Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Arm. Sie blickte hoch, und sah in Melkises Gesicht, das vor Anstrengung, sie zu halten, ganz verzerrt war.
»Komm, hilf doch mit, stemm dich hoch!«, schrie er ihr zu.
Sofort war Talitha wieder bei sich. Sie strampelte, suchte mit den Beinen nach festem Halt, da fand ihr Fuß einen Vorsprung, sie setzte ihn auf, prüfte, ob er hielt, und stemmte sich hoch.
Dann lagen sie auf der Eisfläche. Talitha lag auf dem Bauch und rang nach Luft, während Melkise sich den Arm hielt. Als sie das Gesicht ein wenig hob, konnte sie in den Abgrund sehen. Dort unten, wo gerade noch all die Soldaten und Aufseher standen, türmte sich ein Berg aus Eis und Schnee, zu dem jetzt Dutzende von Talariten strömten.
Lachend zog Melkise Talitha hoch. »Verdammt, ich hätte nie geglaubt, dass unsere Idee so perfekt funktionieren würde.«
Talitha war noch zu verwirrt und wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie war erschöpft, und ihr wurde schwindlig, als sie aufstand.
Melkise fing sie gerade noch auf. »Lass mich jetzt nicht im Stich, junge Gräfin.«
»Nein, nein … es geht schon … Wahnsinn, ich hab es tatsächlich geschafft!« Endlich erlaubte sie sich ein Lächeln.
»Aber du weißt, dass es noch nicht zu Ende ist«, sagte Melkise.
Sie nickte und wurde wieder ernst, löste sich aus seinen Armen und griff, immer noch ein wenig taumelnd, zum Schwert. Kaum hatten sich ihre Finger um das Heft geschlossen, war ihr, als ströme neue Energie durch den Arm in ihren Körper ein.
Wieder geschah das Gleiche wie damals, als sie gegen das Schneeungeheuer gekämpft hatte: Im Gleichklang mit der Klinge glühte auch der Luftkristallanhänger und sandte ebenfalls eine Energiewelle in den Arm, mit dem sie das Schw ert führte.
»Was passiert da?«, fragte Melkise, der sie beobachtet hatte.
»Ich weiß es nicht so genau. Aber mit meinem Schwert in Händen fühle ich mich wieder wie neugeboren.«
»So muss es auch sein, bei einer echten Kriegerin«, bemerkte Melkise mit einem komplizenhaften Lächeln und zog ebenfalls sein Schwert. »Bist du bereit?«
Talitha war wieder ganz bei sich, fühlte sich gestärkt und voller Kraft. Gerner und die anderen Rebellen waren schon mit Streitäxten und Schwertern in den Kampf gestürmt, und sie folgten ihnen.
Aus den Gängen kamen die ersten Sklaven gelaufen. Benommen, blass, die Kleider zerlumpt und verdreckt, traten sie ins Licht. Sie schienen nicht zu begreifen, wo sie waren und was ihnen geschah. Einige mächtige Drachen, an denen große Transportkörbe befestigt waren, größer als die Körbe, mit denen sonst die Krieger transportiert wurden, standen schon bereit, um sie in Sicherheit zu bringen.
»Haben sie gemerkt, was gespielt wird?«, fragte Melkise, als sie die anderen erreicht hatten.
»Ich glaube nicht. Die Talariten scheinen noch völlig verwirrt … Aber was ihr da geschafft habt … Sagenhaft! Hier hat die ganze Erde gebebt.«
»Schon, aber die Überraschung wird nicht mehr lange anhalten. Wir müssen uns beeilen.«
Da vernahmen sie einige unterdrückte Schreie, die aus dem Tunnel zu ihnen drangen.
Melkise drehte sich zu Talitha um. »Komm«, rief er, und sie rannte ihm nach.
Sie stürmten auf den letzten der drei Gänge zu. Er war breiter als die anderen, damit eine möglichst große Anzahl von Kriegern hindurchgelangen konnte. Rebellenscharen, die nachrückende Aufseher und Gardisten aufhalten sollten, drängten sich bereits vor dem Eingang, während ein Femtit den Zustrom regelte.
Talitha und Melkise schoben sich an den Reihen vorbei und rannten in den Gang hinein.
Sie gelangten zu einer breiteren Stelle, wo vier Gardisten und drei Rebellen gegeneinander kämpften, aber weitere Femtiten stürmten hinzu, um ihren Brüdern beizustehen.
»Komm weiter, hier werden wir nicht gebraucht«, rief Melkise und ergriff Talithas Arm.
Sie rannten durch den Tunnel und kamen zu einer Höhle, die vielleicht zwanzig Ellen breit und drei hoch war. Dort stachen gerade vier Gardisten auf einige Sklaven ein. Mit Gebrüll stürzten sich Talitha und Melkise auf sie.
Talitha ließ die Klinge niederfahren, und mühelos drang Verbas Schwert ins Fleisch des Soldaten ein, während gleichzeitig ein höllischer Schmerz ihren Arm durchfuhr. Aber wie schon in den Gefechten zuvor widerstand sie und ließ sich nicht aufhalten, und als sie die Klinge aus dem sterbenden Leib zog, verflog der Schmerz schon wieder.
»Alles in Ordnung?«, rief Melkise, der ihr schmerzverzerrtes Gesicht bemerkt hatte. Er hatte es
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