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Nebelschleier

Titel: Nebelschleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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allein die Geschäfte führen. Aber dann kam alles ganz anders. Kurz nach ihrem 18. Geburtstag und dem Abitur wurde Rosi schwanger. Ein uneheliches Kind, das hätte der alte Steinlein sogar noch akzeptiert, doch dass Johannes der Vater war und sie ihn auch noch heiratete, das verzieh er ihr nie.
    »Ich hab wieder angefangen. So viel Zeit zum Üben hab ich ja nicht, aber es ist schön.«
    Liebevoll strich Rosi über den glänzenden Lack des Instruments, dann hielt sie inne.
    »Schorsch, ich hab eine Bitte an dich.«
    »Was kann ich für dich tun?«
    Rosi zögerte einen Moment, dann sah sie ihn an.
    »Kannst du herausfinden, wer es war?«
    Georg Angermüller schluckte. Mit allem hatte er gerechnet, aber nicht mit dieser Bitte. Die übliche Antwort, dass er hier im Urlaub sei, konnte er nicht anbringen. Nicht bei ihr.
    »Ehem, Rosi«, er räusperte sich. »Ich verstehe natürlich, dass diese Frage für dich sehr wichtig ist …«
    »Dass mein Vater kein guter Mensch war, weiß ich auch. Trotzdem. Es ist für mich sehr wichtig. Wie soll ich sagen?«, sie stockte einen Moment. »Ich möchte Gewissheit haben.«
    Leise begann sie zu weinen. Er strich ihr beruhigend mit der Hand über den Rücken.
    »Ich würde dir ja gern helfen, aber ich glaube, du machst dir da auch Illusionen, Rosi. Selbst wenn du dann wüsstest, wer’s war – das ändert nichts, der Schmerz bleibt derselbe und außerdem … «
    »Aber ich weiß genau, dass das bei mir viel ändern könnte!«, sagte sie mit großer Eindringlichkeit. »Glaub mir, Schorsch! Ich weiß das!«
    Rosi wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und sah ihn fragend und sehr ernst an.
    Er hob bedauernd die Schultern.
    »Außerdem sind mir hier die Hände gebunden. Selbst wenn ich wollte, ich darf hier gar nicht ermitteln als Beamter eines anderen Bundeslandes, und ich bin mir sicher, die Coburger Kollegen tun, was sie können, um den Fall schnell aufzuklären.«
    »Hör dich doch einfach ein bisschen um – diskret –, so wie diese Privatdetektive im Film«, Rosi lächelte schwach. »Kannst du das für mich tun, Schorsch?«
    Angermüller seufzte.
    »Also gut, ich werd’s mal versuchen. Aber versprich dir bitte nicht zu viel davon!«
    »Danke!«
    Rosi gab ihm einen Kuss auf die Wange. Dann schlug die Klingel an. Rosi bat ihn, die Tür vom Hofcafé abzuschließen, und ging schnell hinaus, um zu sehen, wer gekommen war. Angermüller warf noch einen Blick in den angrenzenden Raum, der früher als Futterlager diente und in dem jetzt eine kleine Küche untergebracht war. Er spürte, dass er einen Fehler gemacht hatte. Als jemand, der seine Versprechen ernst nahm, war er jetzt in der Pflicht, der Freundin zu helfen, und ahnte schon die Verantwortung, die er sich damit aufgeladen hatte. In diese unerfreulichen Überlegungen versunken, umrundete er das Wohnhaus und betrat die Küche durch den Hintereingang.

     
    »Angermüller! Was machst’n du hier?«
    Rolf Bohnsack konnte seine Verblüffung nicht verbergen. Sein Schnaufen klang plötzlich noch lauter. Sabine Zapf saß neben Rosi und Bohnsack am Tisch und grüßte ihn mit einem freundlichen Nicken. Auch Georg hatte nicht damit gerechnet, jetzt und hier auf die Coburger Beamten zu treffen.
    »Nichts weiter«, sagte er ein bisschen unsicher, eingedenk des Gesprächs, das er gerade mit Rosi geführt hatte. »Ich bin mit Frau Sturm und ihrem Mann befreundet und habe sie gerade besucht.«
    »Das hast du uns heute Vormittag ja gar nicht erzählt«, stellte Bohnsack kritisch fest.
    »Ich dachte, ehrlich gesagt, nicht, dass das wichtig ist.«
    »Na ja«, der Coburger Kommissar lachte, sein Doppelkinn vibrierte. Das Lachen klang nicht fröhlich.
    »Das musst du schon uns überlassen, Angermüller, was wir für wichtig halten.«
    Georg antwortete nicht auf diese Feststellung und sah sein Gegenüber an, ohne eine Miene zu verziehen. Kleines Arschloch, dachte er. Es war eher selten, dass er sich das erlaubte.
    »Gut Angermüller. Kannst du uns dann mal allein lassen, bittschön! Wir sind in einer Vernehmung.«
    »Vernehmung? Wieso Vernehmung?«, fragte Rosi irritiert und schaute Hilfe suchend zu Georg.
    »Das hat nichts zu bedeuten, Rosi«, beruhigte Angermüller die Freundin schnell. »Du bist halt auch eine Zeugin, weil du dem Toten sehr nahestandest und vielleicht wichtige Hinweise geben kannst.«
    »Danke für die Erklärung, Kollege! Können wir dann mal?«
    »Kann der Schorsch denn nicht hierbleiben?«, unterbrach Rosi den

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