Navy SEALS - Tyler, S: Navy SEALS
überstanden?«
»Ich glaube schon. Möchtest du Musik hören?«
»Nein. Ich möchte … würdest du … würdest du wieder für mich singen?«, bat sie ihn und hätte die Worte für mich gern zurückgenommen, weil er vorhin ja nur für sich selbst gesungen hatte.
Aber vielleicht auch nicht, denn jetzt schaltete er seinen iPod ein – sie sah das aufblinkende Lämpchen – , und dann erfüllte sein Gesang das enge Flugzeuginnere. Der Song – »Wish You Were Here« von Pink Floyd – umhüllte sie wie ein stofflich gewordenes Trostgefühl, seine Stimme füllte die Leere in ihrem Kopf, bis sie alle anderen Gedanken beiseiteschieben konnte. Für den Moment wenigstens.
Clutch rief nach ihnen, als Nick langsam zum Wagen zurückging, dicht gefolgt von Kaylee, die Wut zwischen ihnen so fühlbar wie die plötzliche Schwüle, die mit dem fernen Donnergrollen aufgekommen war. Es braute sich ein gewaltiger Sturm zusammen.
»Was ist?«, fragte er Clutch.
»Wir müssen los. Es fängt bald an zu regnen. Dann steht hier alles unter Wasser«, erklärte Clutch.
»Wie wär’s, wenn wir uns ein Hotel suchen?«, meinte Nick.
Clutch schüttelte den Kopf. »Ich habe gerade mit einem Kontaktmann gesprochen. Die Grenzen sind ringsum überall noch dicht und werden von Soldaten bewacht. Da kämen wir nicht durch, ohne aufzufallen. Ihr zwei fahrt mit Sarah. Ich folge euch.«
Der Regen würde in etwa einer Stunde beginnen. Nick wusste aus eigener Erfahrung – wie zweifellos auch Sarah und Clutch – , dass diese sintflutartigen Regengüsse die Fahrzeuge wegspülen konnten, wenn es ihnen nicht gelang, rechtzeitig einen höhergelegenen Unterschlupf zu finden.
Sarah saß bereits im Wagen. Über ihren Köpfen rumpelte Donner, ein unheilvoller Laut, mit dem die Nacht dem Tag den Durchbruch verweigerte. Kaylee schaute zu den zuckenden Blitzen hinauf. Nick fiel auf, dass sie müde aussah und auch besorgt, aber sie war immer noch so verdammt schön, dass es ihm im Herzen wehtat, und das auf eine Weise, die er nie für möglich gehalten hätte.
Ich glaube, ich weiß, wer du wirklich bist …
Sie wusste es. Er war so vorsichtig gewesen in all den Jahren – er hatte sämtliche Verbindungen abgebrochen, alle Spuren von Cutter Winfield verwischt. Und nur weil Walter auf einmal ein schlechtes Gewissen hatte, war Nick nun doch entdeckt worden.
Von einer Enthüllungsreporterin. In die er sich auch noch verliebt hatte.
Er hätte es leugnen können. Ihr einziger Beweis bestand darin, dass sie Walter in seinem Haus gesehen hatte. Aber er hatte es nicht getan. Hatte es nicht gewollt. Es war sein Ernst gewesen, als er zu ihr gesagt hatte, dass er der Bürde müde sei. Es war ihm nur nie bewusst gewesen, was für eine Bürde das Geheimnis wirklich war, bis er Kaylee begegnet war.
Kaylee, die sich schon an ihm vorbeigeschoben hatte und in den Rover geklettert war. Er schloss die Tür hinter ihr und ging zu Clutch. »Du bist nicht für tot erklärt worden. Du bist noch bekannt. Oder warst es zumindest. Wie passt das zu GOST ? Das widerspricht dem, was du erzählt hast.«
»Sie haben mich wegen eines familiären Notfalls gehen lassen. Ich war einer der Ersten, die rekrutiert wurden. Nach der Sache mit Aaron haben die Leute, die für die Rekrutierung zuständig waren, beschlossen, dass es besser sei, die Kandidaten symbolisch für tot zu erklären und ihre militärische Vergangenheit auszuradieren … Je weniger Verbindungen es gibt, desto geringer ist die Chance, dass man vermisst wird.« Clutch schwieg kurz. »Ich hatte wohl einfach Glück.«
Clutch meinte das ernst. Nick hörte es im Tonfall des Mannes.
»Bist du sicher, dass mit Kaylee alles in Ordnung ist?«, erkundigte sich Clutch. »Sie hört sich wirklich mitgenommen an.«
»Das ist sie auch.«
»Verdammt. Ich wollte sie da nicht mit hineinziehen, Nick. Das musst du mir glauben. Wenn ich gewusst hätte, dass ihr ein Paar seid … «
»Wir sind kein Paar.«
Clutch musterte ihn einen Moment lang. »Junge, dann solltest du mal nachschlagen, was ›ein Paar sein‹ bedeutet. Für mich sieht es nämlich ganz danach aus.«
Nick wollte etwas sagen, ließ es aber bleiben. Stattdessen stieg er in den Wagen, setzte sich neben Kaylee und lauschte dem Donnern, während Sarah den Rover durch den Busch knüppelte, um einen Hügel zu finden, auf dem sie vor den drohenden Überflutungen sicher waren.
Nach anfänglichem Zögern musste Jamie sich doch eingestehen, dass ein paar Schlucke aus der
Weitere Kostenlose Bücher