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Nebelflut (German Edition)

Nebelflut (German Edition)

Titel: Nebelflut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine d’Arachart
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den Tatsachen, die sie bis jetzt hatten?
    »McCarthy?« Sean klopfte mit der Faust auf die Tischplatte. »Aufwachen, Ergebnisse mitteilen.«
    »Oh, ja.« Brady streckte sich.
    »Es hat sich was Neues bei den Simmons ergeben. Die beiden sind gar keine Brüder.«
    »Ist nicht wahr.« Seans Begeisterung hielt sich in Grenzen.
    »Doch, sie haben uns auf ganzer Linie betrogen. Wir wissen nichts über die beiden, null. Da muss man doch irgendwas machen können.«
    »Theoretisch ja, aber die beiden haben nichts Verbotenes getan. Homosexualität ist seit dreiundneunzig legal.«
    »Du meinst–«
    Sean winkte ab und lachte. Es klang wie ein rauer, irischer Seewind.
    Brady trank noch einen Schluck seines Kaffees und schob dann die Tasse von sich. »Ist ja widerlich. Also, wie gehen wir jetzt weiter vor?«
    »Der Reihe nach, nur die Ruhe. Wenn du dir zu viele Gedanken auf einmal machst, dann verzettelst du dich und wenn du dich verzettelst, gehst du unter. Sollte Misses Namara Mister Namaras Alibi bestätigen, machen wir uns Gedanken, wie es weiter geht, und widmen uns noch mal den Nicht-Brüdern. Sollte sie nicht, dann wird der Haftrichter seiner Freilassung nicht zustimmen und wir haben genügend Zeit, um ihm die Tat vollständig nachzuweisen.«
    »Wenn du das sagst.« Bradys Kopf dröhnte und er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. »Ich brauche eine Pause. Bin an der frischen Luft.«
    »Kein Problem.«
    Als Brady das Zimmer verließ, konnte er aus dem Augenwinkel erkennen, dass Sean sich erhob, das Flipchart genauer betrachtete und die Verbindung zwischen Toby und Nate Simmon durchstrich.

-56-
    Patrick hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan. In der Zelle hatte die ganze Zeit über Licht gebrannt und in einem der Nebenräume hatte ein Teenager stundenlang geweint. Mittlerweile musste er seit mehr als achtzehn Stunden hier sein, was seines Wissens nach bedeutete, dass die gewöhnlichen sechs Stunden, die man auf einer Polizeiwache festgehalten werden durfte, zweimal durch den Superintendenten verlängert worden waren. Das hieß, dass es gute Gründe gab, ihn nicht gehen zu lassen. Er konnte nur hoffen, dass sie Grace einfach noch nicht erreicht hatten.
    Patrick stand auf und sein Körper schien doppelt so schwer zu sein wie normalerweise. Seine Beine fühlten sich an, als hätte er stundenlang auf dem Laufband gestanden. Er hatte die ganze Nacht Krämpfe gehabt und jetzt tierischen Muskelkater. Noch nie hatte Patrick einen Kokainentzug ohne Tabletten durchgestanden und er hätte nicht gedacht, dass es so schlimm war. Zwar wusste er, dass die körperlichen Symptome nichts als Einbildung waren, doch seltsamerweise machte es das kein bisschen einfacher.
    Automatisch tastete er seine Hosentaschen nach Zigaretten ab, doch er hatte natürlich keine. All seine persönlichen Gegenstände hatte er in eine graue Plastikkiste legen müssen, die man vor seinen Augen in einem Spind verschloss – inklusive seines Gürtels und seiner Schnürsenkel. Er blickte sich in der winzigen Zelle um und fragte sich, wie man sich hier anständig erhängen sollte. Die Neonröhre an der Decke zumindest sah nicht aus, als könne sie das Gewicht eines Menschen halten. Er fragte sich, ob sich hier dennoch schon mal jemand getötet hatte, und auf einmal wurde ihm klar, wie beklemmend es in diesem Raum war. Wie man sich fühlen musste, wenn man Tage oder Wochen in einer Zelle wie dieser drüben in Cloverhill verbrachte. Im Großen und Ganzen war die Untersuchungshaft vielleicht sogar schlimmer als die Haftstrafe nach einer Verurteilung, denn dann konnte man zumindest beginnen, die Tage zu zählen.
    Er hörte den dumpfen Hall einer tiefen Männerstimme, dann Schritte auf dem Flur. Jemand näherte sich. Patrick wandte sich der Tür zu und tausend Gedanken rasten durch seinen Kopf. Vielleicht würde er jetzt dem Haftrichter vorgeführt werden. Eine reine Formsache, denn wenn man des Mordes bezichtigt wurde, hatte man kaum eine Chance, auf Kaution freigelassen zu werden.
    Die Schritte verklangen abrupt, dann hörte er, wie aufgeschlossen wurde. Die Tür öffnete sich und er sah sich einem untersetzten Beamten gegenüber, der eine unleugbare Ähnlichkeit mit Chief Wiggum von dem Simpsons hatte.
    »Patrick Namara? Sie können gehen.« Der Beamte klang gleichgültig. Seine Augen blieben, während er sprach, halb geschlossen.
    »Wirklich?«
    »Nee, ist ein Aprilscherz. Jetzt kommen Sie schon.«
    So gut Patrick ohne Schnürsenkel konnte, folgte er dem

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