Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nebelflut (German Edition)

Nebelflut (German Edition)

Titel: Nebelflut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine d’Arachart
Vom Netzwerk:
aufgestanden und presste ein Ohr an die andere Seite von Bradys Handy.
    »McCarthy? Findest du den Friedhof? Er liegt neben dem Glenasmole Reservoir in der Nähe von Castlekelly.«
    »Ich finde es schon, ich habe ein Navi.«
    »Gut, dann schwing deinen Hintern her.«
    »Du bist schon dort?« Brady konnte nicht beschreiben, wie er sich gerade fühlte. Hintergangen? Auf jeden Fall war es wie ein Schlag in den Magen.
    »Ja. Man hat mich heute Morgen aus dem Bett geklingelt.«
    Brady sparte es sich, Sean darauf aufmerksam zu machen, dass er ihn direkt hätte anrufen müssen. Ihn und am besten auch Kilian. »… Ich beeile mich. Bis gleich.« Er legte auf.
    War es möglich, dass die beiden Taten zusammenhingen? Zugegeben, es war schon ein wirklich merkwürdiger Zufall, dass zwei Morde innerhalb weniger Tage um Brittas herum passiert waren – doch solche Zufälle gab es. Er hatte noch nicht einmal einen Blick auf die Tote geworfen und trotzdem fingen seine Gedanken schon an, sich selbstständig zu machen. Er malte sich aus, was es für seine Karriere bedeuten würde, wenn sein erster Fall direkt eine Mordserie wäre. Und vor allem stellte er sich vor, was es bedeutete, wenn er diese Morde auch noch aufdeckte. Die Tatsache, dass mit diesem Karrieresprung Tote verbunden waren, verdrängte er geflissentlich.
    »Ich hab’s gehört«, sagte Kilian und seufzte. »Das bedeutet wohl, dass ich auf die Simmons warte und Telefondienst schiebe?«
    Brady lächelte. »Danke, Mann.«

-39-
    Brady hätte nicht gedacht, dass der alte Friedhof so leicht zu finden war. Kaum bog er in Richtung Glenasmole Reservoir ab, entdeckte er in der Ferne auf einer Anhöhe auch schon ein paar alte Grabsteine. Er suchte nach dem Wagen seines Kollegen und steuerte an einem Haufen lächelnder Futterballen vorbei – irgendein Spaßvogel hatte dem Silomais Smiley-Gesichter aufgesprayt. Der Anblick war grotesk in Aussicht auf das, was Brady auf dem alten Friedhof erwartete.
    Er bog ab. Für einen Moment verschwand der Kirchhof hinter ein paar Bäumen, dann erschien er direkt vor ihm. Seans Auto und einige weitere Wägen standen auf der Wiese davor und Brady parkte kurzerhand daneben. Er wappnete sich innerlich gegen den Anblick der Leiche, die er gleich zu Gesicht bekommen würde. Dann stieg er aus. Sein Fuß sank auf der nassen Wiese ein und Brady unterdrückte einen Fluch, als ihm klar wurde, dass er sich auf geweihtem Boden befand. Es dauerte keine zehn Sekunden, bis seine Schuhe und Socken durchgeweicht waren. Vorsichtig, um nicht auszurutschen, ging er auf den Friedhofsdurchgang zu. Es war ein steinerner Rundbogen, auf dem ein helles Kreuz stand. Darin eingelassen war ein eisernes Tor. Brady versuchte, das Tor zu öffnen, doch es klemmte. Er drückte mit der Schulter dagegen und es schwang mit einem schrillen Quietschen auf. Der klagende Laut durchdrang die Stille und ließ ihn zusammenfahren. Ein Windstoß fegte durch die Bäume, einzelne Regentröpfchen prasselten auf Brady herunter. Obwohl die Sonne schien, war es hier draußen kühl. Die Luft war klar, lediglich durchzogen von leichtem Torfgeruch aus den umliegenden, alten Häusern.
    Ein weiterer Windstoß erfasste Brady und trug die Stimmen seiner Kollegen an sein Ohr. Er zog die Jacke enger um die Schultern und stapfte los. Das Wasser in seinen Schuhen ignorierte er dabei so gut es ging. Während er auf die anderen zuhielt, nahm er die wenigen Einzelheiten des Friedhofs um sich herum wahr. Einige keltische Kreuze ragten stolz in den Himmel, als wären sie erst vor Kurzem aufgestellt worden. Andere Gräber waren uneben und kaum noch als solche zu erkennen. Ein paar Grabplatten waren aufgeplatzt und gaben den Blick in die darunter liegende Schwärze frei. Brady erschauerte. Er hatte Friedhöfe noch nie gemocht.
    »McCarthy, wird’s bald?« Sean winkte ihn ungeduldig heran.
    Er riss sich vom Anblick eines verwitterten Grabsteins los und erklomm einen kleinen Hügel. Die Spurensicherung hatte wieder ein Zelt aufgestellt, um den Tatort vor dem Regen zu schützen. Sean stand davor und rauchte.
    »Da bist du ja endlich.«
    Brady warf einen Blick auf die Uhr. Er hatte keine Stunde gebraucht. »Wo ist sie?«
    Sean deutete mit dem Kopf hinter sich, wo Spurensicherungsbeamte das übliche Prozedere vollzogen. Brady entdeckte Finn Fallon darunter und ging auf ihn zu.
    »Finn?«
    Der Rechtsmediziner drehte sich um und grinste breit. »Bradley, richtig?«
    »Brady. Kann ich einen Blick auf die Tote

Weitere Kostenlose Bücher