Paul vor dem offenen Schrank stehen und aufmerksam die Trennwand begutachten.
    »Ein schönes Stück, nicht wahr?«, begeisterte er sich und hielt den beiden Besuchern zwei Tassen hin. »Der Überlieferung nach kommt er aus einem Kloster in der Nähe von Wien, das im Zuge der Säkularisierung aufgelöst wurde. Daher musste man beim Einbau mit dem vorliebnehmen, was da war. Die Größe der Türen ist jedenfalls verschieden, daran erkennt man, dass die Schrankwände adaptiert werden mussten.«
    »Das würde aber bedeuten … also, wenn die Schränke erst nach der Säkularisierung in diesen Raum gekommen sind, dass die Möbel erst unter Joseph II. hierher …«, holte Georg aus, aber Paul trat ihm auf die Zehen.
    »Entschuldigen Sie, Herr Professor, könnten Sie vielleicht noch etwas Milch für den Kaffee holen gehen? Ich bekomme Magenschmerzen, wenn ich ihn schwarz trinke.« Paul verzog leidend das Gesicht.
    Mit den Worten »Ach, das habe ich ja ganz vergessen« war Breitenecker auch schon wieder verschwunden und Wagner und Sina musterten erneut die Trennwand.
    »Ich glaube, ich hab’s«, flüsterte Georg und deutete auf eine haarfeine Linie. »Wie in jedem alten Büro muss hier irgendwo eine Giftlade sein, wo die Besitzer pikantes oder heißes Material verstecken konnten. Der oberste Teil des Pilasters an der Frontverkleidung ist sicher beweglich. Damals waren das entweder einfache, durch die Ornamente getarnte Laden, oder die Geheimfächer wurden mit Federn zugehalten. Der Entriegelungsmechanismus muss also leicht aktivierbar sein, und zwar von innen, sonst könnte ja jeder daherkommen. Also …«
    Paul beugte sich in den Schrank und tastete frenetisch darin herum. »Keine Metallteile außer den Beschlägen und den Eingriffen für die Riegel der Schlösser … Moment mal!« Er holte zwei Kaffeelöffel vom Tablett und drückte gleichzeitig links und rechts jeweils mit der Spitze in die Kanäle für die Riegel. Mit einem leisen Klick sprang das Geheimfach auf und der hölzerne Pilaster fiel Georg in die Hände.
    Die wenige Zentimeter breite Giftlade war gut einen halben Meter hoch und bis auf eine alte Lederhülle leer. Mit einem schnellen Griff steckte Paul die Hülle in seine Jacke, während Georg die Verkleidung wieder aufsetzte und festdrückte. Der alte Mechanismus rastete mühelos wieder in die Ausgangsposition ein.
    »Hoffentlich haben wir jetzt nicht die Pornoheftchen eines k.u.k. Kanzleirates mitgehen lassen«, flüsterte der Reporter Georg zu.
    In diesem Moment betrat Professor Breitenecker mit einem Kännchen Milch das Büro und hielt es triumphierend hoch. »Heureka! Ich hab’s gefunden«, scherzte er. Dann goss er etwas Milch in jede Tasse und reichte sie an seine beiden Besucher mit den Worten: »So, aber jetzt erzählen Sie mir endlich, wonach Sie eigentlich suchen!«
    Breitensee, Wien/Österreich
    B ernhard, sie haben das vierte Dokument.« Valeries Stimme verriet ihre Aufregung.
    »Wer hat das vierte Dokument?« Berner presste das Handy ans Ohr und war blitzartig wach. Er schaute auf die Uhr und erschrak. Er hatte verschlafen, und zwar gründlich.
    »Hab ich dich aufgeweckt? Sag mir, dass das nicht wahr ist. Weißt du, wie spät es ist?«
    »Valerie, ich … ach vergiss es, ich hab meinen Wecker überhört«, grummelte Berner. Er fühlte sich ertappt. Dann drang die Nachricht zu seinem Gehirn durch. »Das vierte Dokument ist aufgetaucht? Wer hat es?«
    »Paul und Georg haben es gerade in der Hofburg entdeckt, versteckt in der Vertäfelung von Schirachs ehemaligem Büro.« Während sie telefonierte, schlüpfte Valerie in ihre Jacke und überlegte kurz, dann steckte sie die Smith & Wesson in den Hosenbund, wollte wie gewohnt ihre Sporttasche mit der übrigen Ausrüstung nehmen, bevor ihr einfiel, dass die im Wagen der Botschaft lag. Valerie fluchte leise.
    »Unglaublich, die beiden sind unschlagbar«, gab Berner zu und schwang sich aus dem Bett. »Wo sind sie jetzt und wo bist du?« Die Spinnweben in seinem Gehirn lösten sich langsam auf.
    »Ich habe in Pauls Refugium übernachtet, nachdem die Botschaft mich sicher suchen lässt. Ich wollte es ihnen nicht zu einfach machen und zu mir nach Hause fahren. Paul war die ganze Nacht unterwegs wegen dem Mord am Bundeskanzler, also war

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