Narr
hatte selbst auf dem Gesicht von Valerie eine tiefe Schramme hinterlassen, die kein Make-up mehr überdecken konnte. Paul und Georg sahen aus wie Gespenster, mit einer roten Tönung aus Ziegelstaub in den Haaren und Dreck in den übermüdeten Gesichtern.
»Herr Kommissar, Sie sehen nicht gut aus, wenn Sie mir die Bemerkung erlauben«, sagte einer der Kellner besorgt zu Berner.
»Danke für das Kompliment am frühen Morgen«, brummte der Kommissar, »das ist überaus freundlich und noch untertrieben. Weiter so und ich wechsle mein Stammcafé.«
»Einen doppelten Espresso, wie immer?«, fragte der Kellner stoisch.
Berner nickte. »Und ein Päckchen Filterlose für meinen Freund Franz, den Theaterexperten mit dem verbundenen Arm da drüben. Ich gewöhne mir gerade das Rauchen ab …«
Der Kellner lächelte. »Der betreffende Herr am Nebentisch hat gerade ein Päckchen Zigaretten für Sie bestellt«, erwiderte er und legte Berners Lieblingsmarke vor ihm auf den Tisch.
»Sabotage«, brummte der Kommissar und winkte Franz dankend zu. »So wird das nie was.«
»Leute, wir haben keine Zeit für ein ausgiebiges Frühstück«, ermahnte Eddy das Team. »Ein Kaffee, groß, stark und heiß, muss es auch tun. Dann sind wir wieder auf dem Weg.« Er nickte dem Kellner zu und der verschwand eilig hinter der Espressomaschine.
Das war der Moment, an dem Berners Handy läutete.
»Unbekannter Teilnehmer um diese Zeit?«, wunderte sich Berner und schaute Paul fragend an, der neben ihm saß.
»Ein Informant vielleicht?«, gab Wagner zurück und rührte seine Melange um.
»Berner«, brummte der Kommissar, nachdem er das Gespräch angenommen hatte.
»Wir haben Sie gewarnt, aber Sie wollten ja nicht hören«, drang eine hasserfüllte Stimme an sein Ohr. »Sie mussten ja einen auf Held der Nation machen, nicht wahr? Gruppeninspektor Bernhard Berner, der Draufgänger für Arme. Haben Sie geglaubt, wir würden es nicht erfahren?« Berner wurde plötzlich kalt und er umkrampfte das Handy.
»Haben wir nicht bereits vor einigen Tagen miteinander gesprochen?«, versuchte er es im Konversationston.
»Wie schön, dass Sie sich noch an den Milchkarton in Ihrem Kühlschrank erinnern können«, zischte der Anrufer. »Vielleicht funktioniert ja noch ein letzter Rest Ihres Verstandes.«
»Und ich erinnere mich ebenfalls an eine Todesliste, auf der mein Name nach dem armen Lamberg und dem völlig unschuldigen Ruzicka als Nächster in der Reihe stand«, fauchte Berner zurück. »Sie sind so etwas von krank, das lässt sich gar nicht mehr ausdrücken. Man sollte Sie schleunigst in die Klapsmühle einliefern und für den Rest Ihres Lebens auf Senfgasgranaten schlafen lassen.«
Paul schaute Berner alarmiert an. Am Tisch erstarben alle Gespräche. Selbst Tschak spitzte die Ohren.
»Machen Sie sich um meinen Gesundheitszustand keine Sorgen, Kommissar. Ich stehe im Gegensatz zu Ihnen auf der richtigen Seite.« Der Anrufer hatte sich wieder unter Kontrolle. »Ich würde mir an Ihrer Stelle allerdings Sorgen um die Gesundheit Ihrer Tochter und Ihrer Enkelin machen.«
»Sie rechte Bazille«, zischte Berner, »Sie widerliches Subjekt. Lassen Sie meine Familie aus dem Spiel. Sie trauen sich ja nicht einmal, Ihren Namen zu nennen, Sie Feigling.«
»Hören Sie jetzt genau zu, Berner. Beide Damen sind bei uns zu Besuch und genießen noch unsere Gastfreundschaft.« Der Unbekannte lachte. »Was sich allerdings um Schlag 10:00 Uhr ändert, sollte die letzte Bombe nicht hochgehen.« Er machte eine Pause und der Kommissar stützte den Kopf in die Hand. »Wir haben genug von Ihren dilettantischen Interventionen. Sie haben bisher nicht begriffen, was auf dem Spiel steht. Sie glauben einen kleinen Privatkrieg zu führen, aber die historische Dimension der ganzen Sache haben Sie nicht erfasst. Sie sind lediglich ein wenig Sand in unserem Getriebe, Herr Berner, Sie und Ihre armseligen Freunde.«
»Viele Sandkörner können und werden Ihnen einen ordentlichen Kolbenfresser verpassen, verlassen Sie sich drauf, Sie Angeber. Und was die Männer um mich betrifft, so sind sie die beste Truppe, die ich mir nur vorstellen kann. Und sie haben etwas, das Sie schon lange verloren haben, nämlich Ehre.« Berner atmete schwer. »So und jetzt sagen Sie, was Sie wollen.«
»Sie sind um Punkt 10:00 Uhr hier und warten gemeinsam mit Ihrer Familie, dass die Bombe hochgeht. Sollten Ihre Freunde einen Weg finden, um die Zünder zu entschärfen, oder Sie nicht hier sein, weil Sie
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