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Nayidenmond (German Edition)

Nayidenmond (German Edition)

Titel: Nayidenmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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für knapp drei Monate zu entführen war ausgeschlossen gewesen, nun war es leider zwei Tage zu früh losgegangen und alles musste so überstürzt geschehen. Hassenswert, aber nicht zu ändern.
    Iyen hatte mittlerweile das Bett so hergerichtet, als wäre es unberührt geblieben und entzündete nun alle Kerzen neu. Seine ehemaligen Kampfbrüder würden von dem Licht abgeschreckt warten, bis sie davon ausgehen mussten, dass Rouven bei der Arbeit eingeschlafen war. Er ließ die Läden einen Spalt offenstehen, sodass man vom Sims mit einem Blick erkennen konnte, dass sich niemand in dem Raum befand. Mit etwas Glück würde der Hund sie nicht bemerken – ausgeschlossen, das Tier mitzunehmen, nicht einmal in einen anderen Raum schaffen konnten sie ihn, ohne die Wachen aufzuscheuchen. Würde der Hund anschlagen, wäre das sein Todesurteil, etwas, was er um Rouven willen vermeiden wollte. Er spürte ihn hinter sich und atmete tief ein. Es konnte beginnen, hoffentlich wurde es nicht zu schlimm! Gefasst wandte er sich um.
    „Ich bin fertig“, sagte der junge Mann leise.
    Verblüfft starrte Iyen ihn an: Rouven trug zweckmäßige, dunkle Kleidung, feste Schuhe und ein Bündel über der Schulter.
    „Ich habe nur das Nötigste dabei, Ersatzkleidung, eine Decke. Leider komme ich nicht an meine Waffen oder Proviant heran, ich hoffe, es geht so?“
    Iyen nickte, noch immer verwirrt, was ihn sehr beunruhigte. Gerade noch war Rouven völlig zusammengebrochen und jetzt bereits reisefertig, ohne Diskussion und sonstiges Getue? Dass er ihn nicht einschätzen konnte, war gefährlich, Iyen musste jederzeit genau wissen, wie Rouven reagierte! Er war schließlich noch nie mit jemandem zusammen unterwegs gewesen, der kein Oshanta war und genauso handelte und dachte wie er selbst.
    „Werden die Oshanta bereits hier sein und das Gelände beobachten?“
    „Jetzt noch nicht“, murmelte Iyen und riss sich einmal mehr zusammen. „Erst zum zweiten Wachwechsel, wenn die Ostmauer für eine Weile unbeobachtet ist. Im Augenblick halten sie sich mit Sicherheit noch außerhalb von Vagan auf.“
    „Dann können wir leicht entkommen, ich weiß eine Stelle, wo man jederzeit über die Palastmauern klettern kann.“ Rouven öffnete ein Fenster an der Stirnseite des Raumes, weit vom Bett entfernt, und blickte hinaus. „Auf dieser Seite sind nur zwei Wachen, und die achten zu dieser Stunde auf das Geschehen vor den Mauern, bis Mitternacht sind viele Zecher unterwegs.“ Er sah über die Schulter, als warte er auf Zustimmung.
    „Du hast das schon häufiger gemacht?“, fragte Iyen belustigt. Rouven errötete, grinste verlegen, wodurch er aussah wie ein Junge, der sich vor der Schreibstunde drücken wollte. „Nun, dann geh voran.“
    Rouven gehorchte nicht sofort, sondern kniete sich noch einmal zu seinem Hund nieder. „Bis bald, mein Dicker, versprochen“, sagte er und streichelte das Tier liebevoll. Er klang traurig dabei und schüttelte den Kopf, als er aufstand und noch einen Moment bei dem Hund stehen blieb.
    Dann seufzte er, zauberte aus einer Truhe ein langes Seil herbei, knotete es geschickt an einem Deckenbalken fest und schwang sich auf das Fensterbrett.
    „Normalerweise klettere ich daran auch wieder hoch, diesmal würde es zurückbleiben“, sagte er nachdenklich.
    „Runter mit dir“, brummte Iyen. Er wollte endlich raus hier! Rouven war schnell, man sah, dass er Übung besaß – immerhin etwas. Iyen ärgerte sich, dass er von diesen Ausflügen nichts gewusst hatte. Zu viele Faktoren, die sich seiner Kontrolle entzogen, würden alles nur noch komplizierter machen.
    Bevor Iyen ihm folgte, vergewisserte er sich, dass die Wachposten wirklich nicht zum Turm hochblickten, dann löste er das Seil und band es sich wie einen Gürtel um den Bauch. Gute Ausrüstung fand man nicht alle Tage, es konnte nie schaden, ein zusätzliches Seil dabei zu haben. Er kletterte nicht sofort hinab, sondern klammerte sich in den Mauervorsprüngen fest, um die Fensterläden von außen so gut wie nur möglich zu schließen. Anschließend folgte er Rouven in den stockfinsteren Burghof.
„Hier ist eine gute Stelle“, wisperte der junge Mann. „Sie ist schwer einzusehen, ich nutze sie seit über fünfzehn Jahren für meinen Leichtsinn .“
    Iyen hörte das Grinsen in seiner Stimme. Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie Rouven als Halbwüchsiger pausenlos in Schwierigkeiten gesteckt hatte.
    Gemeinsam eilten sie durch die nächtlichen Gassen, bis sie zu den

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