Navy SEALS - Tyler, S: Navy SEALS
war.
Der Vater reichte ihr ein buntes Tuch, und Jamie wickelte den Säugling so gut sie konnte darin ein und hielt ihn der Mutter hin, die jetzt wieder lächelte.
Jamie entfernte sich ein wenig, um der kleinen Familie etwas Privatsphäre zu gönnen. Chris war fertig, zog der Frau das Kleid über die Knie und streifte die Handschuhe ab.
Bevor sie es sich verkneifen konnte, trat Jamie zu ihm, legte sich in seine Arme und weinte – zum ersten Mal auf dieser Reise, zum ersten Mal seit Jahren weinte sie, und sie tat es wegen eines Babys, eines gesunden, atmenden Babys.
Sie hatte nicht einmal bei Mikes Beerdigung geweint, und auch nicht, als sie erfuhr, dass er auf dem Operationstisch gestorben war, weil sie sich damit eingestanden hätte, dass er wirklich von ihr gegangen war.
Sie hatte auch um ihre Eltern nicht geweint.
Aber Mike war wirklich von ihr gegangen, genau wie ihre Eltern – und im Moment auch Sophie. Alle waren von ihr gegangen, nur Chris nicht, dessen Arme fest um sie lagen.
»Hey, ist schon gut. Ist eine emotionale Angelegenheit, wenn man es zum ersten Mal sieht. Und das ändert sich auch beim hundertsten Mal nicht.«
»Du bist wirklich verrückt, weißt du das?«
»Ich glaube, jeder braucht ein bisschen Verrücktheit im Leben. Vor allem du.«
»Ich kenne dich seit gerade mal zwei Tagen.«
»Mein Vater kannte meine Mom einen Tag, bevor er ihr gesagt hat, dass er sie liebt. Aber keine Sorge, so schnell bin ich nicht.«
Sie lachte, das Gesicht gegen seine Brust gedrückt.
»Na, komm, Süße, steig wieder ein, damit wir deine Schwester suchen können.«
»Ich möchte, dass Sie dem Baby einen Namen geben«, sagte da die junge Mutter zu ihr.
»Oh nein, das geht doch nicht … « Jamie hielt inne. »Sie muss nach dir benannt werden.« Sie sah Chris an, aber er schüttelte den Kopf.
»Du machst dir keinen Begriff, wie viele Babys nach mir benannt sind. Jetzt bist du an der Reihe.«
Sie betrachtete das Kind – es war so winzig und süß, geboren an einem Ort, der fast die Hölle war, und trotzdem sah das kleine Mädchen glücklich aus. Unschuldig.
Sie wünschte, es wäre so einfach gewesen, als sie vor all den Jahren ein neues Leben beginnen, auf gewisse Weise wiedergeboren werden musste. Und darum gab es eigentlich keinen anderen Namen, den sie diesem Baby geben konnte, als den, der für ihre eigene Vergangenheit stand. »Wie wäre es mit … Ana?«
Chris lächelte sie an. »Ich finde, das ist ein wunderschöner Name. Okay, und jetzt machen wir uns auf die Suche nach Nick und Sophie und holen sie nach Hause.«
»Ja, das klingt gut. Ich pack die Sachen weg, du sorgst dafür, dass Mutter und Kind zur Abfahrt bereit sind.«
»Sie hat gesagt, es seien noch zehn Minuten bis zu ihrem Haus. Dort steht ein alter Landrover, den wir nehmen können«, rief er ihr über die Schulter zu, während sie die Sachen auflas, die wiederverwendbar waren, und in eine Plastiktüte steckte.
Ehe sie Chris’ Tasche im Kofferraum öffnen konnte, klingelte ihr Handy. Endlich. Sie starrte es an. Die Information, hinter der sie in den vergangenen Wochen so verzweifelt hergewesen war, stand in einer Textnachricht da. »Na also«, flüsterte sie vor sich hin. »Hab ich dich, John Caspar. Und sobald Kaylee Bescheid weiß, ist dein Spiel aus.«
Kaylee ging mit diesem Artikel ein ungeheures Risiko ein, und Jamie war froh, dass sie bei dieser Sache nicht allein dastand. Je mehr Leute darin verwickelt waren, desto mehr Hoffnung hatte sie, Sophie helfen zu können. Mit diesem Gedanken schickte sie Kaylee die Info über Caspar.
Normalerweise hätte Jamie ihre Informationen nicht so ohne Weiteres mit anderen geteilt, aber dieser Fall war alles andere als normal.
»Alles in Ordnung?«, rief Chris. »Wir müssen los.«
»Ich bin bereit.« Sie steckte das Handy wieder ein und verstaute die anderen Sachen in seiner Tasche, dann schlug sie den Kofferraumdeckel zu.
Sie zwängte sich auf dem Vordersitz neben Chris, damit Mutter und Kind sich im Fond erholen konnten, und als das Auto losrollte, zwang sie sich, alles andere zu vergessen und nur noch an ihre Mission zu denken.
DerStromausfallwürdenocheineganzeWeileandauern.NicköffnetedieFenstereinenSpaltbreit,konnteaberaußerdemRauschen des Regens nichts hören. Da die Tür nach außen aufging, konnte er sie von innen kaum sichern, aber er hatte stündlich einen Kontrollgang unternommen.
Er trocknete sich gerade ab, nachdem er von seinem letzten Rundgang zurückgekehrt war, als
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