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Nathan der Weise

Nathan der Weise

Titel: Nathan der Weise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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Herrlich!
    herrlich!
    NATHAN.
    Und also, fuhr der Richter fort, wenn ihr

    Nicht meinen Rat, statt meines Spruches, wollt:

    Geht nur! - Mein Rat ist aber der: ihr nehmt

    Die Sache völlig wie sie liegt. Hat von

    Euch jeder seinen Ring von seinem Vater:

    So glaube jeder sicher seinen Ring

    Den echten. - Möglich; daß der Vater nun

    Die Tyrannei des einen Rings nicht länger

    In seinem Hause dulden wollen! - Und gewiß;

    Daß er euch alle drei geliebt, und gleich

    Geliebt: indem er zwei nicht drücken mögen,

    Um einen zu begünstigen. - Wohlan!

    Es eifre jeder seiner unbestochnen
    Von
    Vorurteilen
    freien Liebe nach!

    Es strebe von euch jeder um die Wette,

    Die Kraft des Steins in seinem Ring’ an Tag

    Zu legen! komme dieser Kraft mit Sanftmut,

    57

    Mit herzlicher Verträglichkeit, mit Wohltun,

    Mit innigster Ergebenheit in Gott

    Zu Hilf’! Und wenn sich dann der Steine Kräfte

    Bei euern Kindes-Kindeskindern äußern:

    So lad ich über tausend tausend Jahre

    Sie wiederum vor diesen Stuhl. Da wird

    Ein weisrer Mann auf diesem Stuhle sitzen

    Als ich; und sprechen. Geht! - So sagte der
    Bescheidne
    Richter.
    SALADIN. Gott!
    Gott!
    NATHAN. Saladin,

    Wenn du dich fühlest, dieser weisere

    Versprochne Mann zu sein: …
    SALADIN.
    (der auf ihn zustürzt und seine Hand er-

    greift, die er bis zu Ende nicht wieder fahren läßt).

    Ich Staub? Ich Nichts?
    O
    Gott!
    NATHAN.
    Was ist dir, Sultan?
    SALADIN.
    Nathan, lieber Nathan! -

    Die tausend tausend Jahre deines Richters

    Sind noch nicht um. - Sein Richterstuhl ist nicht

    Der meine. - Geh! - Geh! - Aber sei mein Freund.
    NATHAN.
    Und weiter hätte Saladin mir nichts
    Zu
    sagen?
    SALADIN. Nichts.
    NATHAN. Nichts?
    SALADIN.
    Gar nichts. - Und warum?
    NATHAN.
    Ich hätte noch Gelegenheit gewünscht,

    Dir eine Bitte vorzutragen.
    SALADIN. Braucht’s

    Gelegenheit zu einer Bitte? - Rede!
    NATHAN.
    Ich komm von einer weiten Reis’, auf welcher

    Ich Schulden eingetrieben. - Fast hab ich

    Des baren Gelds zuviel. - Die Zeit beginnt

    Bedenklich wiederum zu werden; - und

    Ich weiß nicht recht, wo sicher damit hin. -

    Da dacht’ ich, ob nicht du vielleicht, - weil doch

    Ein naher Krieg des Geldes immer mehr

    Erfordert, - etwas brauchen könntest.
    SALADIN.
    (ihm steif in die Augen sehend)
    Nathan!
    -

    Ich will nicht fragen, ob Al-Hafi schon

    Bei dir gewesen; - will nicht untersuchen,

    Ob dich nicht sonst ein Argwohn treibt, mir dieses

    Erbieten freierdings zu tun: …
    NATHAN. Ein
    Argwohn?
    SALADIN.
    Ich bin ihn wert. - Verzeih mir! - Denn was hilft’s?

    58

    Ich muß dir nur gestehen, - daß ich im
    Begriffe
    war
    -
    NATHAN.
    Doch nicht, das Nämliche

    An mich zu suchen?
    SALADIN. Allerdings.
    NATHAN. So
    wär’

    Uns beiden ja geholfen! - Daß ich aber

    Dir alle meine Barschaft nicht kann schicken,

    Das macht der junge Tempelherr. Du kennst

    Ihn ja. Ihm hab ich eine große Post

    Vorher noch zu bezahlen.
    SALADIN. Tempelherr?

    Du wirst doch meine schlimmsten Feinde nicht

    Mit deinem Geld auch unterstützen wollen?
    NATHAN.
    Ich spreche von dem einen nur, dem du

    Das Leben spartest …
    SALADIN. Ah!
    woran
    erinnerst

    Du mich! - Hab ich doch diesen Jüngling ganz

    Vergessen! - Kennst du ihn? - Wo ist er?
    NATHAN. Wie?

    So weißt du nicht, wieviel von deiner Gnade

    Für ihn, durch ihn auf mich geflossen? Er,

    Er mit Gefahr des neu erhaltnen Lebens,

    Hat meine Tochter aus dem Feu’r gerettet.
    SALADIN.
    Er? Hat er das? - Ha! darnach sah er aus.

    Das hätte traun mein Bruder auch getan,

    Dem er so ähnelt! - Ist er denn noch hier?

    So bring ihn her! - Ich habe meiner Schwester

    Von diesem ihren Bruder, den sie nicht

    Gekannt, so viel erzählet, daß ich sie

    Sein Ebenbild doch auch muß sehen lassen! -

    Geh, hol ihn! - Wie aus einer guten Tat,

    Gebar sie auch schon bloße Leidenschaft,

    Doch so viel andre gute Taten fließen!
    Geh,
    hol
    ihn!
    NATHAN.
    (indem er Saladins Hand fahren läßt)

    Augenblicks! Und bei dem andern

    Bleibt es doch auch? (Ab.)
    SALADIN.
    Ah! daß ich meine Schwester

    Nicht horchen lassen! - Zu ihr! zu ihr! - Denn

    Wie soll ich alles das ihr nun erzählen?

    (Ab von der andern Seite.)

    ACHTER
    AUFTRITT

    Die Szene: unter den Palmen, in der Nähe des Klosters, wo der Tempelherr Nathans wartet.

    TEMPELHERR.
    (geht, mit sich selbst kämpfend, auf und ab, bis er losbricht).

    59

    - Hier hält das Opfertier ermüdet still. -

    Nun gut! Ich mag nicht, mag nicht näher wissen,

    Was in mir

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