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Natascha

Natascha

Titel: Natascha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Iwanowitsch.«
    »Man kann's nicht ändern.« Tumanow hob die Schultern. Hilflos sah er jetzt aus, ein alter Mann, der kaum weiß, ob er die Bürde noch weiter tragen kann. »Aber es wird eine merkwürdige Ehe sein … wie gesagt …«
    »Nicht, wenn ich ein Kind habe«, sagte Natascha fast mit Triumph.
    Tumanow schwieg. Man kann's ihr nicht sagen, dachte er. Nie begreifen würde sie es. Man fange einen Wolf und gebe ihm einen großen, schönen Käfig … immer wird er am Gitter hocken und nach der Freiheit heulen. Und auch das beste Stückchen Fleisch ändert es nicht –
    Luka kam aus dem Garten. In seinen Riesentatzen trug er vorsichtig einen Blumenstrauß. Zwischen Daumen und Zeigefinger hatte er ihn geklemmt. »Die ersten Blumen, Täubchen!« sagte er und streckte den Arm nach Natascha aus. Dann sah er, wie wütend ihr Blick war, wie zerzaust ihre Haare und wie verkniffen ihr Mund. Luka ließ die Blumen einfach fallen.
    »Soll ich den Alten in den Garten werfen?« fragte er. Tumanow trat schnell drei Schritte zurück.
    Natascha warf den Kopf in den Nacken. »Ich heirate, Luka.«
    »Diesen Sedow, Täubchen?«
    »Bist du dagegen?!«
    Luka wiegte den Kopf. »Gegen Fedja ist er ein Wicht … aber immerhin ist er ein guter Mensch. Es wird richtig sein, was du tust, Täubchen … es ist immer richtig für mich.«
    »Gut denn«, sagte Natascha und blickte Tumanow fordernd an. »Schreiben Sie nach Moskau: Ich bestehe darauf, Luka Nikolajewitsch Sedow zu heiraten!«
    Tumanow nickte stumm. Die Erschütterung vor dem, was kommen mußte, verschlug ihm die Stimme.
    Und so nahmen die Dinge nun ihren Lauf. Sie hatte es herausgefordert, das Täubchen Natascha …
    Es ging alles sehr schnell. So träge es sonst zugeht bei den Behörden … manchmal arbeiten sie wie der Sturmwind, der eine ganze Ernte zerstört.
    Luka Sedow bekam Urlaub aus Tomskaja und reiste nach Khuzhir. Man hatte ihm gesagt: »Fahren Sie sofort, heiraten Sie und kommen Sie in acht Tagen zurück. Aber packen Sie schon Ihre Koffer. Es wird gleich weitergehen nach Jessey.«
    Es war das erstemal, daß Sedow den Namen Jessey hörte. Auf einer Karte suchte er es und fand es mitten in Sibirien, in Krasnojarsk, an einem See, versunken in völliger Einsamkeit, auf Hunderte von Werst keine Lebewesen, außer Wölfen, Füchsen, Vögeln und vielleicht Bären.
    »Dort bauen wir eine große Versuchsanstalt, Genosse«, sagte man ihm, als er sich beschwerte. »Eine große Ehre ist's. Atome werden dort gespalten. Sie werden unser Land zum stärksten der Welt machen … und Sie werden großen Anteil daran haben. Ein Pionier des Fortschritts werden Sie sein.«
    Schöne Reden waren es, aber Sedow war nicht dumm und verstand, was hinter ihnen lauerte. Klug genug war er auch, nicht dagegen aufzumucken. Er liebte Natascha wie sein Augenlicht, und ihr Bild war in Kolpaschewo das einzige, was er ansah, außer der Prawda und der Woprossy Ekonomiki , der Zeitung der Akademie der Wissenschaften in der UdSSR. Er verzehrte sich nach ihr in den langen Nächten, doch nun, wo es ans Heiraten ging, erkannte er, wie sinnlos das alles war … die Liebe, die Hochzeit, das vielleicht monatelange Warten auf ein kurzes Zusammensein.
    Aber er fuhr doch nach Khuzhir. Wir werden uns in diesem Warten aufeinander verzehren, dachte er. Aber wir werden zeigen, wie stark eine Liebe sein kann. Stärker als der Wille eines Staates! Jung sind wir noch, und es stimmt, daß die Jahre nicht wiederkehren, die man verlebt hat … aber was sind Monate oder Jahre in Rußland? Dankbar ist man ja schon, wenn es im Leben nur ein einziges glückliches Jahr gibt.
    Die Hochzeit war ebenso schnell, wie alles, was nun geschah. Man heiratete in Irkutsk vor dem Distriktkommissar, und Tumanow und Luka waren die Trauzeugen. Die Hochzeitsnacht verbrachten Sedow und Natascha in einem kleinen Zimmer des Hotels ›Sowkaja‹, und sie tranken zwei Flaschen Krimsekt, aßen Kaviar, Weißbrot und milden Schafskäse, eine Gemüsesuppe und gedünsteten Fisch aus dem Baikalsee.
    Dann standen sie lange am Fenster und blickten über die Stadt und das Wasser, hielten sich an den Händen wie verirrte Kinder und dachten, wie schön es wäre, immer so beisammen zu sein.
    »Ich werde im Herbst in Moskau singen«, sagte Natascha.
    Sedow nickte. »Vielleicht werde ich es im Radio hören.«
    »Ich werde dafür sorgen, daß du in Moskau bist, Liebling.«
    Sedow schwieg. Manchmal ist sie wirklich noch wie ein Kind, dachte er glücklich. Unglaublich,

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