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Nathanael

Titel: Nathanael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Landers
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vielleicht eine halbe Stunde mit dem Wagen. Als er landete, waren seine Muskeln hart von der Anstrengung. Allein das Stehen strengte ihn an und er taumelte. Er hatte sich ihretwegen beeilt und viel Energie verbraucht. Behutsam setzte er Tessa auf den Boden.
    «Alles okay?»
    «Ja», hauchte sie, zog die Knie eng an den Körper und legte den Kopf darauf.
    Nathanael konzentrierte sich, seine Flügel abzustoßen. Wenn sie sich von seinem Körper trennten, zerfielen sie zu schwarzem Staub. Eigentlich ein Jammer, aber wenigstens war das leichter und vor allem schmerzloser als das Ausfahren.
    Die beiden Körperstellen neben den Schulterblättern, wo die Schwingen ausgetreten waren, brannten wie Feuer. Der Pullover scheuerte auf den frischen Wunden. Es würde ein paar Tage dauern, bis die Narben verheilten und nur noch zwei dunkelrote Striche an seinem Rücken sichtbar waren. Morgen würde er sich elend fühlen, als hätte er einen Kater. Er hasste dieses Gefühl, weshalb er auf den häufigen Einsatz seiner Flügel verzichtete.
    Immer wieder sah er sich um, ob ihn jemand außer Tessa beobachtet hatte. Aber außer einer Schar Tauben konnte er nichts entdecken.
    Er sah zu Tessa hinab, die noch stärker zitterte, und zog seinen Pullover aus. Behutsam streifte er ihn ihr über. Sie musste so schnell wie möglich aus den nassen Klamotten raus. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als einen der anderen Blutengel anzurufen und zu bitten, sie mit einem Wagen abzuholen.
    Nathanael fluchte, als seine Hand vergeblich nach dem Handy in seiner Gesäßtasche suchte. Das verdammte Ding musste sich noch in seiner Jacke befinden, die er wegen seiner Flügel auf dem Dach ausgezogen hatte.
    «Shit.» Das hatte ihm gerade noch gefehlt.
    «Was ist?», fragte sie mit festerer Stimme, die allerdings noch ein wenig kratzig klang, und sah zu ihm auf. Ihr Gesicht war bleich und unter den Augen zeichneten sich dunkle Ringe ab.
    «Ich hab mein Handy nicht dabei und muss nach einem Telefon suchen. Aber ich kann dich hier nicht allein zurücklassen.»
    «Ich verstehe. Hilf mir bitte hoch. Ich schaff das schon.» Sie streckte ihm die Hand entgegen.
    In der Nähe befand sich zwar ein Polizeidepartment, aber er verspürte keine große Lust auf Cops, die ihn ausfragen wollten, so wie er aussah, mit dem zerrissenen Pullover und den Wunden auf dem Rücken.
    Dann fiel ihm das Battery Gardens ein, ein Restaurant-Geheimtipp von Bankern und Händlern. Es war nicht weit entfernt, und wenn er Glück hatte, war dort kurz vor Schluss nicht mehr viel los. Behutsam zog er sie hoch und stützte sie mit dem Arm. Er spürte, wie ihre Beine manchmal nachgaben und sie schwankte. Aber sie jammerte nicht oder bat ihn, langsamer zu gehen, sondern biss die Zähne zusammen und versuchte mit ihm mitzuhalten.
    Sie durchquerten den gepflegten, kleinen Vorgarten des Restaurants und spähten durch die Fenster. Die Kellner deckten gerade die Tische ab, als sie durch die Eingangstür ins Foyer traten. Ein Mann mittleren Alters mit Geheimratsecken saß vor einem Computer und musterte sie mit abweisendem Blick und hochgezogenen Brauen, als er sah, wie durchnässt Tessa war.
    «Sorry, Sir, wir wissen, dass Sie gleich schließen, und wollen Sie auch nicht lange aufhalten. Wir haben jemanden verpasst und kein Handy dabei. Dürften wir vielleicht bei Ihnen kurz telefonieren?»
    Hinter der Stirn seines Gegenübers schien es zu arbeiten. Nathanael las deutlich die Zweifel aus dem taxierenden Blick des Mannes hinter dem Tresen. Er musste zugeben, dass sie nicht gerade vertrauenerweckend aussahen.
    Vielleicht half es, ihn geistig zu manipulieren. Diese Engelsgabe setzte er wie die anderen Blutengel nur ein, wenn es gar nicht mehr anders ging. Und dies hier war eindeutig ein Notfall, beschloss er.
    Sein Gegenüber wehrte sich nicht, als er ihm die Worte Gib ihm das Telefon, er ist harmlos ins Hirn pflanzte. Seine ungläubige Miene hellte sich auf, bevor er Nathanael ein tragbares Telefon herüberreichte. Na, also, wer sagt’s denn.
    «Danke, wir sind auch schnell verschwunden.» Nathanael wählte Aarons Handynummer. Während des Rufzeichens trommelte er mit den Fingern gegen den Hörer. Nun geh schon ran .
    Es dauerte eine Weile, bis Aaron sich am anderen Ende meldete.
    «Na, endlich», platzte Nathanael heraus. Er gab seinem Gesprächspartner die Adresse und bat ihn, sie dort abzuholen. Aaron willigte ein und versprach, in weniger als einer halben Stunde da zu sein.
    Nathanael konnte Aaron mit

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