Nebenwirkungen (German Edition)
nur an einem Ort im Freien anzutreffen sind.«
»Was - wo?«, drängte Samantha ungeduldig, und der Lieutenant wartete gespannt auf die Offenbarung.
»Es sind Tukane, das Gespräch wurde in der Nähe des Londoner Zoos geführt.« Er blätterte in den Unterlagen, die er ausgedruckt hatte und fand schnell, was er suchte. »Hier, sehen Sie«, sagte er zum Lieutenant, der offensichtlich noch nicht überzeugt war. »Es gibt ein Lagergebäude einer Tochterfirma von BiosynQ in Regents Park West, am Hanover Gate. Das ist der Zooabschnitt mit den Volieren.«
Zwei Stunden später hatte die Spezialeinheit der Metropolitan Police das verlassen wirkende Lagergebäude in der Nähe der Bakerstreet umstellt und alle Zufahrtwege abgesperrt. Ein Krankenwagen und ein Löschfahrzeug der Feuerwehr warteten in einer Nebenstraße. Zwei mit kugelsicheren Westen ausgerüstete Detectives näherten sich mit gezückter Waffe vorsichtig dem hohen, schweren Holztor. Unweit daneben befand sich eine verglaste Haustür, offenbar der Eingang zu einer Art Büro. Die Polizisten spähten durch die Fenster. Noch immer regte sich nichts im Haus. Ein Beamter klopfte an die Tür und rief laut:
»Aufmachen, Polizei!« Keine Antwort. Eine Klingel oder Gegensprechanlage existierte nicht. Der Detective rüttelte an der Türklinke, doch die Tür war verschlossen. Kurz entschlossen schlug er mit der Pistole eine Scheibe ein und konnte das Schloss so öffnen. Der Staubschicht auf dem Schreibtisch und den Spinnweben in den Ecken nach zu urteilen, schien das Büro schon lange Zeit nicht mehr benützt worden zu sein. Routiniert durchsuchten sie die Räume des Hauses. Überall dieselbe Leere. Vom Büro führte eine offene Tür zum Lagerraum hinter dem großen Holztor. Außer ein paar staubigen, leeren Kisten und Schränken voller rostiger Schrauben und Nägel fanden sie auch hier nichts.
»Hier, eine Kellertreppe. Hilf mir mal«, rief einer der Detectives. Gemeinsam klappten sie den wuchtigen, blechbespannten Deckel hoch, der den Treppenabgang abschloss. Der Lichtschalter funktionierte nicht, wahrscheinlich hatte man den Strom längst abgestellt. Ein schmaler, dumpf und modrig riechender Korridor führte an zerfallenen Holzverschlägen und dem Liftschacht vorbei zum Heizungskeller.
Ein leises Kratzen hinter ihrem Rücken ließ die Polizisten augenblicklich herumfahren. Die Pistole im Anschlag richtete der Hintermann den Strahl seiner Lampe auf die Ecke, aus der das Geräusch gekommen war. Im Augenwinkel sah er eine blitzschnelle Bewegung. Er riss die Waffe herum und konnte im letzten Moment verhindern, dass sein Finger den Abzug durchdrückte, als eine verängstigte Ratte an ihm vorbei zur Treppe floh und entschwand, bevor er die Hand mit der Pistole wieder gesenkt hatte. Seine Schläfen pochten. Er glaubte zu spüren, wie das Adrenalin durch seine Adern rauschte.
»Mistvieh«, knirschte er zwischen den Zähnen. Nicht zum ersten Mal hatten ihn die kleinen Nager genervt und vom eigentlichen Job abgehalten. Die Polizisten tasteten jeden kleinsten Winkel mit ihren starken Leuchten ab, untersuchten den hier stecken gebliebenen Aufzug, doch sie fanden keine Spur, die auf den Entführten hindeutete. Enttäuscht und ernüchtert zogen sie sich zurück. Sein Kollege war schon oben an der Treppe, als einem der Detectives ein Stück Stoff auffiel, das zwischen Treppe und Wand eingeklemmt war und irgendwie nicht ins Bild passte. Er zog es behutsam hervor und sah, dass er einen erstaunlich sauberen und keineswegs verstaubten gelben Schal in der Hand hielt. Die Untersuchung des Fundstücks bestätigte, dass es sich um Bastiens Schal handeln musste. Der Gesuchte war also wohl in diesem Keller gewesen. Robert hatte recht gehabt, aber sie waren zu spät gekommen.
Kaum hatte sich die Polizeieinheit zurückgezogen, klingelte das Telefon in Samanthas Büro.
»Das war ein Fehler. Ihr Mitarbeiter wird die Konsequenzen dieser sinnlosen Polizeiaktion zu tragen haben. Er wird ihnen dankbar sein für jede Minute, die sie ihm nun ersparen«, sagte die bekannte tiefe Stimme ruhig und legte auf, bevor Samantha oder Robert reagieren konnten.
Botswana
»Du kannst dir nicht vorstellen, wie froh ich bin, dass wir hier zusammenpacken können«, seufzte Katie erleichtert, als Nils außer Hörweite war. Er packte die letzten Kisten in seinen Geländewagen, die sie und Paul am Vorabend zum Transport bereitgestellt hatten.
»Ich habe mir unsere afrikanische Traumreise auch etwas
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