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Nebeltod auf Norderney

Nebeltod auf Norderney

Titel: Nebeltod auf Norderney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Spatfeld die Hand und stellte seine Tasche neben dem Toten ab.
    »Ich vertrete den Inselarzt. Er befindet sich bei seiner Tochter in den Staaten. Der Tote war ein Patient von ihm«, sagte er, betrachtete das Gesicht des Opfers, holte das Stethoskop aus seiner Tasche und horchte den alten Mann ab, der auf eine schreckliche Art ums Leben gekommen war.
    »Das habe ich mir gedacht. Er hat nicht viel Wasser geschluckt. Das Herz, verständlich«, sagte er und wandte sich an die Schwester. »Kann er selbst die Bremsen gelöst haben? Immerhin war er schwer krank.«
    »Das ist nicht auszuschließen, aber mich trifft keine Schuld«, sagte sie und zitterte vor Aufregung. Sie schlug die Hände vors Gesicht.
    »Vielleicht wollte er seinem Leiden ein Ende setzen«, sagte Albert Spatfeld.
    Der Inselpolizist erschien. Er war ein kräftiger Mann um die 45. Er trat an die Leiche des alten Lehrers und sah Albert Spatfeld fragend an, der aufstand und seine Hosenbeine umschlug.
    »Er saß im Rollstuhl und fuhr in das Meer. Ich bin noch ins Wasser gesprungen, habe ihn aber zu spät gefunden. Der Herr half mir, ihn zu bergen«, sagte er und zeigte auf den Helfer.
    »Mein Name Hans Schütz«, sagte der Mann. »Es stimmt. Mein Bekannter, Herr Heinrich Rotheim, und ich wurden Zeugen des Rettungsversuches. Die Dame kann Ihnen sicher mehr über den Toten berichten.«
    »Schwester, was ist passiert?«, fragte der Polizist.
    »Es ist schrecklich«, schluchzte sie. »Ich sagte Herrn Heynen, dass ich eben zu Frau Meiner wollte, zog die Bremsen an und rannte durch den Mauerdurchlass und dann zum Apartmenthaus. Ich war nicht länger als fünf Minuten unterwegs.« Sie zitterte am ganzen Leib.
    »Die Bremsen müssen sich gelöst haben. Sie sehen an den Schürfstellen, welchen gewaltigen Kräften der Rollstuhl ausgesetzt war«, meinte Rotheim.
    »Nach dem Sturz in die Nordsee erlitt Herr Heynen einen Herzschlag«, sagte der Arzt und packte seine Tasche.
    Sie hörten den Motor eines Wagens. Ein Unimog näherte sich der Uferstraße, über die gelegentlich das Wasser der Wellen schoss. Er hielt vor ihnen. Zwei Männer stiegen aus. Sie trugen Feuerwehruniformen. Sie entnahmen dem Fahrzeug einen Sarg und stellten ihn neben dem Alten ab. Sie lüfteten ihre Mützen.
    »Feuerwehrchef Bruns und sein Stellvertreter Hinrichs. Es gibt auf der Insel keinen Bestatter. Wir werden Herrn Heynen zur Leichenhalle bringen. Seine Tochter war nicht zuhause. Ich denke, wir handeln in ihrem Namen.«
    Die Feuerwehrmänner hoben den Deckel ab und legten den alten Lehrer in den Sarg. Der Arzt warf noch einen Blick auf den Toten. Dann legten die Männer den Deckel auf den Sarg und trugen ihn zum Wagen. Hinrichs kam zurück und holte den Rollstuhl. Er lud ihn auf den Unimog. Die Feuerwehrmänner fuhren davon.
    »Sie bleiben noch auf der Insel?«, fragte der Polizist und nahm sein Notizbuch in die Hand. Er sah Albert Spatfeld anerkennend an.
    »Mein Sohn und ich sind heute angereist. Wir bleiben noch. Mein Name ist Albert Spatfeld«, antwortete er.
    »Kommen Sie doch bitte wegen des Protokolls morgen früh in meine Dienststelle«, sagte er. »Das gilt auch für Sie, Herr Schütz und Herr Rotheim«, wandte er sich an die Zeugen.
    »Ist es recht, wenn wir um zehn Uhr bei Ihnen sind?«, fragte Hans Schütz, setzte sich auf den Betonweg und zog seine Schuhe und nassen Strümpfe aus.
    »Mein kleiner Freund, du kannst stolz auf deinen Papa sein«, sagte Rotheim zu Kevin, der auf seinem Kettcar saß. Der Junge nickte verlegen.
    »Bis dann«, sagte der Polizist. Er ging zu dem Arzt. »Herr Dr. Noosten, ich begleite Sie zu der Tochter des Verstorbenen.«
    »Sie braucht den Totenschein«, erwiderte der Arzt.
    »Ich komme mit«, sagte die Schwester.
    Der Polizist nickte. »Dann kann ich Ihre Aussagen anschließend noch zu Protokoll nehmen«, meinte er.
    Sie gingen in Richtung Hafen davon. Albert Spatfeld sah lange hinter ihnen her.
    »Herr Bruns und Herr Rotheim, wir sehen uns morgen noch. Komm Kevin, ich benötige jetzt trockene Klamotten«, sagte er und ging in Richtung Strand. Er blickte über das Meer und sah in der aufsteigenden Dämmerung einen Fischkutter, der seine Runden drehte.
    Er musste sich jetzt um Heide Calvis kümmern, zumindest ihr sein Beileid bekunden und ihr seine Hilfe anbieten. Kevin fuhr schweigend neben ihm her. Albert Spatfeld beschleunigte seineSchritte. In der Wohnung gab es ein Telefon, das hatte er gesehen. Die Telefonnummer hatte er in seiner Jacke.
    Sie

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