Navy SEALS - Tyler, S: Navy SEALS
Tod bringen konnte.
Sie sah ihn an. Der Blick ihrer großen braunen Augen wurde binnen Sekunden hart. »Von deiner Seele ist kaum noch etwas übrig, Junge. Beeil dich lieber und verschwinde, bevor dich die masuka holen.«
Masuka war der afrikanische Begriff für Geist. Er entriss ihr seine Hand. Ihre Worte hatten ihn wie ein glühendes Brandeisen getroffen.
»Es gibt für dich noch einen Weg zurück«, sagte die Frau.
Er fasste sich schnell wieder, zwang seinen Herzschlag auf ein normales Tempo und auch seinen Atem dazu, sich zu beruhigen. »Ich wette, das sagst du zu allen Soldaten«, meinte er, noch während er sich innerlich dafür verfluchte, dass er sich so erschüttern ließ. Er lebte schließlich schon lange genug in diesem Land, um zu wissen, dass man hier nichts und niemanden für bare Münze nehmen durfte.
Nein, er hatte Afrika nie als seine Heimat empfunden, aber er hatte es versucht, hatte Personal beschäftigt, wie man es von ihm erwartet hatte, Haushälterinnen und Köchinnen, die seine Wäsche und seine Hausarbeiten machten, ihn bekochten und zum Essen überredeten, auch wenn er gar keine Lust dazu hatte. Er hatte ihre Kultur und Traditionen übernommen, hatte sich ihrem Rhythmus von Tag und Nacht ergeben, indem er seine Uhr weggeschmissen hatte und sich von seinem Körper sagen ließ, wann es an der Zeit war, dies und das zu tun – zu essen, zu schlafen, sich zu amüsieren … und zu arbeiten.
Als GOST ihn gehen ließ, hatte er Zeit gehabt. Jede Menge Zeit. Und so hatte er sich häuslich niedergelassen, hatte sich ein Radio besorgt und von den örtlichen Händlern Bücher gekauft und gelesen. Nie hatte er daran gedacht, dass er irgendwann einmal sein Herz verlieren könnte.
Die Frauen interessierten sich für ihn. Das war schon immer so gewesen. Aber er hatte sich nie für flüchtige Beziehungen interessiert. Sie hätten ihn nur an das erinnert, was er nicht haben konnte, eine Beziehung, in der er vieles verschweigen musste. Sein Leben basierte auf dem Prinzip: Wisse nur, was du wissen musst – erst aufgrund vieler Jahre im Zeugenschutzprogramm und dann unter dem Schleier des Geheimnisses, den das Leben als Delta-Force-Angehöriger mit sich brachte. Und er hatte nie jemanden gefunden, dem es gelungen wäre, die Mauern, die er um sich errichtet hatte, einzureißen.
Bis auf Sarah. So viel also zu dem Bemühen, nicht an sie zu denken. Es war ein Kampf, den er nicht gewinnen konnte.
Er dachte an ihr erstes Mal. Sie hatte sich an der Außenwand seines Büros von ihm nehmen lassen, im Dunkeln, sie nackt, er noch vollständig angezogen. Er erinnerte sich, wie sie sich einer rolligen Katze gleich an ihm gerieben hatte, wie ihre Hüften sich wellenförmig bewegt hatten, als er in sie eingedrungen war und sie sich wie ein enger, weicher Handschuh um ihn geschlossen hatte.
Das letzte Mal hatte er sie auf einem Bett in einem Hotel in Uganda genommen, auf den schönsten Laken, die er je gesehen hatte, und Sarah war noch schöner gewesen, als sie ihm sagte, dass sie ihn liebte. Dieses letzte Mal hatte sich genau wie alle anderen Male, da er ihren nackten Körper an seinem gespürt hatte, so tief in sein Hirn eingebrannt, bis die Erinnerungen eher qualvoll als süß waren, bis er sich fragte, ob er jemals selbst die Kontrolle über sich besessen hatte.
Wenn es um Sarah ging, wusste er, dass die Antwort auf diese Frage nein war. Und darum hatte er seinen Plan in Gang gesetzt, um zum zweiten Mal von GOST loszukommen – und diesmal endgültig. Er hatte das Zeugenschutzprogramm und Delta Force längst verlassen, und hätte er nur an sich selbst denken müssen, hätte er auch weiterhin tun können, was er jetzt tat – nämlich auf Geheiß der Regierung töten – , und es wäre egal gewesen.
Aber es war nicht egal. Weil sie ihm nicht egal war.
Er fragte sich, ob sie den Glauben an ihn verloren hatte, ob sie wütend war. Ob es ihm je gelingen würde, sie zurückzugewinnen.
Aber ein Fehlschlag stand nicht zur Debatte. Die Handleserin hatte recht gehabt – von seiner Seele war nicht mehr viel übrig, doch den Rest hielt er mit eisernem Griff fest.
Wenn Kaylee Smith den Köder geschluckt hatte, musste ihr Flugzeug bald landen. Sie war eine Reporterin und klug genug, um zu wissen, dass mit Entführungen nicht zu spaßen war.
Sie war auch klug genug, um es eigentlich besser wissen zu müssen. Aber das schien heutzutage niemanden mehr aufzuhalten.
Er stellte sich die Frage, ob Aaron ihm verzeihen würde,
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