Nathaniel und Victoria, Band 2: Unter höllischem Schutz (German Edition)
plötzlich ebenen Boden unter meinen Füßen spürte und mich aufrichten konnte. Nathaniel war dicht hinter mir. In seinem Schimmer sah ich etwas Riesiges direkt vor mir von der Decke hängen. Ich erschrak und stolperte rückwärts gegen Nathaniels Brust, sah mich panisch um und erkannte weitere riesige Gestalten um uns herum.
»Was ist das hier?«, keuchte ich. »Wo sind wir?«
»Hab keine Angst«, flüsterte Nathaniel und zog mich an sich.
Adalbert erschien hinter Nathaniel und richtete sich ebenfalls auf.
»Wohin haben Sie mich gebracht?«, fragte ich, während mein Blick über die unheimlichen Gestalten flackerte.
»An den sichersten Ort, den ich kenne«, sagte Adalbert und leuchtete mit seiner Taschenlampe in die Finsternis, die uns umgab.
In dem Lichtkegel erkannte ich, was neben mir von der Decke hing. Es war ein riesengroßer Tropfstein.
»Lass es mich dir zeigen.« Nathaniels sanfte Stimme erklang hinter mir. Im nächsten Moment tanzten goldene Flammen auf seiner Haut und sein Körper und seine Schwingen erstrahlten. Sein Licht flutete die gesamte Höhle und mir stockte der Atem.
Wir standen am Rand eines großen, unterirdischen Sees. Das Wasser glitzerte blau und grün und ich konnte mühelos bis zum Grund sehen. Von der Decke hingen helle, meterlange Tropfsteine und ähnlich große Steine wuchsen auch am Rand des Sees gegen die Decke.
»Was ist das hier für ein Ort?«, flüsterte ich.
»Uralte Völker haben diese Höhle als Kultstätte benutzt. Das hier war schon geweihter Boden, lange bevor die Römer gekommen sind«, erklärte Adalbert. »Kein Dämon kann auch nur einen Fuß hier hereinsetzen.«
»Danke«, sagte Nathaniel, doch der alte Mann winkte ab und warf einen Blick auf seine Uhr.
»Pass lieber auf, dass du das Treffen nicht versäumst. Es ist schon kurz vor Mitternacht.«
Ich hielt Nathaniels Hand fest umklammert.
»Bist du nervös?«, fragte er leise.
»Ich habe Angst«, gab ich zu.
Nathaniel schmunzelte. »Kämpfst du gegen den Dämon oder ich?«
»Glaub mir, ich würde es lieber selbst tun, wenn ich könnte«, murmelte ich. »Verstehst du nicht, dass ich Angst um dich habe?«
Nathaniels golden gesprenkelte Augen funkelten in der Dunkelheit. »Dafür gibt es keinen Grund«, sagte er sanft.
»Würdest du etwas für mich tun?«
»Was immer du willst.«
Ich zog Melindas Kette unter der Jacke hervor und nahm sie von meinem Hals.
»Nein«, wehrte Nathaniel ab. »Sie soll dich beschützen …«
»Sie soll dich mir unbeschadet zurückbringen«, flüsterte ich. »Bitte. Trag sie für mich.«
Nathaniel wollte protestieren, doch mein verzweifelter Wunsch brachte ihn zum Schweigen. Er ließ zu, dass ich ihm den Erzengelanker um den Hals legte.
»Wenn ich schon sonst nichts tun kann …«, sagte ich leise.
Nathaniel strich zärtlich über mein Gesicht. »Verstehst du nicht, dass du alles für mich bist, Victoria?«, flüsterte er. »Ich verspreche dir, dass ich so schnell wie möglich zu dir zurückkehren werde.«
Ich umarmte Nathaniel und drückte mich fest an ihn. Adalbert räusperte sich. Plötzlich wurde es noch heller um uns, als Ra und Sera erschienen.
»Kleine Planänderung?«, fragte Ra und blickte sich interessiert in der Höhle um.
»Das hier war Adalberts Vorschlag«, sagte Nathaniel.
»Geh jetzt endlich!«, drängte Adalbert und klopfte mit einem Finger auf seine Uhr.
Ich drückte Nathaniels Hand mit beiden Händen.
Pass auf dich auf.
Nathaniel nickte und schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln. Ich zwang mich, Nathaniel loszulassen. Mit einem entschlossenen Ausdruck auf seinem schönen Gesicht verschwand er.
»Wie lange wird es dauern?« fragte ich Ra und verschlang meine kalten, schweißnassen Finger ineinander.
»Nicht lange«, erwiderte er mitfühlend.
Der bronzene und silberne Schimmer von Ramiel und Seraphela tauchte die Höhle in sanftes Licht. Die hohen Tropfsteine wirkten auf einmal beklemmend auf mich. Ich wanderte ruhelos am Ufer des unterirdischen Sees auf und ab.
»Wird er ihm helfen?«, fragte ich leise. »Der Erzengelanker?«
»Du hast Nathaniel einen direkten Draht zu einem Erzengel gegeben«, erwiderte Ra. »Allein die Anwesenheit des Ankers wird Lazarus schwächen.«
Ich lächelte verkrampft. »Gut.«
»Mach dir keine Sorgen.« Ra legte aufmunternd seine Hand auf meine Schulter. »Alles wird gutgehen. Nathaniel ist ein außergewöhnlicher Kämpfer.«
Ich biss mir auf die Unterlippe.
»Warum funktioniert er überhaupt?«, fragte ich Ra
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