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Naschkatze

Titel: Naschkatze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Cabot
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Knebeln.
    Mit anderen Worten – ein Theaterclub, der das schottische Musical »Brigadoon« aufführen würde, könnte so ein Kostüm gut gebrauchen.
    »Seit vielen Generationen befindet sich dieses Kleid im Besitz meiner Familie«, sagt John entschuldigend. »Alle MacDowell-Bräute haben es getragen – nach verschiedenen
Änderungen. Den Reif hat meine Mutter einnähen lassen – weil sie aus Georgia stammt.«
    »Ja, das erklärt alles«, meine ich.
    »Unmöglich«, wiederholt Monsieur Henri auf Französisch. »Für Miss Higgins ist das Kleid viel zu klein... Nein, da können wir wirklich nichts machen«, bekräftigt er auf Englisch.
    »Treffen wir keine vorschnellen Entscheidungen«, mahne ich. »Natürlich müsste das Oberteil verschwinden. Aber wir haben genug Stoff...«
    »Wollen Sie das altehrwürdige Kleid der reichsten Familie dieser Stadt zerschneiden?«, unterbricht mich Monsieur Henri, wieder auf Französisch. »Haben Sie den Verstand verloren?«
    »Soeben sagte Mr. MacDowell, auch andere Bräute hätten Änderungen vorgenommen«, entgegne ich. »Versuchen wir’s wenigstens.«
    »So oder so, das Kleid ist viel zu eng für Miss Higgins«, faucht er.
    »Gewiss, in seinem jetzigen Zustand. Und es ist auch viel zu lang.« Ich nehme das Kleid vom Bügel und halte es vor Jills Körper. Erschrocken steht sie da und lässt die Arme hängen. »Sehen Sie? Wäre es zu kurz, würde ich Ihnen recht geben – Monsieur Henri. Aber wie ich bereits sagte – wenn wir das Oberteil entfernen...«
    »Mein Gott, Sie sind tatsächlich verrückt!«, ruft Monsieur Henri schockiert. »Wissen Sie, was die Schwiegermutter uns antun würde? Womöglich würde sie uns sogar verklagen …«
    »Jean.« Zum ersten Mal ergreift Madame Henri das Wort.

    »Ja?« Ungeduldig wendet er sich zu ihr.
    »Tun wir’s«, sagt sie auf Französisch.
    Entschieden schüttelt er den Kopf. »Wie ich bereits gesagt habe, es geht nicht. Soll ich meine Zertifikation verlieren?«
    »Willst du, dass Maurice uns die letzte Chance verdirbt, die wir vielleicht noch haben – bevor er sein Geschäft weiter unten an der Straße eröffnet?«
    »Das wird er nicht tun«, versichere ich. »Ganz bestimmt nicht, wenn Sie mir erlauben, das Kleid herzurichten. Das kann ich.«
    Madame Henri nickt mir zu. »Hör auf sie, Henri!«
    Damit ist die Diskussion beendet. Monsieur Henri mag seine Nähnadel schwingen, aber in dieser Familie hat seine Frau die Hosen an. Sobald ihr Entschluss feststeht, gibt es keine weiteren Debatten. Sie hat immer das letzte Wort.
    Resigniert lässt Monsieur Henri die Schultern hängen, dann wendet er sich zu Jill, die uns ebenso wie ihr Verlobter mit großen Augen anstarrt.
    »Wann findet die Hochzeit statt?«, fragt Monsieur Henri mit schwacher Stimme.
    »Am Silvestertag«, sagt Jill, und Monsieur Henri stöhnt auf.
    Sogar ich muss schlucken. Plötzlich verkrampft sich mein Hals. Am Silvestertag!
    Als Jill unsere Reaktion bemerkt, runzelt sie besorgt die Stirn. »Heißt das – ich meine, wird die Zeit reichen?«
    »Nur ein Monat...« Monsieur Henri wirft mir einen vernichtenden Blick zu. »Nicht, dass es eine Rolle spielen würde. Was Sie sich vorgenommen haben, schaffen Sie nicht einmal in einem Jahr, Elizabeth.«

    »Doch, wenn wir’s so machen, wie ich’s mir vorstelle. Vertrauen Sie mir.«
    Ein letztes Mal inspiziert er die Monstrosität auf dem Kleiderbügel und stößt einen abgrundtiefen Seufzer aus.
    »Maurice!«, zischt seine Frau. »Denk an Maurice!«
    »Also gut«, gibt er klein bei, »versuchen wir’s.«
    Strahlend drehe ich mich zu Jill um.
    »Was bedeutet das alles?«, fragt sie nervös. »Was Sie besprochen haben, konnte ich nicht verstehen. Weil Sie sich nur auf Französisch unterhalten haben.«
    »Nun...«, fange ich an.
    Und dann wird mir bewusst, was sie soeben gesagt hat.
    Schuldbewusst drehe ich mich zu den Henris um, die mich entsetzt anstarren. Auch sie haben es bemerkt – wir drei haben in ihrer Muttersprache diskutiert – die ich angeblich nicht beherrsche.
    Andererseits – sie haben auch nie danach gefragt.
    Achselzuckend nicke ich ihnen zu. »Wir machen’s«, informiere ich Jill.
    »Okay...« Mühsam ringt sie nach Atem. »Aber – wie?«
    »So genau habe ich mir das noch nicht überlegt«, gebe ich zu. »Aber ich habe ein Idee. Und Sie werden großartig aussehen, das verspreche ich Ihnen.«
    Jill hebt die Brauen. »Kein Reifrock?«
    »Kein Reifrock«, bestätige ich. »Aber ich muss bei Ihnen Maß nehmen. Wenn

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