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Nasenduscher: Roman (German Edition)

Nasenduscher: Roman (German Edition)

Titel: Nasenduscher: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Boltz
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Schultern. Doch Gitte ist schon mitten in ihrem Erklärungsfuror und deutet mit beiden Zeigefingern auf ihren Teller.
    »Die Nudeln. Die sind ja eiskalt. Das ist doch wohl das Letzte. Das nächste Mal fahren wir wieder mit der Queen Mary , so etwas gab es dort nie.«
    Stillschweigend verharrt Hajo einen Moment und scheint zu überlegen, ob er seinen Gedanken aussprechen oder Gittes Unmutsäußerung erdulden soll. Er schafft es nicht und räuspert sich, bevor er Stellung gegen Gittes zu erwartende Verbalattacken bezieht.
    »Natürlich sind die kalt. Das ist ja auch Nudelsalat.«
    Mutig, mein lieber Hajo, das muss ich schon sagen. Er hat zwar recht, aber wen interessiert das in Gittes Bannmeile. Doch zu meiner Überraschung zieht sie ihr letztes Ass aus dem verschwitzten Ärmel. Niemals würde sie ihren Fehler eingestehen, aber zumindest gesteht sie Hajo zu, dass dies wohl ein Scherz gewesen sei, und begibt sich zurück auf das wohlbekannte Floskelniemandsland.
    »Hajo, also wirklich …«
    Und auch Hajo scheint zufrieden und kontert mit seinem unwiderstehlichen: »Ach Gitte.«
    Diese tiefgründige Poesie des Augenblicks lässt mich unweigerlich an Jana denken. Ob wir irgendwann auch mal so enden werden? Streitend über drei Postkarten und über die Temperaturunterschiede unserer Nudelteller? Ich vermisse sie.

35
    Kuba und Leonardo di Caprio
    D ie Nacht war geprägt von Niesattacken und tränenden Augen. Selbst meine Nasendusche kann ich ja nun dank Romeo nicht mehr einsetzen. Und ebenso wie ich braucht der Kater dringend mal frische Luft. Ich werde ihn heute beim Landgang in die honduranische Hafenstadt Roatan mitnehmen. Der feste Boden unter den Pfoten wird ihm guttun.
    Aber erst mal ein Frühstück einnehmen. Irgendwas Gesundes wie Äpfel oder Melonen. Auf dem Weg zum Frühstücksraum kommt mir eine Frau mit mächtigem Schnäuzer entgegen. Und ich meine nicht etwa ein Damenbärtchen. Ich rede hier von einem stattlichen, dicht und lang gewachsenen Schnauzbart! So etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Die Lady wäre im Mittelalter sofort auf den Scheiterhaufen gestellt worden. Heutzutage könnte man sie als Attraktion auf der Dippemess oder im Mittagsprogramm von RTL ausstellen und damit eine Menge Geld machen. Ob die hier an Bord auch Hormonbehandlungen durchführen? Ich werde das jedenfalls weiter beobachten. Beim Frühstück selbst sehe ich, wie Nelson Mandela am Nebentisch das Geschirr abräumt. Auf seinem Namensschild steht zwar Julius Frederick, und er kommt angeblich aus Trinidad. Aber ich glaube ihm kein Wort und mache mich nach einem Drei-Eier-Omelett und zwei Toasts auf den Rückweg in meine Kabine.
    »Hallo, Robert.«
    Eine deutlich gesünder und zufriedener aussehende Tiffany steht vor mir. Sie trägt ein etwas zu enges Bikinioberteil, was mich daran erinnert, dass ich eigentlich Melonen essen wollte.
    »He, Tiff, du siehst toll aus … äh, ich meine, du hörst dich toll an.«
    »Wow, wie du solche Sachen aus einem einfachen Hallo raushören kannst. Du solltest ins Fernsehen.«
    »Alles nur Erfahrungswerte. Aber dir scheint es wieder besser zu gehen.«
    »Ja, zum Glück. Diese Frau von der Rezeption hatte recht. Ich war wohl ein wenig seekrank, aber das ist jetzt vorbei. Was machst du heute?«
    »Noch keine Ahnung. Vielleicht einen kleinen Landgang, und du?«
    »Jerry liegt mir in den Ohren, dass er unbedingt mit einem Delfin schwimmen will.«
    »Ach, und das kann man hier in Roatan machen?«
    »Nein, das ist ja das Problem. Das einzig Gute ist, dass er keine Ahnung hat, wie Delfine aussehen. Ich werde also mit ihm zum Schnorcheln gehen und ihm den erstbesten Fisch als Delfin vorstellen.«
    Tiff lacht auf, und ich befürchte, dass das ihr Ernst war und ihr Sohnemann einen heftigen Schock bekommen wird, falls meine Lieblingskinderserie Flipper mal wieder ausgestrahlt werden sollte.
    »Na dann, viel Glück.«
    »Danke. Wir treffen uns heute Abend in der Martinibar, oder?«
    »Na klar.«
    Wir verabschieden uns, und ich steuere meine Kabine an. Leichter gesagt als getan, denn vor mir taumeln zwei Rentner durch den Gang und nehmen diesen komplett ein. Keine Chance auszuscheren, um zu überholen. Demütig fädele ich in den stockenden Rentnerverkehr ein und gehe Schritt für Schritt hinter ihnen her wie auf einer katholischen Osterprozession zum See Genezareth. Nachdem die Pilger kurz hinter dem Ölberg endlich in den Fahrstuhl stolpern, habe ich wieder freie Fahrt. Sofort überprüfe ich,

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