Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nebeltod auf Norderney

Nebeltod auf Norderney

Titel: Nebeltod auf Norderney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
Vom Netzwerk:
geschwiegen und sich in ihre Erziehung nicht eingemischt.
    Marga Stamm war tief ergriffen. Sie weinte und war dennoch froh, dass sie unbeschwert bei den Schwestern aufgewachsen war. Sie legte fürs Erste keinen Wert darauf, ihren Vater kennen zu lernen.
     
    Um Jesko Calvis war es geschehen. Er hatte sich in die Lehrerin Heide Heynen verliebt, die selbstbewusst, stolz und sehr, sehr schön war. Auf Baltrum hatte er ihre Eltern näher kennen gelernt. Es waren sympathische, liebenswerte, weltoffene Menschen, die ihm zusagten.
    Den zweiten gemeinsamen Ausflug hatte er mit Heide Heynen nach Norderney unternommen. Bei schönem Sommerwetter hatten sie am Nordstrand gebadet, waren am Nachmittag in luftiger Kleidung am Strand entlang bis zur Oase gebummelt, hatten dort Torte gegessen, Kaffe getrunken und sich viel zu erzählen gewusst.
    Für den Abend in seiner Wohnung hatte Jesko Calvis Fonduefleisch eingekauft. Sie aßen es mit den dazugehörigen Gabeln aus dem Kupferkessel. Die kleine Spiritusflamme trug mit dem Licht der Kerzen zur Gemütlichkeit bei. Pikante Salate, Toastbrot und würzige Saucen ließen das Essen zu einem feierlichen Ereignis werden.
    Zur fortgeschrittenen Stunde vergaßen sie ihre Verlegenheit und schliefen das erste Mal zusammen. Jesko Calvis nahm an, dass Heide Heynen bereits die ersten Erlebnisse mit Männern gehabt hatte. Auch sie lebte nicht in Illusionen, die ihn betrafen. Umso behutsamer waren ihre Umarmungen, umso zärtlicher ihre Küsse. Sie liebten sich und schauten danach in den blassen Abendhimmel, an dem die Sterne aufgingen. Sie versprachen sich ewige Treue.
    Jesko Calvis machte ihr überwältigt einen Heiratsantrag, den sieüberglücklich annahm. Dabei überließ er es ihr, ob sie weiterhin als Lehrerin in Hage tätig sein oder zukünftig mit ihm nach Jever oder Wilhelmshaven ziehen wollte.
    »Bei den Autos, die ich fahre, ist es gleich, wo ich wohne«, sagte Jesko Calvis.
    Und in der Tat, Heide Heynen blieb an ihrer geliebten Schule in Hage. Er kaufte in Berumbur, in der Nähe des Ferienparks, ein Grundstück und baute auf dem Schonungsweg mit seiner Heide ein wunderschönes Haus mit Reetdach. Er richtete dort ein Büro ein. Seine Frau Heide stattete das Haus mit viel Geschmack aus. Er wohnte bei ihr, wenn seine Geschäfte es erlaubten. Ansonsten pendelte er zwischen seinen Wohnsitzen hin und her.
    Es muss nicht gesagt werden, dass Jesko Calvis großzügig mit dem umging, wovon er eine ganze Menge besaß, nämlich mit dem Geld. Er war beileibe kein Verschwender, aber auch kein Geizkragen, erst recht nicht, wenn es um die Belange seiner Heide ging.
    Er engagierte eine Frau aus der Nachbarschaft, die nicht nur die Mahlzeiten zubereitete, die Putzarbeiten verrichtete, sondern auch das Haus bewohnte, wenn sie nicht zu Hause waren. Er liebte es, wenn seine Heide sich schick machte. Sie fuhren oft nach Hamburg, Bremen oder Oldenburg, bummelten durch die Einkaufstraßen, aßen in den renommierten Häusern und besuchten dort die Musiktheater oder die Schauspielbühnen. Sie lebten ein Leben voller Luxus und waren dennoch nicht ganz zufrieden mit ihrem Schicksal. Sie wünschten sich ein Kind.
    Heides Vater liebäugelte mit dem Ruhestand, und die Mutter träumte von einem Enkelkind, das half, ihr schnelles Altern zu vergessen. Jesko Calvis drängte seine Frau, den Schuldienst zu quittieren, da er glaubte, der Umgang mit den Schülern belaste ihre Gesundheit.
    Schweren Herzens gab Heide ihren Beruf auf. Sie holten sich medizinischen Rat in der Bremer Privatklinik von Professor Dr. Alrich und hatten Erfolg, denn Heide wurde schwanger. Es war in der Tat ein erfreuliches Ereignis, das nicht nur die Eltern des zu erwartenden Babys glücklich machte.
    Aus Sicherheitsgründen planten Jesko und Heide die Geburt in der privaten Klinik in Bremen. Der Professor besaß im nordwestdeutschen Raum als Gynäkologe einen guten Ruf.
    Bei den ersten schwachen Wehen fuhren sie nach Bremen und begaben sich in die Klinik. Heide Calvis folgte den Anweisungen des fachkundigen Personals. Als der avisierte Termin verstrich, leitete der Professor die Geburt ein, an der auch Jesko Calvis als Ehemann teilnahm. Doch plötzlich war Eile geboten. Die Mutter wurde zum OP geschafft. Aus der Geburt wurde ein schwerer Eingriff. Das Kind hatte die Nabelschnur um den Hals und kam tot zur Welt. Das war ein herber Schicksalsschlag, der nicht ohne Folgen blieb.
     
    In den fünfziger Jahren schloss Karl-Heinz Matulla nach dem Besuch der

Weitere Kostenlose Bücher