Nathaniel und Victoria, Band 2: Unter höllischem Schutz (German Edition)
entsetzt. »Hast du mir überhaupt nicht zugehört? Er muss unter jeden Umständen vermeiden …!«
»Ich hab's schon kapiert«, sagte ich beschwichtigend. »Nur, Nathaniel ist noch immer mein Schutzengel, er kann mich berühren und geweihten Boden betreten und so weiter … also treffen die Gesetze der Engel noch auf ihn zu, oder? Aber er ist schon gefallen, also welche Konsequenzen hätte eine Unverzeihliche Tat jetzt für ihn?«
Nathaniel dachte nach. »Auf eine Unverzeihliche Tat steht laut unseren Gesetzen der Fall. Nichts anderes.«
»Also«, sagte ich, »gilt Nathaniel jetzt als Engel oder als Dämon? Ich meine, das ist doch die Kernfrage der ganzen Sache, oder nicht? Wenn er nämlich als Engel gilt, dann ist meine Seele gar nicht in Gefahr und er kann auch nicht noch einmal fallen …«
Adalbert blies die Backen auf und fuhr sich durch die Haare.
»Ihr raubt mir den letzten Nerv! Was bist du jetzt plötzlich, eine Expertin in Engelsrecht? Für solche Fragen brauchen wir Ramiel. Wo ist er überhaupt?«
»Sie hat ihn fortgeschickt«, antwortete Nathaniel und rollte mit den Augen. »Frag nicht.«
»Fortgeschickt«, echote Adalbert. »Ich schätze, dann bleibt euch nur der alte Mike. Er entscheidet dann wohl, ob Nathaniel als Engel oder Dämon behandelt werden soll.«
»Der alte Mike?« Dann begriff ich. »Sie meinen doch nicht … Michael? Den Erzengel?«
»Wird bestimmt ein tolles Gespräch«, murmelte Nathaniel ironisch. »›Bin ich eigentlich ein Engel oder ein Dämon? Ich frage nur, weil ich wissen will, ob ihr mich noch mal für eine Unverzeihliche Tat drankriegen könnt … ach ja, und damit die Liebe meines Lebens nicht bis in alle Ewigkeit in der Hölle brennen muss.‹ Wird großartig.«
Ich starrte Nathaniel an. Die Liebe deines Lebens?
»Das sagt man doch so«, murmelte er, doch auf seinem bedrohlichen Gesicht erschien ein zärtlicher Ausdruck. Meine Wangen glühten.
Adalbert räusperte sich lautstark.
»Vielleicht fragen wir zuerst Melinda, bevor wir den alten Mike bemühen«, schlug ich vor. »Ob sie wohl irgendeinen Fall ausgraben kann, der uns weiterhilft?«
Adalbert zuckte mit den Schultern. »Einen Versuch ist es wert.«
Dann warf er Nathaniel einen sehr strengen Blick zu. »Bis ihr das geklärt habt …«
»Fasse ich sie nur mit Samthandschuhen an, ich hab's verstanden.«
»DU FASST SIE ÜBERHAUPT NICHT AN!«, donnerte Adalbert so laut, dass ich zusammenzuckte.
»Schon gut«, murmelte Nathaniel. »Ich bin ja nicht taub.«
»Jetzt haut schon ab«, knurrte Adalbert.
Als wir das verschlossene Friedhofstor erreichten, ließ Nathaniel seine Hand über das Schloss gleiten. Es begann zu beben und zu knarren, so als ob es gewaltsam aufgebrochen wurde.
»Früher haben sich die Schlösser für dich mit Leichtigkeit geöffnet«, murmelte ich. »Jetzt scheinst du sie aufzuzwingen.«
»Es ist weniger elegant als früher«, sagte er, als das Tor aufschwang. »Doch es erfüllt den Zweck.«
Er führte mich über den Parkplatz zu meinem Wagen. Plötzlich klingelte mein Telefon.
»Vic, alles in Ordnung bei dir?« Es war Anne.
»Ja, mir geht's gut«, erwiderte ich schnell und mit schlechtem Gewissen.
»Ich habe mir echt Sorgen gemacht, als du gestern Abend abgehauen bist! Was war denn los?«
»Lange Geschichte«, sagte ich. »Aber er ist zurück, Anne! Nathaniel ist zurück!«
»Was?« Anne klang baff. »Aber wie …?«
»Erzähl ich dir alles, wenn wir uns sehen.«
»Chrissy und ich treffen uns gleich im Breakfast, Krisensitzung wegen Tom. Kommst du auch?«
Ich warf einen raschen Blick auf Nathaniel. Zu Melinda konnten wir noch früh genug gehen. Nathaniel hatte sich entschlossen, bei mir zu bleiben, und ein wenig Ablenkung würde mir sicher gut tun.
»Ähm … okay. Ich kann zur Zeit ohnehin nicht nach Hause. Die Hexe macht echte Probleme.«
»Vielleicht kann Nathaniel da was machen?«, schlug Anne vor. »Bis gleich bei Willy!«
Ich legte auf und Nathaniel musterte mich stirnrunzelnd. »Als du fort warst, da habe ich Anne von dir erzählt«, sagte ich kleinlaut. »Ich weiß, das hätte ich eigentlich nicht tun dürfen, aber …«
»Nicht so wichtig«, unterbrach mich Nathaniel. »Welche Hexe macht dir Probleme?«
»Oh, das … Es geht um Rita, Ludwigs Sekretärin. Sie ist seine neue Freundin und hat Ludwig überredet, mich in eine Klapsmühle zu stecken, wo man mich unter Drogen setzen wird …«
»Sie hat was?!« Nathaniels schwarze Flammen loderten auf.
»Vielleicht ist
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