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Narrentreiben: Ein Fall für Hubertus Hummel (Hubertus Hummel-Reihe) (German Edition)

Narrentreiben: Ein Fall für Hubertus Hummel (Hubertus Hummel-Reihe) (German Edition)

Titel: Narrentreiben: Ein Fall für Hubertus Hummel (Hubertus Hummel-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Rieckhoff , Stefan Ummenhofer
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bekommen.«
    »Vielleicht sogar mit anschließender Sicherungsverwahrung«, ergänzte Müller. »Wie auch immer: Die nächsten fünfzehn Jahre werden Sie auf jeden Fall im Gefängnis verbringen.«
    Zahl schüttelte den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht. Ich habe ohnehin nur noch wenige Monate zu leben. Krebs. Schön, wenn man mir das nicht ansieht. Hast du dich nicht gewundert, dass ich viel dünner bin als früher, Hubertus?«
    Hummel war erschüttert. Sein Bekannter ein Mörder – und todkrank. Doch trotz seines Zustands ging er noch ins Häs. Das zeigte, wie viel ihm die Fasnet bedeutete. Das zeigte auch, wie zäh er war.
    Die Zeremonie auf dem Münsterplatz neigte sich allmählich dem Ende zu. Ohne Musikbegleitung sangen die Narren zum Abschluss für dieses Jahr ihren Klassiker »Z’Villinge i d’ Narrestadt«.
    »Abführen!«, sagte Kommissar Müller.
    »Einen Moment bitte, Herr Kommissar«, bat Zahl. Er drehte sich in Richtung des Feuers und sang ein letztes Mal mit: »Drum isch iser Städtle au weltbekannt, Narri Narro …«

26. MAXIMILIAN HUBERTUS
    Die Situation rührte selbst Kommissar Müller, auch wenn er vom Mitsingen weit entfernt war – abgesehen davon, dass er den Text nicht kannte.
    Hummel hingegen sang mit, während sich seine Gedanken überschlugen. Erst bewegte er nur den Mund, die letzten Zeilen stimmte er laut und ergriffen mit ein. Klaus stand schweigend daneben.
    Plötzlich klingelte Hubertus’ Handy.
    In einem solchen Moment, dem vielleicht ergreifendsten des ganzen Jahres?
    Es war Elke. »Jetzt nicht, Schatz«, flüsterte Hubertus und drückte das Gespräch weg.
    Zwanzig Sekunden später der nächste Anruf. Die »Kleine Nachtmusik«, sein Klingelton, ertönte so laut, dass die Umstehenden ihn böse anstarrten, während sie weitersangen.
    Hubertus ging ein paar Meter weiter in Richtung Rathausgasse. »Was ist denn?«, fragte er unwirsch in das Handy. Die Antwort brachte ihn völlig aus dem Konzept.
    »Klaus«, rief er dann. »Klaus! Das Kind kommt!«
    Zum Glück stand Riesles Wagen noch auf dem Parkplatz des Romäusring-Gymnasiums. Zu Fuß wären es gut zwanzig Minuten ins Krankenhaus gewesen, wo sich Elke und Martina befanden. Und schnell ein Taxi zu bekommen war an diesem Abend so wahrscheinlich, wie einen Narro am Ostersonntag zu sehen. Hubertus setzte sich wieder ans Steuer, der führerscheinlose Klaus daneben. »Zehn Weinschorlen waren es bei dir heute aber sicher auch«, sagte dieser mahnend.
    Hätte er nicht so sehr unter dem Eindruck der Aussagen von Zahl gestanden, dann hätte es ihm diebische Freude bereitet, Hubertus einen Vortrag über die Gefahren des Alkohols am Steuer zu halten.
    Hubertus bretterte mit Tempo siebzig durch die Kalkofenstraße und machte kurz vor der stationären Radaranlage eine abrupte Bremsung. Dann gab er wieder Gas. Es nutzte ihm aber nichts. Fünfzig Meter hinter der Radarfalle stand eine Polizeikontrolle.
    Am letzten Fasnetabend war für die Beamten sicher reiche Beute zu machen.
    Was tun?
    »Fahr rechts ran!«, rief Klaus.
    Hubertus überlegte ein, zwei Sekunden, ob er durchstarten sollte. Es war schließlich ein Notfall. Dann widerstand er der Versuchung, fuhr zu dem ersten Polizisten hin, kurbelte rasch das Fenster hinunter und sagte: »Meine Tochter bekommt ihr Kind. Wir müssen ins Krankenhaus! Ein Notfall!«
    »Das ist aber nicht Ihre Tochter, oder?« Der Beamte leuchtete Klaus mit der Taschenlampe an. »Dann macht’s ja nichts, wenn Sie etwas später ankommen. Haben Sie was getrunken?«
    Fünf Minuten danach spurteten Hubertus und Klaus über die Kreuzung in Richtung Klinikum. Zu Fuß, versteht sich, denn das Auto hatten sie genauso zurücklassen müssen wie Hubertus’ Führerschein. 1,04 Promille hatte das Blasen ergeben.
    »Lass mich nachrechnen«, keuchte Klaus. »Der wird dir … sechs Monate fehlen. Oder acht?«
    »Das ist mir im Moment völlig egal«, keuchte Hubertus zurück.
    »Ich bin der Vater«, keuchte er an der Pforte. »Martina Hummel heißt die Gebärende.«
    Hubertus wurde sofort in einen der fünf Kreißsäle gebracht, die jetzt Entbindungszimmer hießen. Er war keine Minute zu früh dran: Martina saß mit schmerzverzerrtem Gesicht in der Geburtswanne – sie hatte sich tatsächlich dem Wunsch ihrer Mutter nach einer Wassergeburt gebeugt. Elke hielt ihre Hand und sagte immer wieder: »Pressen, Schatz. Pressen! Sehr gut!«
    »Ja, Sie machen das sehr gut. Wir haben’s gleich!«, meinte auch die Hebamme.
    Der Oberarzt

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