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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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halten. Valerie und die anderen sind sicher schon unterwegs.«
    Helmut gähnte und schüttelte sich, während Frank die Augen aufschlug, verständnislos auf Tschak schaute und die Nase verzog. Dann begriff er, wo er war.
    »Morgen!«, sagte er schließlich und lächelte mühsam in die Runde. »Wie spät haben wir es?«
    »Kurz nach sieben«, antwortete Bogner. »Normalerweise seid ihr bereits an der Arbeit und schwingt die Schweißgeräte um diese Zeit. Das wird morgen nachgeholt«, versprach er, nickte Paul zu und beide stiegen aus.
    Wagner atmete tief ein und genoss die frische Luft. Zwischen den Fassaden der Häuser, die um die wuchtige Ziegelkirche errichtet worden waren, wehte der Wind von der Alten Donau herüber. Der ehemalige Donau-Arm war nicht weit entfernt und die Nähe des Gewässers war beinahe körperlich spürbar, die Luft feucht und die Brise kühl. Kreischende Möwen schossen über den Himmel und verbreiteten ein trügerisches mediterranes Flair. Der Reporter fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht und schüttelte sich, bevor er Eddy die Hand auf die Schulter legte und beide zu dem Backsteinbau hinüberschauten.
    »Ist das unser nächstes Ziel?«, fragte Paul müde. »Wir sind ganz schön früh dran, findest du nicht?«
    »Ob wir am richtigen Platz sind, das wird dir unser Professor in wenigen Minuten verraten«, gab Eddy zurück. »Was den Vorsprung betrifft, der kann blitzschnell wieder weg sein, erinnere dich an den Kahlenberg. Ich mach einmal einen kleinen Spaziergang und schau mich um …«
    Paul nickte stumm und Eddy marschierte davon, bevor Helmut und Johann ebenfalls aus dem Transporter kletterten und sich streckten.
    »Das bringt neben anderem den Vorteil mit sich, vor den Einsatzkräften an Ort und Stelle zu sein«, bemerkte Helmut und lächelte. »So früh sind die Herren in Blau noch nicht ausgeschlafen.«
    »Außerdem habe ich vielleicht einmal die Chance, in Ruhe zu arbeiten, bevor der Zünder aktiv ist«, ergänzte Johann und begann, seinen kleinen Metallkoffer zu packen. »Aber Major Goldmann wird recht haben. Sie wiegen sich in Sicherheit, weil sie Berners Kinder haben.«
    Georg klappte den Laptop zu und legte ihn beiseite. »Diesmal haben wir das Überraschungsmoment auf unserer Seite, weil wir etwas tun, womit sie bei ihrer Vorbereitung für den Ernstfall nicht gerechnet haben: Sie erwarten uns kurz vor zehn, aber wir sind schon da.«
    »Das leuchtet mir schon ein.« Wagner schaute sich unsicher um. »Wir sind zwar früher als erwartet hier und ich glaube auch, dass Valerie richtig liegt, aber trotzdem … Ich traue nichts und niemandem mehr.« Er schaute auf die Uhr. »Noch drei Stunden bis zur nächsten Detonation und alles ist ruhig, kein Mensch zu sehen, außer den alten Damen, und die werden kaum eine Maschinenpistole unter dem Staubmantel herumtragen.«
    »Das sollte uns reichen, um die Bombe zu finden und zu entschärfen«, nickte Frank, der im Bus die Waffen vorbereitete und ein frisches Magazin in sein Steyr-Sturmgewehr steckte. Das Einrasten klang verräterisch laut über den Platz. »Sicher ist sicher«, meinte er entschlossen. »Ab sofort wird erst geschossen und dann gefragt.«
    Johann teilte Feuchtigkeitstücher aus und alle rieben sich die Gesichter ab, während sie auf Eddys Rückkehr warteten.
    »Besser als nichts«, seufzte Wagner. »Ich fühle mich wie gerädert. Ein frisches T-Shirt hast du nicht auch noch dabei, oder?«
    Der Sprengstoffexperte schüttelte bedauernd den Kopf.
    »Kommt lieber wieder rein, ihr steht da draußen wie auf dem Präsentierteller«, gab Sina zu bedenken und alle kletterten rasch wieder in den Transporter.
    »Die Müdigkeit steckt uns in den Knochen«, gab Paul zu. »Da beginnt man Fehler zu machen …«
    Wenige Minuten später wurde eine der Seitentüren mit einem rollenden Geräusch geöffnet. Frank riss das Sturmgewehr hoch, entsicherte es und brachte es in Anschlag.
    »Halt die Füße still, Frank«, kicherte Eddy und warf eine volle Papiertüte auf die Rückbank. »Frühstück für alle! Da hinten hat ein Bäcker offen«, rief er und schloss die Tür wieder. Dann kletterte er hinter das Lenkrad und beobachtete im Rückspiegel, wie die anderen sich gierig auf ihr Gebäck stürzten.
    »Kaffee gibt’s leider keinen dazu, dafür aber gute Nachrichten. Die Verkäuferin hat heute noch keine Polizei gesehen, die Luft ist also rein. Normalerweise holen die Kiberer bei ihr Semmeln und Kipferln und halten einen Schwatz in der Früh.

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