Nebelflut (German Edition)
Furcht darin entdecken.
»Versuchen Sie nicht, mich zu verarschen, Simmon. Wir wissen beide, wie es war.«
»Hey, Toby.« Nates kühle, graue Augen ruhten noch immer auf Brady.
»Ja?« Tobys Stimme klang unsicher. Sie passte zu seinem hageren Erscheinungsbild.
»Sag Mister McCarthy bitte, mit wem ich am siebenundzwanzigsten Dezember zusammen war.«
»Mit mir, Nate.«
Ein triumphierender Ausdruck schlich sich auf Nates Züge.
»Und wo waren Sie?«
»Mit dem Auto unterwegs.«
»Den ganzen Tag.«
»Ja.«
»Und was ist mit der Nacht vom fünfundzwanzigsten auf den sechsundzwanzigsten Dezember?« Brady musste sich beherrschen, um Simmon nicht anzuschreien.
»Weihnachten?«
»Ja, Mister Simmon.«
»Da war ich auch mit meinem Bruder zusammen. Wir haben im Wagen übernachtet. Stimmt’s nicht, Toby?«
»Doch, Nate.«
Brady war sich im Klaren darüber, dass er in diesem Moment nicht viel tun konnte. Nate Simmon hatte ein Alibi und Brady keine triftigen Gründe ihn festzunehmen. Alles, was er jetzt tun konnte, war zu verhindern, dass die beiden verreisten. Oder, wie es ihm vorkam, vielmehr flohen .
»Sie werden Ihre Reise verschieben müssen. Sie sind Zeuge in einem Mordfall und das werde ich Ihnen nachweisen. Und dann werden Sie mir einige Fragen beantworten müssen.«
Toby Simmon öffnete den Mund, doch ein blitzschneller Blick seines Bruders brachte ihn zum Schweigen.
»Wir verreisen wie gesagt nicht«, wandte Nate ein.
»Gut, denn ich lade Sie hiermit mündlich zu einer Zeugenaussage vor. Sie beide erscheinen morgen um acht Uhr dreißig auf dem Polizeihauptquartier in Dublin City. Phoenix Park. Wissen Sie, wo das ist?«
»Sie etwa nicht?«
»Fragen Sie am Empfang nach Detective McCarthy, man wird Sie dann zu mir bringen. Sollten Sie Corbally verlassen und nach Hause fahren, dann teilen Sie es mir umgehend mit«, fuhr Brady fort. »Sollten Sie dies nicht tun und einfach verschwinden, werte ich das als Flucht. Dann werden wir landesweit nach Ihnen fahnden. Und ich fürchte, Sie sind nicht unbedingt schwer zu erkennen.« Er zog das Phantombild hervor und zeigte es Simmon. Er hoffte auf einen Knalleffekt, doch Nate blieb unbeeindruckt.
»Ich habe nichts gesehen, Mister McCarthy. Und ich habe nichts verbrochen. Sie verschwenden hier Ihre Zeit.«
»Das wird sich zeigen. Kennen Sie diesen Mann persönlich?« Brady hielt ihm nun das Bild des Toten unter die Nase.
Nate betrachtete es eine ganze Weile schweigend, dann schüttelte er den Kopf. »Nein.«
»Spielen Sie keine Spielchen, Nate.«
»Das würde mir im Traum nicht einfallen.«
»Rufen Sie mich an, wenn Sie mir etwas mitteilen möchten.« Brady gab ihm eine seiner Visitenkarten.
»Wird gemacht.« Nate ließ die Visitenkarte achtlos in den Dreck fallen.
»Und seien Sie morgen pünktlich.«
»Ganz bestimmt.« Nate und Toby stiegen ein, kurz danach ließen sie den Motor aufheulen und fuhren davon.
Brady sah ihnen kopfschüttelnd nach, dann ging er wieder rein. »Misses Pajak? Ich brauche die Ausweiskopien der beiden.«
Irene Pajak runzelte die Stirn. »Ausweiskopien? Die beiden mussten sich nicht ausweisen, sie haben bar bezahlt.«
-33-
Brady klopfte an Zimmer Nummer neun.
»Vielleicht schläft sie«, raunte Misses Pajak von hinter ihm.
Er zuckte mit den Schultern und schlug wieder gegen die Tür, dann legte er sein Ohr an das Holz und lauschte. Es war nichts zu hören.
»Und?«
Brady schüttelte den Kopf und richtete sich wieder auf. »Ich brauche Ihren Schlüssel.«
Irene schaute gequält, händigte ihm dann aber den Schlüssel aus.
»Danke.«
»Vielleicht ist sie einfach raus gegangen. Ich habe auch nicht immer alles im Blick. Wenn ich das Frühstück mache zum Beispiel …«
»Beruhigen Sie sich«, bat Brady und warf ihr ein Lächeln zu. Dann schloss er die Tür auf und trat ein.
Das Zimmer war klein und von warmem Licht durchflutet. Das Fenster stand auf und die orangefarbenen Vorhänge bauschten sich im Durchzug. Eine schwere, rote Tagesdecke war säuberlich über das ganze Bett gezogen worden. Die Luft roch muffig und nach Weihrauch.
»Hallo?« Brady sah sich kurz um. Alles war aufgeräumt und ordentlich, es gab nichts, was ihm komisch vorkam.
»Möglicherweise im Bad?« Irene Pajak übernahm nun das Ruder und horchte an der Badezimmertür. Dann drückte sie die Klinge herunter.
Brady schaltete das Licht ein und schaute ihr über die Schulter. Der scharfe Geruch von Putzmittel schlug ihnen entgegen.
»Hier auch nicht«,
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