Nathaniel und Victoria, Band 2: Unter höllischem Schutz (German Edition)
verwundert nach, als er sich von Melinda und Ramiel verabschiedete und das Büro verließ.
»Also?« Melindas sachlicher Ton holte meine Aufmerksamkeit zurück. Sie blickte mich wartend an. Mein Blick flackerte zu Ramiel. Ich wusste nicht, wo ich anfangen sollte.
»Da war dieser Schulausflug«, begann ich umständlich. »Und Lazarus …«
Melinda brachte mich mit einer Geste zum Schweigen. »Ich bin Chronistin, Victoria. Ich weiß, was passiert ist.«
»Oh«, sagte ich verwirrt. »Okay.«
»Die Frage lautet: Wie kann ich dir helfen?«
»Ich möchte Uriel um Hilfe gegen Lazarus bitten. Es war Seraphelas Idee«, fügte ich rasch hinzu, als ich Melindas Gesichtsausdruck sah.
»Wie kommst du auf die Idee, dass ich dir dabei helfen könnte?«, fragte sie stirnrunzelnd. Der Ton ihrer Stimme ließ meine Hoffnung schwinden.
Ich zuckte unsicher mit den Schultern. »Vielleicht, weil Sie mir Uriels Anker gegeben haben?«
»Und wieso glaubst du, dass Uriel dir helfen wird?«
»Seraphela hielt es für eine gute Idee, ihn zu fragen. Und soweit ich gehört habe, ist er der einzige Erzengel, der weiß, was Nathaniel gerade durchmacht. Und der Einzige, der …« … so düster ist, dass ich ihm eine illegale Vernichtung zutrauen würde , vollendete ich den Satz in Gedanken.
Ramiel sprang ein, bevor ich die Worte laut aussprechen konnte. »Er ist der Einzige, zu dem wir eine Verbindung haben. Deinen Anker, Melinda.«
Er warf mir einen warnenden Blick zu.
Melinda schürzte nachdenklich die Lippen.
»Worum genau wollt ihr Uriel bitten?«, fragte sie.
Wieder kam Ramiel mir zuvor. »Um jede Hilfe, die er bereit ist, uns zu geben.«
Ich blickte mit schmalen Augen zwischen Ramiel und Melinda hin und her. Was schwang in diesem Gespräch mit, das ich nicht verstand?
»Du weißt, dass ich ihn nicht rufen kann«, sagte Ramiel zu Melinda. »Kein Erzengel würde sich zu einem Gespräch mit einer Sterblichen herablassen.«
»Ich werde ihn nicht für euch rufen«, sagte Melinda entschieden.
»Darum bitten wir dich nicht«, sagte Ramiel. »Aber wir müssen deinen Anker verwenden.«
Melinda schwieg.
»Als du ihn Victoria gegeben hast, wusstest du, dass dieser Tag kommen könnte«, sagte Ramiel. »Lazarus wird Victoria umbringen, Melinda. Und du weißt, dass es nicht in meiner Macht liegt, ihn daran zu hindern. Das war Nathaniels Aufgabe.« Ramiels Tonfall wurde drängender. »Wenn Uriel Lazarus nicht aufhält, wird Victoria sterben. Er ist unsere letzte Hoffnung.«
Melinda schloss die Augen und stützte ihren Kopf in ihre Hände. »Wisst ihr überhaupt, was ihr da verlangt?«, flüsterte sie kaum hörbar.
»Bitte, Frau Seemann«, sagte ich leise. »Helfen Sie uns. Ich will leben, um einen Weg zu finden, Nathaniel zu retten.«
Ich ließ meine Hand auf den Rahmen ihres Familienfotos sinken. »Bitte.«
Ihr Blick ruhte lange auf dem Bild. So lange, dass ich dachte, sie hätte uns vergessen.
»Ich weiß nicht, wie man einen Erzengel ruft«, sagte sie schließlich. Ramiel wollte protestieren, doch Melinda schnitt ihm das Wort ab.
»Ich hatte es niemals nötig, Hilfsmittel dazu zu verwenden. Aber ich kenne einen Ankerschmied, der euch vielleicht helfen kann. Er hat die beiden Anker geschmiedet, die du trägst, Victoria. Er weiß vielleicht, wie ihr Uriel rufen könnt.«
»Wo kann ich diesen Schmied finden?«, fragte ich.
Melinda schrieb etwas auf einen kleinen Zettel und reichte ihn mir.
»Das ist die Adresse seiner Arbeitsstelle. Sein Name ist Colin. Sag ihm, dass ich dich geschickt habe.«
Ich steckte den Zettel mit der Adresse ein.
»Danke.«
An der Tür drehte ich mich noch einmal um.
»Warum haben Sie Herrn Wagner von den Engeln erzählt?«
»Ich dachte, er könnte dir eine Hilfe sein. In deiner Lage kannst du alle Freunde brauchen, die du bekommen kannst.«
»Werden Sie deswegen keinen Ärger mit den Erzengeln kriegen?«
»Mach dir keine Sorgen um mich. Ich habe bereits weit mehr getan, was einen Erzengel verärgern könnte, als bloß unsere Existenz preiszugeben.«
Auf ihrem ernsten Gesicht war die Spur eines Lächelns zu erkennen. »Ich wünsche dir Glück, Victoria.«
Ich war fast schon zur Tür raus, als Melinda noch einmal sprach. »Starr nicht auf den schwarzen Glanz seiner Schwingen. Das kann er nicht leiden.«
Ich wusste nicht, was ich auf diese Information erwidern sollte, also nickte ich stumm. Dann verließ ich mit Ramiel die Bibliothek.
Vor der Universität drehte ich mich zu meinem Engel um. »Raus
Weitere Kostenlose Bücher