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Nebel ueber Oxford

Nebel ueber Oxford

Titel: Nebel ueber Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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gesehen.«
    Jon fuhr in seiner Morgenroutine fort und überließ es Kate, düster in ihren Kaffee zu starren und sich zu überlegen, ob sie sich auch einen Toast machen solle. Plötzlich stürmte Jon mit einer Jeans in der Hand in die Küche.
    »Was hast du mit meinen Jeans gemacht, Kate?«
    »Sieht aus, als hätte ich sie gewaschen.«
    »Sie sind eingelaufen. Wahrscheinlich hast du sie zu heiß gewaschen.«
    Kate betrachtete zunächst die Jeans, dann Jon und überlegte, was sie sagen sollte. Bisher war es ihr noch nicht aufgefallen, aber jetzt konnte sie deutlich erkennen, dass Jon zugenommen hatte. Um seine Taille lag ein Rettungsring, der vor einem halben Jahr dort noch nicht zu sehen war. Die Gewichtszunahme war nicht so dramatisch, dass er sich hätte Sorgen machen müssen, aber immerhin so viel, dass es ihm die Luft abschnürte, wenn er sich in seine Jeans zwängen wollte.
    »Tut mir leid«, sagte sie. »Aber vielleicht solltest du dir demnächst eine neue kaufen.«
    Nachdem Jon das Haus verlassen hatte, duschte Kate, zog sich an und widmete sich wie üblich für eine Viertelstunde der Hausarbeit, ehe sie sich in ihr Arbeitszimmer zurückzog. Sie klappte ein Buch auf, las ein paar Zeilen und machte sich einige Notizen. Sie fand es fast unmöglich, sich auf die Arbeit zu konzentrieren.
    Kurz nach neun rief sie Emma an.
    »Ist es dringend, Kate? Hier geht es gerade drunter und drüber.«
    Wie eigentlich immer, liebste Emma, dachte Kate.
    »Ich habe gerade mit Sam telefoniert.«
    »Sam? Aber der sitzt doch noch am Frühstückstisch. Er hat nicht telefoniert.«
    »Mit dem anderen Sam!« Hatte Emma die Existenz ihres Ältesten tatsächlich so schnell vergessen?
    »In China?«
    »Genau der.«
    »Ich wusste gar nicht, dass er ein Telefon hat«, sagte Emma mit einem scharfen Unterton in der Stimme.
    »Hat er auch nicht. Es gehört einem Freund«, improvisierte Kate. »Hör zu, Emma, ich habe ihm gemailt, was mit Kerri passiert ist, und daraufhin hat er mich angerufen. Er ist natürlich tief erschüttert, und ich hielte es für angebracht, dass du dich mit ihm in Verbindung setzt.«
    »Ich wüsste nicht, was ich ihm sagen sollte. Außerdem habe ich im Moment eine ganze Menge zu tun. Jennys Zustand hat sich drastisch verschlechtert. Wir müssen eine Hilfe für sie organisieren. Ich fürchte, sie braucht rund um die Uhr einen Pfleger. Du hast ja keine Ahnung, wie schwierig es ist, die Behörden zum Handeln zu bewegen, wenn die pflegebedürftige Person erst knapp über vierzig ist.«
    »Kann ich mir denken. Was aber Sam …«
    »Du hast doch hoffentlich alles richtig gemacht, Kate? Nicht, dass er auf den Gedanken kommt, nach Hause zu fliegen. Das wird er doch nicht tun, oder?«
    »Das nicht, aber trotzdem kommt es mir vor, als brauche er jemanden …«
    »Ich werde versuchen ihm heute Abend eine Mail zu schicken. Auf jeden Fall sollte ich ihm sagen, dass Kerris Tod mir sehr leidtut. Die Kleine war irgendwie süß, auch wenn ich nicht glaube, dass die Beziehung noch sehr lange gedauert hätte. Die beiden hatten nicht viel gemeinsam. Weißt du übrigens, dass Kerri mir angeboten hat, mir mit Geraldine und Lucas zu helfen? Sie sagte, sie hätte Kinder sehr gern.«
    »Sie hat sich auf jeden Fall ganz wunderbar um Freddie gekümmert«, berichtete Kate.
    »Wer ist Freddie?«
    »Der kleine Sohn von Jons Freunden.« Und wieder hatte sie es getan: Susie und Gary waren noch immer nicht »unsere« Freunde.
    »Die Sache mit Sams Freundin tut mir aufrichtig leid, aber für mich ist das Wichtigste im Augenblick, mich um Geraldine und Lucas zu kümmern und dafür zu sorgen, dass sie sich nicht zu viele Sorgen um ihre Mutter machen. Bob wird nicht allein mit ihnen fertig, der arme Kerl. Er ist selbst völlig verwirrt über das, was mit seiner Frau geschieht.«
    Aus dem Hintergrund drang das Weinen eines Kindes. Hastig sagte Emma: »Kate, ich muss mich jetzt wirklich um die Kinder kümmern. Ich bin sicher, du tust alles Notwendige für Sam.«
    Kate stand da und machte sich Vorwürfe, weil sie Sams Interessen nicht nachhaltig genug vertreten hatte. Gab es denn nichts, was Emma berührte und zu ihr durchdrang? Vermutlich nicht.
    Sie beschloss, den Anruf bei Blake hinter sich zu bringen, ehe sie mit ihrer Arbeit begann.
    »Hätten Sie fünf Minuten Zeit für mich?«, fragte sie ihn.
    »Eigentlich nicht. Ich habe ein neues Mitglied im Team. Sie ist noch nicht eingearbeitet und braucht Anleitung. Können wir uns nicht heute Abend nach der

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