Nathaniels Seele
fühlte.
„In unserer Tradition sind wir jetzt miteinander verbunden“, sagte Nathaniel feierlich. „Wir waren es schon vorher, aber das ist eine kleine Geste, die es jedem zeigen wird.“
Josephine fühlte Bedauern, als er aufstand und ihr damit seine Wärme entzog.
„Komm. Du wolltest doch meine Geschichte hören.“
Sie rekelte sich genüsslich im Gras. „Ja, unbedingt. Aber du kannst sie mir auch hier erzählen.“
„Nein. Ich möchte allein mit dir sein. Wirklich allein.“ Er nickte zum Festplatz hinüber. Josephine folgte seinem Blick und sah, dass viele Gesichter in ihre Richtung gewandt waren. Frauen, Männer und Kinder. Sie erkannte Black Fox, der ebenso wie Jeremy eine Hand über die Augen gelegt hatte, um das Licht des Feuers abzuschirmen und mehr zu erkennen.
„Es gibt viele, die sehr neugierig sind“, setzte Nathaniel hinzu. „Normalerweise macht es mir nichts aus, aber diesmal will ich ungestört sein.“
Sie nickte, nahm seine Hand und ließ sich von ihm aufhelfen.
„Wir sehen uns“, sagte die Stimme. „Morgen.“
„Und Sie sind sicher, dass es funktionieren wird?“ Hazlewood zwang sich, ruhig zu bleiben. Für Triumph blieb Zeit, wenn das Gefäß tatsächlich vor ihm stand. Wenn es sich unzweifelhaft in seiner Gewalt befand.
„Ich garantiere es“, antwortete die Stimme. Im Hintergrund waren Stimmen zu hören. Singende, lachende und schwatzende Stimmen, begleitet von traditioneller Musik. „Sorgen Sie nur dafür, dass mein Geld bereitsteht.“
„Es liegt vor mir und wartet nur darauf, seinen Besitzer zu wechseln.“
Die Stimme schwieg eine Weile. Hazlewood kannte diese Art von Stille. Sie war geschwängert von schlechtem Gewissen und dem Hadern mit der getroffenen Entscheidung. Daher half er dem wankenden Gemüt ein wenig auf die Sprünge.
„Bringen Sie mir das, was ich will, und für den Rest Ihres Lebens haben Sie ausgesorgt. Unser Geschäft ist nunmehr verbindlich. Das wissen Sie doch, nicht wahr?“
„Morgen“, erwiderte die Stimme. „Am vereinbarten Ort. Irgendwann im Laufe des Abends.“
„Sehr gut. Wir sehen uns.“
Hazlewood legte den Telefonhörer auf, lehnte sich zurück und gönnte sich ein hauchfeines Lächeln. Lange starrte er vor sich hin, den pochenden Schmerz in seinem Kopf ignorierend. Seit seine Erinnerung wiedergekehrt war, war die Qual abgeflaut, doch nach wie vor nicht gewichen. Weder Tabletten noch Hausmittel halfen. Hazlewood war gewöhnt an Schmerzen. Er war gewöhnt daran, sie zu ignorieren und die von ihnen ausgelösten, negativen Schwingungen an andere weiterzugeben. Doch dieses monotone, dumpfe Pochen war ein anderes Kaliber als das Stechen in seinem Knie. Egal. Bald würden all diese Schmerzen der Vergangenheit angehören. Bald würden weder Alter noch Tod ihn berühren.
„Du bist mächtig,“ raunte Hazlewood. „Aber nicht mächtig genug. Du besitzt dieselben Schwächen wie jeder gewöhnliche Mensch. Ich kenne diese Schwächen, und deshalb gehörst du mir.“
Fahrig riss er noch einmal den Hörer an sich und wählte die Nummer seiner Sekretärin.
„Sir?“
„Rufen Sie Dr. Timmons an. Sagen Sie ihm, er soll sich bereithalten.“
„Worum geht es, Sir?“
„Er weiß Bescheid“, schnauzte Hazlewood. „Sagen sie ihm, dass es morgen Abend so weit ist. Falls er noch irgendetwas braucht, soll er damit rausrücken. Außerdem will ich ihn heute Abend sehen, um noch ein paar Einzelheiten zu besprechen. Eine Absage nehme ich nicht in Kauf, verstanden?“
„Ja, Sir.“ Die Sekretärin legte auf. Als ihn die Stille umschloss, erlaubte sich Hazlewood einen kleinen Vorgeschmack auf jenen Triumph, der bald seinen Höhepunkt finden würde. Er ging zu der Vitrine, in dem seine kostbarste Weinflasche auf ihren Einsatz wartete. Seine Finger zitterten, als er den Korken entfernte und ein Glas mit der dunkelroten, süß duftenden Flüssigkeit füllte.
„Auf die Ewigkeit“, raunte Hazlewood dem Schutzgeist zu, wo auch immer er gerade steckte. „Und auf den Beginn einer wunderbaren Freundschaft.“
Sein Schlafzimmer war einfach eingerichtet, aber so gemütlich wie der Rest des Hauses. Mit Zedernholz vertäfelte Wände, ein flaches, scheinbar selbst gezimmertes Bett und eine Truhe neben einem riesigen Schrank. Durch das große, bis zum Boden reichende Fenster sah man das Glänzen des Sees, durchbrochen von den schwarzen Stämmen dreier Tannen.
Als er sich und sie auszog, glaubte Josephine, sie würden sich erneut lieben.
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