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Nebelsturm

Nebelsturm

Titel: Nebelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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zunächst die Fenster an der Außenseite ab. Eins, zwei, drei, vier, fünf. Dann stieg er zurück auf den Dachboden.
    Dort zählte er nur vier Fenster. Das fünfte musste sich hinter der Holzwand befinden. Aber er konnte keine Tür oder eine Luke entdecken. An mehreren Stellen drückte er fest gegen die schmalen Holzbretter, aber keines gab nach.

17
    Hallo Karin,
    dieser Brief ist von jemandem geschrieben worden, der Ihnen nichts Böses will, sondern Ihnen nur die Augen öffnen möchte. Denn es verhält sich folgendermaßen: Martin betrügt Sie schon seit geraumer Zeit. Vor mehr als drei Jahren wurde er an der Polizeischule von Växjö Klassen lehrer eines Jahrgangs, in dem auch eine beinahe zwanzig Jahre jün gere Frau Schülerin war. Nach einem Schulfest am Ende des ersten Lehrjahres begann Martin ein Verhältnis mit ihr, das bis vor Kurzem anhielt.
    Es wurde erst vor wenigen Tagen beendet.
    Ich weiß das deshalb so genau, weil ich diese besagte jüngere Frau bin. Ich habe seine Lügen nicht mehr ausgehalten, und ich hoffe sehr, dass auch Sie das nicht müssen, jetzt, da Sie die Wahrheit erfahren haben.
    Benötigen Sie Beweise dafür, um sich überzeugen zu lassen? Ich möchte nicht allzu intim werden, aber ich kann zum Beispiel die etwa fünf Zentimeter lange Narbe über seiner linken Leiste beschreiben, die er seit einer Leistenbruchoperation vor ein paar Jahren hat. Er hatte Steine bei Ihrem Sommerhaus außerhalb von Orrefors herumgeschleppt, und dabei ist es passiert, war es nicht so?
    Und sind Sie nicht auch der Meinung, er solle sich seinen behaarten Rücken und Hintern ab und zu mal mit Wachs behandeln lassen? Wenn er schon so eitel und stolz auf seinen durchtrainierten Körper ist.
    Ich will, wie schon gesagt, niemandem Schaden zufügen, obwohl ichmir vorstellen kann, dass es schmerzhaft ist, auf diese Weise die Wahr heit zu erfahren. In der Welt wird so viel gelogen, und es gibt so viele feige Lügner. Aber wenn wir uns zusammentun, können wir zumindest einem die Luft abdrehen.
    Herzliche Grüße von »Der anderen Frau«
    Tilda lehnte sich zurück und las den Brief auf dem Bildschirm ein letztes Mal durch.
    Es war früh am Morgen, Viertel vor acht. Sie saß schon seit sieben Uhr auf dem Polizeirevier, um die Aufzeichnungen, die sie am Abend zuvor zu Papier gebracht hatte, ins Reine zu tippen. Das Revier war menschenleer – Hans Majner tauchte in der Regel nicht so früh auf. Gewöhnlich traf er erst gegen zehn Uhr ein, wenn er überhaupt erschien.
    Tilda hatte Karin Ahlquist nur ein einziges Mal zu Gesicht bekommen. Da hatte Martin seinen Sohn Anton mit in die Polizeischule genommen, wo ihn Karin dann später abgeholt hatte. Gegen vier Uhr war sie draußen auf dem Übungsgelände aufgetaucht, wo sie gerade mit dem Verkehrstraining zugange waren. Sie war einen Kopf größer als Tilda und hatte braunes, lockiges Haar. Tilda erinnerte sich genau, wie stolz und zärtlich Karin ihren Mann angelächelt hatte, als sie sich voneinander verabschiedeten.
    Tilda sah durch das Fenster hinaus auf die leere Straße.
    Ging es ihr jetzt besser? War die Rache an Martin wirklich süß?
    Ja.
    Sie war müde, aber es ging ihr auch besser. Endlich war der Brief geschrieben. Sie druckte ihn aus.
    Als sie einen weißen Briefumschlag aus der Schublade zog, zögerte sie einen Augenblick. Martin hatte ihr erzählt, dass Karin im Umweltbüro der Gemeinde arbeitete, und sie hatte eigentlich vor, ihn dorthin zu schicken, damit er Martin nicht in die Hände fallen konnte. Aber Gemeindepost wurde in der Regel zentral geöffnet und der Eingang registriert, daher entschied siesich am Ende doch dafür, die Privatanschrift zu verwenden. Mit anmutigen Buchstaben schrieb sie Karin Ahlquists Adresse auf den Umschlag. Diese Handschrift würde auch Martin nicht wiedererkennen. Keinen Absender.
    Sie steckte den Brief in den Stoffbeutel mit dem Tonbandgerät, zog sich Jacke und Uniformmütze an und verließ das Revier.
    In unmittelbarer Nähe zu ihrem Streifenwagen befand sich ein Briefkasten auf dem Bürgersteig. Tilda blieb davor stehen und holte den Brief aus der Tasche.
    Sie hatte ihn weder zugeklebt noch frankiert, offensichtlich wollte sie ihn doch noch nicht absenden.
    Nach dem Mittagessen sollte sie in drei Schulklassen Gesetzeskunde und Rechtsprechung unterrichten, aber bis dahin würde sie eine Runde mit dem Streifenwagen drehen, den Verkehr im Auge behalten und an der einen oder anderen Tür anklopfen.
    Edla Gustafsson wohnte in der

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