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Nebenwirkungen (German Edition)

Nebenwirkungen (German Edition)

Titel: Nebenwirkungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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Plötzlich ging dem Sergeanten ein Licht auf. Er erinnerte sich, über Funk von der Aktion der Kriminalpolizei in dieser Gegend gehört zu haben. »Ja, klar. Sie haben recht, Captain, tut mir leid, dass ich Ihnen nicht gleich geglaubt habe. Ich rufe die Kripo.
    Nachdem sie endlich eingetroffen waren, dauerte es keine zehn Minuten, bis die Detectives das Verlies unter dem stecken gebliebenen Aufzug geöffnet und den erschöpften, völlig ausgetrockneten und unterzuckerten Bastien befreit hatten. Er hatte sich nach vielen vergeblichen Versuchen schließlich zum Kabelschacht wälzen können, wo er mit den gefesselten Armen seine Armbanduhr beim Morsen zertrümmerte. Zufrieden schaute der Captain dem wegfahrenden Krankenwagen vom Büro aus nach, bis er ihn aus den Augen verlor. Endlich hatte er wieder Ruhe auf seinem Kahn.

KAPITEL 10
     
An Bord der Crown of the Seas
     
    S chlitzohren sind das«, schnaubte Ross Stanwood, Olivers Vater. »Für eine homöopathische Dose Cola verlangen die mehr als wir zuhause für ein 4-Pack bezahlen.« Das war eine seiner Erinnerungen an den Landgang in Port Amalie, den die Familie unter kundiger Leitung seiner Frau Lucy nicht wesentlich weiter als mehrmals die Main Street hinauf und hinunter geführt hatte.
    Tom lachte. »Die stimmen ihre Preise auf die Kreuzfahrpläne und die Tonnage der Schiffe ab.«
    »Immer musst du meckern, wenn's ums Geld geht«, murrte Lucy. »Die Leute wollen schließlich auch leben, und der schöne zollfreie Seidenschal hat dir sofort gefallen.«
    »Made in China«, flüsterte ihr Mann Tom ins Ohr und rollte die Augen. Sophie hatte das gehört und strafte die Herren mit strengem Blick, als sie sagte:
    »Das stimmt, er ist wunderschön, sicher Handarbeit.« Die beiden Paare saßen im Schatten des kleinen Kiosks auf dem Sonnendeck, der sie vom Lärm des Poolbereichs abschirmte. Sophie wunderte sich, dass Oliver seit ein oder zwei Tagen nur noch selten auftauchte. Laut genug, dass ihr Mann sie gut verstehen konnte, fragte sie ihre Nachbarin: »Wo bleibt eigentlich Ihr Junge, Lucy? Ich glaube, mein guter Tom fühlt sich seit St. Thomas richtig einsam.«
    »Es ist eigenartig. Seit wir wieder in See gestochen sind, treibt er sich dauernd in den unteren Decks herum. Vielleicht hat er eine Freundin gefunden.« Die Frauen lachten und Olivers Vater rümpfte die Nase bei der Vorstellung, sein neunmalkluger kleiner Bücherwurm könnte romantische Gefühle entwickeln.
    »Er wird sich wohl eher im Piratenschiff oder bei den Videospielen herumtreiben. Jedenfalls kann er nicht verloren gehen.«
    »Und schon hat er uns wieder gefunden«, lachte Tom, als Oliver um die Ecke auf sie zu rannte.
    »Mam, ich brauche den Schlüssel«, rief er außer Atem, streckte die Hand aus und schien die anderen drei gar nicht zu sehen. Erst als ihm seine Mutter den Kabinenschlüssel reichte, bemerkte sie die roten Flecke auf seinem T-Shirt und erschrak.
    »Oliver, was ist passiert? Woher hast du diese Blutflecke?« Doch der Junge flitzte schon wieder davon. »Ist nichts, Mam«, rief er, ohne sich umzudrehen. Die Frau schaute ihren Mann hilflos an, doch der schüttelte nur den Kopf und versuchte sie zu beruhigen.
    »Keine Sorge, er ist nicht verletzt, Schatz, sonst wäre er nicht gleich wieder davon gerannt. Sind vielleicht nur Farbkleckse.« Sie teilte seine Zuversicht keineswegs, aber es blieb ihnen nicht viel anderes übrig, als zu warten, bis Oliver wieder auftauchte. Tom begann sich nun auch langsam zu wundern, was der Junge unter Deck die ganze Zeit trieb. Er nahm sich vor, ihm bei nächster Gelegenheit sein Geheimnis zu entlocken. Einen Plan hatte er bereits.
    »Das ist langweilig«, beklagte sich Oliver, als er seinen Vater und Tom am späten Nachmittag mit zwei anderen Passagieren beim Pokern erwischte. Die Männerrunde war bereits zur Tradition geworden, ebenso wie der Fünfuhrtee ihrer Damen. Das Spiel hatte seinen Höhepunkt überschritten, und die Männer widmeten ihrem Whisky oder Gin Tonic bereits mehr Aufmerksamkeit als dem Spiel. Tom schmunzelte, sammelte die Karten ein, bündelte sie, mischte gut durch und hielt dem Jungen das Päckchen mit der Rückseite gegen oben unter die Nase.
    »Weißt Du, was eine Geschwisterkarte ist?« Oliver schüttelte den Kopf und wartete gespannt, was Onkel Tom nun wieder zaubern würde. Tom drehte das Kartendeck um und erklärte es ihm. »Hier zum Beispiel, die Pik As ist die Schwester der Kreuz As.« Er zog schnell zwei Karten aus dem Spiel. Dann

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