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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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Steinkreuz in die beiden Grabsteine der de Lignes donnern.
    Doch dann geschah etwas Unerwartetes. Wie eine Klapptüre schwang ein Stück des Bodens samt Pflanzen und Gras hinter dem Kreuz nach oben, bevor es in einem 45-Grad-Winkel offen stehen blieb.
    Wagner pfiff durch die Zähne. »Das war ziemlich genial, Johann«, stieß er anerkennend hervor und Georg ergänzte verwundert: »Darauf muss man erst einmal kommen … Nichts beschleunigt die Erinnerung so flott wie ein lauter Knall …«
    Berner blickte sprachlos auf die Öffnung hinter dem Kreuz. Als er sich von seiner Überraschung erholt hatte, räusperte er sich und klopfte Johann auf die Schulter. »Da hätten wir lange suchen können«, brummte er dann.
    »Bis unter unseren Füßen die Bombe hochgegangen wäre«, ergänzte Paul. »Jetzt wissen wir, warum hier keine Wachen stehen. Weil nämlich niemand außer Johann so schnell hinter das Geheimnis des versteckten Eingangs gekommen wäre.«
    »Jedenfalls nicht rasch genug, um die Explosion zu verhindern«, sagte Eddy und eine gehörige Portion Stolz schwang in seiner Stimme mit. Johann winkte bescheiden ab.
    »Aber wir sollten keine Zeit verlieren«, gab Eddy jetzt zu bedenken. »Wenn diese Geheimtür mit einem Kontakt versehen war, der irgendwo Alarm auslöst, dann haben wir vielleicht noch weniger Zeit, als wir glauben, bevor die Gegenseite im Anmarsch ist.«
    Johann öffnete rasch den Metallkoffer zu seinen Füßen und zog eine starke Taschenlampe heraus. Dann beugte er sich in die schwarze Öffnung und untersuchte kurz den Rahmen der Klappe. »Sie haben sich zu sicher gefühlt«, meinte er schließlich, »kein Hinweis auf eine Alarmanlage. Das gibt uns fast zwei Stunden, um die Bombe zu entschärfen.«
    Damit ergriff er den Metallkoffer und verschwand mit einem raschen Schritt in dem schwarzen Loch, bevor ihn jemand aufhalten konnte. Paul schaute instinktiv auf die Uhr. Es war 20:03 Uhr und der Reporter betete, dass sie das Glück nicht verlassen würde. Dann bückte er sich, um Tschak hochzunehmen.
    Das war der Moment, in dem der erste Schuss fiel und der Kopf der Jesus-Statue hinter Wagner zerplatzte wie eine reife Melone.
    Valerie verwünschte sich dafür, dass sie Spector so lange zugehört hatte. Einerseits kannte sie nun die Hintergründe der Aktion, andererseits hatte der Agent wertvolle Minuten damit zugebracht, wortreich die eigene Rolle und die Wichtigkeit seines Einsatzes herauszustreichen. Goldmann hatte die Nase voll von seiner Überheblichkeit und sie öffnete die Tür des Mercedes just in dem Augenblick, als der Schuss die Stille zerriss.
    Es war reiner Zufall, dass Valerie das Mündungsfeuer zwischen den Bäumen sah, als sie mit einem Satz aus der Limousine sprang. Aus der Smith & Wesson feuernd stürmte sie die kleine Treppe hinauf zum Eingang des Friedhofs, wo Frank bereits Salven aus dem Sturmgewehr in Richtung Berghang schickte. Goldmann ging hinter einem Baumstamm in Deckung und versuchte, im dichten Grün des Laubwaldes irgendetwas zu erkennen. Auf den ersten Blick war zwischen den Bäumen nichts zu sehen, der Schütze schien sich in Luft aufgelöst zu haben.
    Valerie hörte die anderen Mitglieder des Teams durch das Unterholz brechen. Vor ihr wurde der Wald plötzlich lebendig. Kleine Büsche begannen sich zu bewegen, der Waldboden veränderte sich an acht oder zehn Stellen gleichzeitig. Wie in einem Computerspiel wuchsen Soldaten in Tarnanzügen aus dem Boden, den Helm und den Rücken mit Laub oder langen Grashalmen bedeckt.
    Militäreinheit, professionell getarnt, schoss es Valerie durch den Kopf und sie zwang mit ein paar gezielten Schüssen einige der Angreifer wieder zurück in ihre Deckung. Ein rascher Blick über den Friedhof zeigte ihr, dass Georg und Paul gemeinsam mit Walter und Manfred von der anderen Seite versuchten, in den Rücken der Soldaten zu gelangen. Berner und Eddy waren nirgends zu sehen. Tschak lief aufgeregt bellend zwischen den Grabsteinen umher und verschwand dann mit einem Satz durch die Geheimtür.
    Die anderen Mitglieder des Teams begannen mit gezielten Salven die Soldaten in ihren Positionen festzunageln. Die Angreifer erwiderten wütend das Feuer. Ein Schrei ertönte und dann sah Valerie aus den Augenwinkeln einen von Eddys Männern zu Boden gehen.
    Lange werden wir sie nicht hinhalten können, dachte Goldmann und wechselte das leere Magazin gegen ihr letztes volles. Es war höchste Zeit, zum Kleinbus zurückzukehren und an die Ausrüstung zu gelangen.

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