Nathanael
die Decke über ihren nackten Körper. Ihr liebevoller Blick und ihre Fürsorge hatten die Mauer, die er mühsam aufgebaut hatte, endgültig zum Einstürzen gebracht. Er hatte die Beherrschung verloren, weil er sie aus tiefstem Herzen liebte.
Es war sinnlos gegen diese starken Gefühle zu kämpfen. Sie gehörte zu ihm und er würde sie nie wieder gehen lassen. Selbst wenn ihnen nur eine kurze gemeinsame Zeit vergönnt wäre, er würde es nie bereuen. Ein Leben ohne sie war für ihn nicht mehr vorstellbar. Er stützte den Kopf in die Hand und sah sie an.
Sie lächelte im Schlaf, als spürte sie, dass er sie betrachtete. Sanft fuhren seine Finger durch die federnden Kupferlocken und er wickelte sich eine um den Finger. Er beugte sich hinab, um den Duft einzuatmen.
Ihr Haar roch nach dem Pfirsichshampoo, das er in ihrer Wohnung gesehen hatte. Er hatte nicht mehr an die Liebe geglaubt, bis er ihr begegnet war. Jetzt konnte er es kaum fassen, dass ihm das Schicksal dieses wundervolle Geschenk bereitet hatte.
Doch über das gefundene Glück hinaus musste er sich auf seine Mission besinnen. Er hauchte einen Kuss auf ihre Stirn, glitt aus dem Bett und kleidete sich an. Tessa schlief noch immer tief und fest.
Als er die Weste überstreifte, spürte er in der Innentasche einen harten Gegenstand und zog ihn heraus. Es war Seths CD, die er fast vergessen hatte. Würde er tatsächlich alle Namen der Verräter darauf finden, die sich mit Luzifer eingelassen hatten?
Nathanael dachte wieder daran, wie aufgewühlt Tessa war, als sie über ihre Vermutungen gesprochen hatten. Vielleicht trieben wirklich alle ein falsches Spiel mit ihr?
Er setzte sich vor Hazels Laptop und tippte das Passwort ein, das Tessa auf einem Zettel notiert und an den Bildschirm geklebt hatte. Als der Computer startete, schob er die CD in das dafür vorgesehene Fach. Tessa musste das sehen. Er stand auf und ging zum Bett hinüber, um sie zu wecken.
Tessa wachte von einem Kuss auf und öffnete die Augen. Nathanael hatte sich über sie gebeugt und sah sie mit ernster Miene an. Sie spürte, dass er ihr etwas Wichtiges sagen wollte. Sofort war sie hellwach und setzte sich auf. Ihr Blick fiel auf den Computerbildschirm.
«Was ist das?», fragte sie und deutete mit dem Kinn zum Computer.
«Seth hatte mir eine CD gegeben. Er meinte, wir würden die Namen aller Verräter darauf finden. Ich habe ihm nicht ganz geglaubt und dann die CD vergessen. Wir sollten uns ansehen, ob das, was da drauf ist, uns weiterbringen kann.»
«Na, worauf warten wir noch?»
Ohne zu zögern sprang sie aus dem Bett und streifte sich in Windeseile ihre Kleidung über. Vielleicht fanden sie etwas darin, das ihre offenen Fragen beantwortete.
Zahlen flimmerten über den Bildschirm, die sich zu Gruppen formierten und an einen Geheimcode erinnerten.
«Primzahlen! Das hätte auch von Hazel stammen können!», rief Tessa aus und wippte mit dem Fuß, weil sie die Spannung kaum ertragen konnte. «Hazel hat mir mal erklärt, dass einige Programme auf diese Weise verschlüsselt werden.»
Es dauerte eine Weile, bis sich eine Datei öffnete.
«Das sind ja alles nur Listen. Nichts Besonderes», sagte er und wollte sie gleich wieder schließen.
«Halt!» Tessa legte ihre Hand auf Nathanaels, die auf der Maus ruhte, und brachte sie zum Stillstand.
Er klickte die erste Datei an. «Alles Namen von Patienten des Medical Centers of Palliative Care », sagte er laut.
Tatsächlich beinhaltete die Liste alle Patienten, die in den vergangenen Monaten an einer Schmerztherapie teilgenommen hatten.
«Kommt dir ein Name davon bekannt vor?», fragte er.
Tessa schüttelte den Kopf. «Scroll mal bitte weiter runter.»
Reihe für Reihe glitt der Cursor nach unten.
«Halt!», rief Tessa. «Jetzt noch mal nach oben.»
Nathanael reagierte sofort und der Cursor sprang ein paar Zeilen weiter höher, wo er auf dem Namen Oliver Reardon stoppte. Geräuschvoll atmete sie ein.
«Und da unten ist Hazels Name.»
Tessa konnte ihre Entdeckung kaum fassen. Hinter diesen beiden Namen und weiteren war ein Häkchen gesetzt.
Tessa trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte. «Was bedeutet das?»
Er zuckte mit den Achseln.«Keine Ahnung.»
«Klick mal einen an», bat Tessa.
Nathanael wählte einen der gekennzeichneten Namen aus und gelangte zu einem Zeitungsbericht, der ausführlich über den Selbstmord eines Callgirls berichtete, das sich vor ein paar Tagen vom Dach eines Parkhauses in Soho gestürzt
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