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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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…« Dann sagte er gar nichts mehr. Satt und zufrieden wie ein gestilltes Baby fand sich Georg Stunden später, wie es ihm schien, zwischen »Aufgaben der Hausmeier in der merowingischen Dynastie« und »Schildknappen am Hof von König Henry V. – eine Fallstudie« wieder. Er lag zwischen zwei Bergen Papier, die sich im Laufe des Gefechts aus dem Stapel »zu lesende Bücher« und »Unnötiges« gebildet hatten. Na bravo!, dachte er und schmunzelte. Von einer russischen Assistentin im eigenen Büro an der Uni vernascht. Paul wird sich totlachen. Dabei genoss er ungeniert den Ausblick von schräg unten auf Irina, die sich gerade wieder anzog.
    Georg war sich irgendwie sicher, ziemlich blöde in die Welt zu grinsen, aber das war ihm im Augenblick egal. Irina hatte ihr blondes Haar gelöst und nun hing es ihr lose über die Schultern. »Wer bist du, Irina? Dulcinea oder Aldonza?«, fragte er sie vom Boden aus.
    »Du meinst, ob ich eine Edelfrau oder eine Hure bin?« Sharapova lächelte vieldeutig. »Das musst du schon selbst herausfinden, Don Quichotte. Rosinante kennenzulernen hat keine Eile, aber vielleicht zeigst du mir ja endlich deine Raubritterburg.« Sie lachte. »Und bei der Gelegenheit kannst du mich ja deinem Hund vorstellen und mich noch näher … besser kennenlernen. Aber das hättest du ja alles schon viel früher haben können …«
    Georg winkte ab und stand auf, schaute auf die Kollateralschäden an seinen Papiertürmen und nickte schließlich. »Ja, ich weiß, ich bin ein Idiot. Wenn man mir nicht mit dem Holzhammer auf den Kopf schlägt, merke ich so etwas gar nicht.« Beide lachten und Irina steckte sich ihre Haare hoch. Was für eine verdammt attraktive Frau, dachte Georg und nahm sich vor, Meitner zu seiner Assistentinnen-Wahl nachträglich zu beglückwünschen. Er lehnte sich an seinen Tisch, ohne Irina aus den Augen zu lassen. Plötzlich spürte er das in Seidenpapier gewickelte Päckchen mit Lambergs Tagebuch unter seinen Fingern. »Du, Irina, sag mal, kennst du dich mit dem 17. Jahrhundert aus?«
    »Weshalb, Georg, wie kommst du drauf?« Irina blickte Sina erwartungsvoll an.
    Sie wurden vom Läuten des Handys unterbrochen, das irgendwo auf dem Schreibtisch vergraben lag. »Es ist nicht zu fassen, selbst am Sonntag hat man keine Ruhe mehr«, schimpfte Georg und suchte frenetisch unter Schichten von Papieren. Dann las er die Anzeige am Display und meinte resignierend: »Tut mir leid, Irina. Das ist Paul. Ich muss dran.« Sharapova, die vor dem Spiegel über dem Waschbecken versuchte, ihr Make-up zu retten, nickte lächelnd.
    »Wo hast du gesteckt, Georg? Schläfst du noch? Ich versuche seit heute Morgen vergeblich, dich zu erreichen«, drängte der Reporter am anderen Ende der Leitung.
    »Nur ein Griff zum Telefon und der Sina meld’ sich schon …«, scherzte Georg und klemmte sich das Handy zwischen Schulter und Kinn, während er in seine Jeans stieg. »Aber wenn du es unbedingt wissen willst, ich bin in meinem Büro.«
    »Hast du einen Nachschlüssel für die Uni? In deinem Büro? An einem Sonntag im August? Unbezwingbare Arbeitswut, oder was ist los mit dir?« Paul traute seinen Ohren nicht.
    »Was mit mir los ist, errätst du sowieso nie«, gluckste der Wissenschaftler vergnügt. »Wenn du mir heute Morgen erzählt hättest, was eben passiert ist, ich hätte es nicht geglaubt.«
    Irina drehte sich um und sah ihn schelmisch an.
    »Du redest in Rätseln wie das Orakel von Delphi, mon Cher, das ist dir schon klar. Sonntag, Universität und gute Laune, ein unverdaulicher Cocktail. Aber es tut mir leid, hier kommt die kalte Dusche: Ich habe heute Berner im Prindl getroffen. Man hat versucht ihn zu vergiften und ihn seltsamerweise gleichzeitig davor gewarnt. Er solle auf Urlaub fahren und sich nicht einmischen, in was auch immer. Georg, irgendetwas braut sich über unseren Köpfen zusammen …« Paul war ernst geworden und Georg kannte ihn zu lange, um nicht die Sorge und die Anspannung aus seiner Stimme herauszuhören.
    Er ließ sich auf den Besucherstuhl fallen und hörte aufmerksam zu. Gelegentlich brummte er eine Erwiderung. Irina Sharapova beobachtete, wie sich Sinas Miene zunehmend verfinsterte. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, hob sie sein T-Shirt auf und reichte es ihm. Er hielt es geistesabwesend in der Hand, während er den letzten Sätzen von Paul zuhörte und dann auflegte.
    »Ist es etwas Schlimmes?«, wollte Irina von Sina wissen.
    Georg hob den Kopf und sah sie mit nachdenklichem

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