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Nebelschleier

Titel: Nebelschleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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behindertengerecht für ihn ausbauen lassen – trotzdem konnte er ohne fremde Hilfe kaum etwas machen. Zum Glück konnte er es sich ja leisten. Ich hab ihn rund um die Uhr versorgen lassen. Jeden Tag haben sich zwei Pflegerinnen abgelöst. Was glaubst du, wie oft wir die gewechselt haben! Es war halt nicht einfach mit ihm.«
    »Bestimmt auch nicht für dich, oder?«
    »Na ja«, Paola zögerte und spielte mit ihrer Halskette. »Ehrlich gesagt, es war schon manchmal schlimm, da hast du recht. Aber er war mein Vater, und ich war die Einzige aus der Familie, die er noch hatte. Ich konnte ihn doch mit diesem Schicksal nicht alleinlassen. Verstehst du das?«
    Nun sah er doch ein paar Tränen auf ihrem Gesicht.
    »Natürlich, das versteh ich doch«, sagte Angermüller beruhigend und fühlte sich unwohl. »Sag, Paola, weshalb wolltest du mich sehen?«
    Sie tupfte sich mit einer Hand die Tränen ab, mit der anderen ergriff sie die seine, die auf dem Schreibtisch lag.
    »Ich hatte gehört, dass du hier bist – und wir waren doch mal …«, sie schien nach dem richtigen Wort zu suchen, »Ich meine, wir waren doch mal ganz gut befreundet, und da dachte ich einfach … Ich brauche jemanden zum Reden, und irgendwie weiß ich, dass ich dir immer noch vertrauen kann.«
    Sie sah ihn mit ihren dunklen Augen an. Georg fühlte sich natürlich geschmeichelt. Paola war immer noch eine schöne Frau und sie konnte sehr charmant sein.
    »Bist du allein? Ich meine, hast du keinen, niemanden, der …?«
    Ihre Hand löste sich von der seinen.
    »Ich hatte immer mal wieder einen Lebensabschnittsgefährten, wenn du das meinst«, das war witzig gemeint, klang aber auch ein wenig bitter. »Letztendlich bin ich wohl doch mit dem Hotel verheiratet.«
    Sie konnte schon wieder lächeln und tat es leicht ironisch über sich selbst.
    »Eine sehr erfolgreiche Verbindung, wie es scheint! Du hast das alte Dorfgasthaus ja ganz schön aufgemöbelt!«
    »Da muss ich dir recht geben«, Paola richtete sich in ihrem Bürostuhl auf. »Wir haben inzwischen einen sehr hohen internationalen Standard erreicht. Dafür habe ich hart gearbeitet, aber es macht mir ja auch sehr viel Freude und ich bin noch lange nicht am Ende mit meinen Plänen …«, sie machte eine kurze Pause. »Giorgio?«
    Seit über 20 Jahren hatte ihn niemand mehr bei diesem Namen genannt. Paola hatte ihn so getauft, als sie damals ein Paar waren. Paola e Giorgio, das Traumpaar. Sommer 82, Rockgitarren, Latin Lover, Gianna Nannini. Es war seine schönste Zeit in Niederengbach.
    »Ja, Paola?«
    »Würdest du mir einen Gefallen tun?«
    »Im Drehbuch würde jetzt stehen: Für dich tu ich alles!«, Angermüller lächelte ein wenig verlegen. »Ich bin da ein bisschen vorsichtiger: Was möchtest du, das ich tu?«
    »Du bist genau wie früher – gehst kein Risiko ein. Aber du bist immer ehrlich, das mag ich so an dir, Giorgio!«, Paola sah ihn an und nickte. »Du bist doch bei der Kriminalpolizei.«
    Bitte nicht das, dachte Georg, bitte nicht noch einen Auftrag für Philip Marlowe, und sein Blick wurde skeptisch.
    »Ich dachte, du kannst dich vielleicht ein wenig umhören, wer das mit Papa, also wer ihn …«
    Sie verstummte und sah ihn hilflos an. Eine schöne Frau, die ganz auf ihn zählte.
    »Zum einen, Paola: Ich darf das gar nicht. Ich bin bei der Kripo in Lübeck und bekomme bös Ärger, wenn ich hier selbstherrlich anfange zu ermitteln.«
    »Ich meine ja nur, wenn du zufällig etwas hörst. Ich wüsste halt gern …«
    »Glaub mir, das hilft dir gar nichts! Ich habe schon versucht, das deiner Schwester Rosi klarzumachen: Auch wenn man weiß, wer euern Vater umgebracht hat, der Schmerz bleibt derselbe, und euer Vater wird davon nicht wieder lebendig!«
    »Ach, was wollte die Rosi denn?«
    Die Frage klang erstaunt.
    »Dasselbe wie du. Ich soll herausfinden, wer euern Vater auf dem Gewissen hat.«
    »Davon hat sie mir gar nichts gesagt, als sie mich vorhin angerufen hat.«
    Paola konnte ihre Verwunderung nicht verbergen.
    »Wie ist eigentlich das Verhältnis so unter euch Schwestern?«
    »Wieso fragst du? Normal, würde ich sagen.«
    »Besonders viel habt ihr doch nicht miteinander zu tun, oder?«
    »Na ja, wir sind halt sehr verschieden, vielleicht liegt’s daran, und dann war das ja auch immer so schwierig wegen Papa.«
    »Du meinst, weil er mit Rosi seit ihrer Heirat über Kreuz war? Aber das hat doch mit euch Schwestern nichts zu tun.«
    »Eigentlich nicht. Aber wir haben uns halt voneinander

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