Nathaniel und Victoria, Band 2: Unter höllischem Schutz (German Edition)
wiederholte Nathaniel ruhig. »Lazarus hat Victoria angegriffen, Adalbert. Und er wird es wieder tun, außer ich unternehme etwas dagegen.«
Nathaniel wandte sich mir zu. »Bitte mach deine Jacke auf.«
Zögernd öffnete ich den Reißverschluss. Nathaniel zog meinen Kragen zur Seite, so dass Adalbert meinen Hals sehen konnte.
Der alte Mann runzelte die Stirn. »Dämonennarben?«
»Ich muss dem ein Ende setzen«, sagte Nathaniel düster. »Bitte hilf mir, sie zu beschützen, während ich Lazarus für das hier bezahlen lasse.«
Adalberts Blick ruhte auf meinem Hals. Etwas in seinem Gesichtsausdruck veränderte sich.
»Mitternacht, wie?«, brummte er.
Nathaniel nickte.
Adalbert drehte sich wieder zum Herd.
»Dort wirst du sie nicht hören, wenn sie dich rufen sollte«, sagte er.
»Ich weiß«, stieß Nathaniel zwischen den Zähnen hervor. »Deshalb brauchen wir ja geweihten Boden.«
»Was ihr braucht, ist mehr Schutz, als meine Kapelle euch bieten kann. Ihr braucht wirklich alten geweihten Boden, verstanden?«
»Hast du vielleicht einen besseren Vorschlag?«, fragte Nathaniel.
»Ob ich …? Was glaubst du, wer ich bin? Ich bewahre geweihten Boden! Und dieser alte Friedhof hier ist sicher nicht das einzige Fleckchen, um das ich mich kümmere!«
»Ist es nicht?«, fragte ich überrascht.
Adalbert Kaster verdrehte die Augen zur Decke. Dann schaltete er den Herd ab, griff nach seiner Jacke und einer Taschenlampe und marschierte an uns vorbei zur Tür hinaus.
»Worauf wartet ihr? Soll ich etwa allein gehen?«
Ich sah Nathaniel an. Er zuckte mit den Schultern und wir folgten dem Mann.
Ich fuhr mit dem Wagen nach Adalberts Anweisungen in ein Naturschutzgebiet westlich der Stadt. Wir hielten auf einem unbeleuchteten Parkplatz mitten im Wald. Nathaniels goldener Glanz und die Taschenlampe waren unsere einzigen Lichtquellen.
»Wohin gehen wir?«, fragte ich, während ich an Nathaniels Arm hinter Adalbert her durch den Wald stapfte. Der alte Mann bewegte sich mit bemerkenswerter Sicherheit durch das Unterholz.
»Ich bringe dich auf alten geweihten Boden«, brummte er. »Habe ich doch gesagt.«
Ich verzog zweifelnd das Gesicht. »Wo soll denn hier alter geweihter Boden sein? Wir sind mitten im Nirgendwo!«
Adalbert marschierte ungerührt weiter. Der Wald wurde dichter und das Gelände unwegsamer. Ich stolperte mühsam hinter ihm her.
Na toll. Wir brauchen keinen geweihten Boden mehr, weil nicht einmal ein Dämon uns hier finden würde …
Nathaniel grinste und drückte meine Hand.
Überall hörte ich unheimliche Geräusche von nachtaktiven Tieren. Jedes Rascheln ließ mich zusammenzucken und ich klammerte mich fester an Nathaniels Arm. Sein goldener Schein reichte in dem dichten Unterholz nur wenige Schritte weit. Nathaniel bog Zweige für mich zur Seite und achtete darauf, dass ich mich nicht in Spinnweben verfing. Gerade als ich mich fragte, wie weit wir noch in diesen Dschungel vordringen mussten, hielt Adalbert plötzlich inne.
»Wir sind da.« Er leuchtete auf einen großen Stein direkt vor ihm.
Ich blickte an dem alten Friedhofswärter vorbei. »Äh … das ist Ihr geweihter Boden? Ein Felsbrocken? Soll ich mich da vielleicht draufstellen?«
»Natürlich nicht!«, erwiderte er ungeduldig. »Du sollst darunter kriechen.«
»Was?«
Adalbert leuchtete mit der Taschenlampe hinter den Felsbrocken. Der Lichtschein verschwand in einem großen, dunklen Loch dahinter.
»Da ist der Eingang. Los, runter mit dir!«
»Das kann doch nicht Ihr …!«
Doch Adalbert packte mich am Arm und schubste mich in Richtung des dunklen Erdlochs. Es war von Wurzeln umgeben, in denen Spinnweben hingen und Insekten krabbelten. Unsicher wandte ich mich Nathaniel zu, der zu meiner Verblüffung aufmunternd lächelte.
»Nur zu. Ich bin gleich hinter dir.«
»Mitten in der Nacht im Wald in ein finsteres Loch klettern«, murmelte ich angewidert. »Was für ein Samstagabend! Warum konnten wir nicht einfach ins Kino gehen …?«
Ich spürte Nathaniels Hände auf meinen Schultern, während ich mich an den Rand auf eine Wurzel setzte und langsam hinunterrutschte. Nathaniel hielt sein Wort und blieb direkt hinter mir. Die Wände waren feucht und erdig, und es war so eng und dunkel, dass selbst der goldene Schimmer kaum weiter als eine Armlänge in die Finsternis vordrang. Hinter uns hörte ich Adalbert, der sich ebenfalls durch den schmalen Eingang zwängte. Ich schob mich mit den Beinen voraus durch eine Art Schacht, bis ich
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