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Nathanael

Titel: Nathanael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Landers
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hatte.
    Tessa spürte, wie Nathanael die Luft anhielt. Die Zusammenhänge konnten kein Zufall sein.
    «Davon habe ich gelesen. Klick alle Patienten an, ob sich dahinter etwas Ähnliches verbirgt», meinte sie.
    Alle Patienten mit dem Häkchen hatten sich das Leben genommen.
    Nathanael pfiff durch die Zähne. «Ein lukratives Seelengeschäft.»
    Tessa wurde übel bei dem Gedanken, dass die von Schmerz geplagten Menschen hoffnungsvoll an der Therapie teilgenommen hatten und dafür ihre Seelen in der Hölle schmorten.
    «Oh mein Gott, das ist entsetzlich. Wie kann jemand so etwas ausnutzen?»
    Nathanael stieß einen verächtlichen Ton aus.
    «Öffne die nächste Datei.»
    Nathanael fuhr fort.
    Das, was Tessa dort las, ließ sie erstarren. Allgemeine Daten zu Therapien und Seminaren folgten, schließlich eine Auflistung der Therapieleiter und deren Assistenten, unter denen sich auch Schwester Bertha befand.
    Alle wurden von Ernests Kirche unterstützt.
    «Mein Gott!» Tessa schlug die Hand vor den Mund. «Das hätte ich nicht gedacht. Nicht von Ernest.»
    «Vielleicht ist dein Bruder zu gutgläubig.»
    «Er ist zwar gutgläubig, aber nicht kriminell.»
    Vielleicht war ihr Bruder genauso ein Opfer der Täuschung wie sie? Oder war er wirklich tiefer darin verstrickt? Nathanael schien zu ahnen, was in ihr vorging. Seine skeptische Miene sprach Bände.
    «Reicht dir das jetzt? Oder möchtest du weiterblättern?», fragte er.
    «Natürlich machen wir weiter. Ich muss die ganze Wahrheit wissen.»
    Die nächste Datei beinhaltete Krankenblätter. Jemand musste sie im Medical Center mit einer Digitalkamera heimlich fotografiert und als Bilddatei anschließend abgespeichert haben. Die Patienten standen in einer bestimmten Reihenfolge, die mit den schweren Depressionen voran.
    Tessa las und konnte nicht mehr aufhören. Was sie erfuhr, stürzte sie in Entsetzen und Fassungslosigkeit. Aus den Krankenblättern ging hervor, dass bei allen Patienten erst vor wenigen Monaten Depressionen diagnostiziert worden waren. Auch Hazel befand sich darunter.
    «Das muss ein Irrtum sein! Ich hätte gemerkt, wenn Hazel depressiv gewesen wäre.»
    «Hm.» Nathanael rieb sich nachdenklich übers Kinn. «Hatte nicht auch Oliver Reardons Ex-Frau behauptet, er wäre ein lebensbejahender Mensch gewesen? Was mag die Depressionen so plötzlich bei ihm ausgelöst haben?»
    In Tessas Kopf herrschte Chaos. Sie war nicht mehr fähig, einen klaren Gedanken zu fassen, denn die Informationen wühlten sie mehr auf als gedacht.
    «Ich weiß es nicht. Vielleicht Drogen oder ein Trauma …»
    «Hat Hazel Drogen genommen?»
    «Natürlich nicht. Sie war strikt dagegen. Vielleicht ein Trauma …», überlegte Tessa.
    «Oder Medikamente?», unterbrach Nathanael.
    «Das wäre möglich. Die vielen Tablettenschachteln … Jetzt wird mir langsam alles klar. Oh mein Gott, wie konnte ich nur so blind sein?» Fassungslos schlug sie die Hände vors Gesicht.
    «Du bist eine viel beschäftigte Frau. Wie oft habt ihr euch gesehen?»
    «So oft es ging oder vielmehr wie es unsere Terminkalender zuließen. Manchmal einen ganzen Monat lang nicht. Aber wir haben immer telefoniert oder E-Mails versandt.»
    «Aber am Telefon oder am PC ohne Webcam kannst du nicht sehen, was mit ihr wirklich los ist», versuchte Nathanael sie zu beruhigen.
    Tessa schüttelte den Kopf. «Nein, ich hätte es spüren müssen. Aber ich habe es nicht. Vielleicht hätte ich ihren Tod verhindern können? Und jetzt ist alles zu spät.»
    «Du darfst dich nicht so quälen, Tessa.» Er strich ihr sanft über den Rücken.
    «Diese Medikamente …» Tessa stockte.
    «Sind Produkte von Greenberg Pharma», ergänzte Nathanael den Satz.
    «Es passt alles zusammen. Stevens plötzlicher finanzieller Aufstieg, die Selbstmorde, alles im selben Zeitraum.»
    Wenn einer Steven wirklich kannte, dann sie. Er war ehrgeizig und tat alles, um seine Ziele zu verwirklichen. Aber dass er so kaltblütig und skrupellos sein konnte, erschütterte sie.
    Tessa kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen an. Sie hatte sich in ihm getäuscht, in Hazel und, was sie am fassungslosesten machte, auch in Ernest.
    Tessa saß kreidebleich mit starrem Blick neben Nathanael auf dem Stuhl. Nur zu gut konnte er nachvollziehen, wie sie die Erkenntnisse erschütterten. Er legte ihr den Arm um die Schultern und zog sie an sich. Sie zitterte leicht.
    «Ich verstehe dich, Tessa. Es tut mir unendlich leid, dass du das alles durchmachen musst.»
    «Ich komme mir

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