Nathaniel und Victoria, Band 2: Unter höllischem Schutz (German Edition)
lachte. »Schon gut!« Er nahm mein Gesicht zwischen seine beiden Hände. Mir stockte der Atem.
»Solange nur du nicht vor mir fliehst«, flüsterte er.
Mein Herz begann, wie verrückt zu schlagen und ein kleiner Schauer lief durch meinen Körper.
Nathaniel schlang seine Arme um mich. »Frierst du?«
Ich schüttelte den Kopf und lehnte mich an seine Brust. Seine Flügel schirmten mich gegen den kalten Wind ab, der uns trotz der Sonnenstrahlen daran erinnerte, dass es Herbst war.
»Die Vögel hier zwitschern, als wäre es Frühling«, sagte ich leise.
»Für dich«, erwiderte Nathaniel.
Verwundert blickte ich ihn an und er zuckte lächelnd mit den Schultern. Anstelle einer Antwort rückte er seinen Flügel zurecht, um mich vollständig vor dem kalten Wind zu schützen.
Ich streckte langsam meine Hand aus und berührte seinen Flügel mit meinen Fingerspitzen. Strahlend weiß, mit kleinen goldenen Diamanten gesprenkelt, funkelte er im Sonnenlicht. Ich bestaunte das glitzernde, weiße Lichterspiel zwischen meinen Fingern. Da hob Nathaniel seinen anderen Flügel gegen die Sonne. Mit einer langsamen Bewegung spreizte er ihn, sodass sich seine langen, weißen Federn auffächerten … und mir blieb die Luft weg.
Feine Sonnenstrahlen schimmerten zwischen seinen Federn hindurch und ließen seinen Flügel funkeln wie ein Meer aus Diamanten und Licht. Seine Federn brachen die Sonnenstrahlen und tauchten uns in ein buntes Kaleidoskop aus Farben. Sprachlos bestaunte ich die Schönheit dieses Lichterspiels, die bunten Lichtreflexe, die auf uns tanzten, wenn der Wind durch Nathaniels Flügel strich.
Ich bemerkte erst jetzt, dass mein Mund vor Staunen offen stand. Ein zufriedenes Lächeln erschien auf Nathaniels Lippen.
Um uns herum erfüllte noch immer Vogelgezwitscher die Luft.
Nathaniel griff nach meiner Hand.
»Darf ich bitten?« Er drehte mich in einer Pirouette in seine Arme.
Ich lachte überrascht und fürchtete schon, zu stolpern, doch Nathaniel ließ es nicht zu. Er zog mich an sich, legte seine Hand an meinen Rücken und drückte mich an seinen Körper. Seine Augen funkelten, als er sich langsam zu drehen begann. Er hielt mich sicher in seinem Arm, während er sich mit spielerischer Leichtigkeit bewegte. Mein Herz schlug schneller, als ich seinen Bewegungen nachgab und zuließ, dass er mich führte. Ich spürte den Boden kaum noch unter meinen Füßen, es war beinahe so, als würde ich schweben. Während er mich in seinen Armen hielt, vergaß ich alles um uns herum. Ich fühlte seinen Körper dicht an meinem, seine starken Bewegungen, die Zeit verblasste und es gab nichts mehr außer ihn und mich.
Es dauerte einige Augenblicke, bis ich bemerkte, dass wir wieder stillstanden. Nathaniel hielt mich immer noch an sich gedrückt. Mir war, als würde ich aus einem Traum erwachen. Verwirrt blinzelte ich ihn an.
»Was ist passiert?«, murmelte ich atemlos.
»Du hast mit einem Engel getanzt«, flüsterte er.
Ich fragte mich, wie ein Schild stark genug sein konnte, um das, was ich in diesem Augenblick fühlte, vor Nathaniel verborgen zu halten.
Und dann erstarrte ich.
Etwas hatte sich in Nathaniels Augen verändert, als er mich ansah. Es war wie der Schatten einer Ahnung, der sich plötzlich über sein Gesicht legte. Kaum merklich runzelte er die Stirn und ein Hauch von ungläubigem Erstaunen glitzerte in seinen Augen.
Ich fühlte, wie mein Puls schneller wurde. Die panische Hitze, die plötzlich in mir aufstieg, hatte nichts mit unserem Tanz zu tun. Hastig senkte ich meinen Blick und trat einen Schritt von Nathaniel zurück. Er ließ mich los und ich strauchelte in meinem überstürzten Versuch, auf Abstand zu gehen, und fiel beinahe zu Boden. Instinktiv streckte er seine Hand nach mir aus, aber ich fing mich gerade noch an einem Baumstamm ab.
Verwirrt blickte Nathaniel mich an. Die Vorahnung war aus seinem Gesicht verschwunden, aber es war genug gewesen, um mich wachzurütteln. Es hatte sich angefühlt, als hätte Lazarus seine Drohung wahrgemacht.
»Was ist mit dir?«, fragte Nathaniel besorgt.
»Nichts«, sagte ich schnell. »Tut mir leid.«
Nathaniel schüttelte verständnislos den Kopf. »Habe ich etwas falsch gemacht? Ich dachte, du wolltest einen sorgenfreien Tag haben?«
»Du hast nichts falsch gemacht.« Ich fühlte mich furchtbar, als ich seinen verletzten Gesichtsausdruck sah. Aber das Herz schlug mir immer noch bis zum Hals.
»Ich möchte mit Ra und Sera sprechen«, sagte ich. »Jetzt
Weitere Kostenlose Bücher