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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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baumelten seine Füße in der Öffnung und er sprang, seinen Metallkoffer in der Hand, in die Tiefe. Ein dumpfer Aufprall verkündete, dass er auf festem Boden gelandet war.
    »Schnappt euch eine Lampe und kommt!«, kam seine Stimme aus dem Dunkel und seine sich immer weiter entfernenden Schritte hallten dumpf nach oben. Georg nahm einen der starken Handscheinwerfer von Eddy und setzte sich an den Rand.
    »Ich weiß nicht, womit ich das verdient habe«, sagte er gequält. »Können wir nicht mal wieder auf Dächer steigen? Ich bin schwindelfrei.« Dann glitt er in die schmale Öffnung und Paul war an der Reihe.
    »Ich glaube, für mich ist das nichts«, lächelte Eddy und klopfte sich mit den flachen Händen mehrmals auf den Bauch.
    Wagner grinste. »Nein, Eddy, das kannst du vergessen …«, sagte er noch, dann war auch er im Untergrund verschwunden.
    Die Landung war härter gewesen als erwartet und ein stechender Schmerz kroch Sina von den Knöcheln hoch.
    »O Mann, ich will meinen Schreibtisch zurück«, flehte der Wissenschaftler leise und schaltete den Scheinwerfer ein. Er hörte Paul hinter sich landen und im nächsten Moment leuchteten Lampen auf, die in regelmäßigen Abständen zwischen den Stützbalken des Stollens aufgehängt worden waren.
    »Johann hat den Lichtschalter gefunden!«, rief Paul und schubste Sina von hinten.
    Der Sprengstoffexperte kam ihnen gebückt entgegen. »Ihr müsst wohl oder übel den Kopf einziehen.«
    Georg und Paul folgten dem engen Tunnel, der direkt durch den ehemaligen Flussboden getrieben worden war. Die Wände bestanden aus hellbraunem Lehm und gelegentlich hingen und standen Wurzeln heraus. Georg fühlte sich augenblicklich in das wackelige Bergwerk eines Goldgräbers im Wilden Westen versetzt, nur dass er im Inneren der Erde kein Gold, sondern Senfgas zu finden hoffte.
    »Tief im Schoß von Mutter Erde«, kam Pauls Stimme von hinten.
    »Haha, sehr witzig«, brummte Georg und tastete sich langsam von einem Stützbalken zum nächsten, die Decke niemals aus den Augen lassend. Er spürte förmlich, wie das Gewicht der Erde um ihn herum sich schwer auf seine Schultern legte und seine Brust einzuschnüren begann.
    Endlich kamen sie bei Johann an, der regungslos an der Schwelle einer Kammer stand, die das Ende des Stollens bildete. Paul und Georg pressten sich neben den Sprengstoffexperten, um besser sehen zu können, und es verschlug ihnen den Atem. In dem niedrigen Gewölbe waren große Glasphiolen aufgeschichtet, deren Inhalt bernsteinfarben schimmerte. Überall an den Wänden waren Klappen, die Mündungen von Lüftungsschächten verschlossen. An den Metalldeckeln begann ein einfaches Gestänge, das wohl zum Öffnen der Kamine diente, während an der Decke staubige Triebriemen und frische Bowdenzüge verliefen, die in gemauerten Öffnungen im Erdreich verschwanden.
    »Keiner rührt sich«, flüsterte Johann. »Was wir hier sehen, ist nur ein kleiner Teil eines gewaltigen Mechanismus. Ich tippe auf das Relais einer riesigen Falle. Darum waren hier auch keine Aufpasser. Jede Einmischung von Nichteingeweihten löst die Bombe aus. Aus irgendeinem Grund haben wir es auch nicht mit den kompletten Gelbkreuzgranaten, sondern nur mit ihrem Inhalt zu tun.«
    »Wo ist die Bombe?«, raunte Wagner und wagte es nicht, sich zu bewegen.
    Johann verzog seinen Mund zu einem schiefen Lächeln, dann deutete er mit dem Zeigefinger an mehrere Stellen an der Decke. »Dort, da drüben, da, und genau am Schlussstein ist noch eine.«
    Paul zog die Brauen zusammen, sah genauer hin und bemerkte die kleinen Päckchen Plastiksprengstoff, die mit Textilklebeband festgemacht waren.
    Der Sprengstoffexperte ging in die Hocke, öffnete seinen Koffer und holte eine Dose Haarspray heraus. Vorsichtig sprayte er erst die Zargen der Türe entlang, dann von oben nach unten in den Raum hinein. Schweigsam beobachtete er dabei die Wölkchen aus feinsten Tropfen genau. Schließlich setzte er vorsichtig einen Fuß ins Innere, dann langsam den zweiten. Er wischte mit der Schuhspitze über den Boden. Unter der Staubschicht glänzte es metallisch. Dann richtete er sich in der Kammer auf, stemmte die Hände in die Hüften und sah sich um.
    Ungläubig hatten Paul und Georg ihn beobachtet. »Was soll das?«, fragte Sina seinen Freund leise, aber Paul zuckte nur mit den Achseln.
    »Ihr könnt jetzt reinkommen«, meinte Johann. »Hier sind keine Lichtschranken und auch keine Bewegungssensoren.« Er nagte an seiner Unterlippe.

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