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Nebeltod auf Norderney

Nebeltod auf Norderney

Titel: Nebeltod auf Norderney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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nicht gestanden?«, fragte er.
    »Nein, Herr Meyers von der Kripo hat gesagt, sie hätten keine Beweise.«
    »Und war das Mamas Schuh?«
    »Ja, die Kripo plant eine weitere Suche am Ostheller«, sagte Kevin. Er bemerkte, dass sein Vater die auch sonst übliche Kleidung angezogen hatte. Kevin war froh, dass er nicht mehr die schwarze Hose und die dunkle Jacke trug. Denn das machte ihn so alt.
    »Ich brate mir Spiegeleier. Möchtest du auch welche?«
    Kevin nickte. Sein Vater sah müde und abgespannt aus.
    »Papa, fein, das mit den Bildern«, sagte Kevin und setzte sich an den Küchentisch.
    Der Vater stierte in die Pfanne. »Hast du Mamas Wagen sauber gemacht?«, fragte er und sah Kevin an.
    »Ja.«
    »Ich werde ihn zum Verkauf anbieten«, sagte Albert Spatfeld.
    Kevin reichte ihm einen Teller. Albert gab die Spiegeleier darauf, röstete eine Scheibe Weißbrot und reichte sie dem Sohn. Er holte aus dem Kühlschrank zwei weitere Eier und briet sie. Danach stellte er die Herdplatte ab und legte eine Scheibe Brot dazu. Sie aßen.
    »Du möchtest Kommissar Meyers anrufen«, sagte Kevin.
    »Morgen fahre ich rüber. Weiß der liebe Gott, wie lang die noch brauchen, Mama zu finden.«
    Der Vater war nicht gesprächig an diesem Abend. Kevin räumte nach dem Essen die Küche auf, sagte seinem Vater Gute Nacht und ging auf sein Zimmer. Er ging noch einmal die Lateinvokabeln der neuen Lektion durch und legte sich dann schlafen.
    Er hörte nicht den Papa, der im Zimmer seiner Mutter ohne Hast die Papiere im Schreibtisch ordnete und vernichtete, was er für überflüssig hielt. Er und Heide hatten keinen Ehevertrag geschlossen, der jetzt nach ihrem Ableben in Kraft trat. Sie hatte auch auf die Abfassung eines Testamentes entsprechend ihrer guten Gesundheit und ihres Alters verzichtet. Albert Spatfeld war der Alleinerbe des riesigen Vermögens.
    Er hatte eine gute Flasche Wein geöffnet und nippte hin und wieder an seinem Glas. Die meisten Unterlagen betrafen ihre schulische Laufbahn. Doch dann stutzte er. Er stieß auf eine Aktennotiz, die seine Frau angelegt und unterschrieben hatte. Sie betraf einenMann, den er nicht kannte. Er hatte lange vor seiner Zeit, ja selbst vor ihren Jahren mit Jesko Calvis, vermutlich ein Verhältnis mit ihr unterhalten. Zumindest ließ das Schriftstück erkennen, dass sie ihn gut kannte.
    Sie schrieb von seiner Drohung, als Wiedergutmachung ihres »Verrats« an ihm an frühere Zustände anzuknüpfen. Sie erwähnte die Polizei, die sie zu Hilfe ziehen werde, wenn er sie nicht in Ruhe lassen würde.
    Albert Spatfeld lehnte sich zurück, nahm einen Schluck Wein zu sich und überlegte. Diese Aktennotiz wollte er den Kommissaren Meyers und Ailts nicht vorenthalten. Er legte sie raus und war entschlossen, sie morgen mit nach Norderney zu nehmen.
    Lange saß er beim Wein im Arbeitszimmer seiner Frau, hörte Musik und träumte sich davon. Seine ganze Liebe würde er jetzt Kevin zuwenden. Der Junge war nicht nur gesund. Er sah sehr gut aus und war äußerst gescheit. Aus ihm sollte etwas Großes werden.
    Als er das Zimmer verließ und das Licht löschte, war es bereits nach Mitternacht. Er suchte das Schlafzimmer auf, sah kurz auf das leere Bett seiner Frau, stellte den Wecker, denn er wollte Kevin das Frühstück machen, und legte sich schlafen.
    Er hatte keine Probleme mit dem Einschlafen. Es kam vor, dass er bis in die Nacht malte und trotzdem nach den schöpferischen Anstrengungen sofort einschlief, wenn er sich hinlegte.
    Als am Morgen der Wecker klingelte, war Albert Spatfeld sofort hellwach. Er stand auf, zog sich im Bad an und weckte seinen Sohn. Die Arbeit in der Küche ging ihm gut von der Hand. Sie tranken Tee und aßen Schwarzbrot mit Schinken.
    »Ich habe ein Kotelett aus der Gefriertruhe genommen, die Kartoffeln bereits geschält und den Salat gewaschen«, sagte Albert Spatfeld zu Kevin.
    »Wir haben heute sechs Stunden«, sagte Kevin. »Ich komme schon klar. Kommst du heute nach Hause?«
    »Wahrscheinlich. In der Kassette im Küchenschrank befinden sich zweihundert Euro, wenn du Geld brauchst.«
    »Wenn du drüben bleibst, ruf mich an«, sagte Kevin. Er kaute zuEnde, griff seine Schultasche, gab dem Vater einen flüchtigen Kuss, ging zum Schuppen, nahm sein Fahrrad und fuhr nach Norden.
    Albert Spatfeld spülte das Geschirr, legte das Kotelett in die Pfanne, gab die Kartoffeln in einen Topf und stellte den Salat zurecht. Er fegte die Küche und machte die Betten. Er trug seine schwarze Cordjeans,

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