Nebenwirkungen (German Edition)
antwortete Alexandra bestimmt. Dann fügte sie bei: »Ich glaube, dieser Professor ist nicht wirklich gefährlich, ein Pensionär, der seine intellektuelle Neugier befriedigt.«
Diese Bemerkung hätte sie besser unterlassen. Fuchsteufelswild schrie Célia sie an: »Was Sie glauben, ist mir scheißegal! Es hätte nie soweit kommen dürfen. Die ganze Marchand-Geschichte ist derart verfahren, dass sie uns noch allen den Kopf kosten kann.«
Alexandra erschrak, obwohl sie genau wusste, dass bei Célia jederzeit mit einem solchen Ausbruch zu rechnen war. Sie wusste nicht, was sie antworten sollte und zog es vor, zu schweigen.
»Ich muss Ihnen wohl nicht erklären, was passiert, wenn jemand wie dieser Barnard zum Beispiel mit einem solchen Dossier die Presse einschalten würde«, fuhr Célia etwas ruhiger fort. »Beim ersten Anzeichen, dass so etwas geschieht, müssen wir handeln.«
»Ist mir klar«, beeilte sich Alexandra zu versichern.
»Das hoffe ich. In der Zwischenzeit lassen Sie diesen Herrn Professor nicht mehr aus den Augen. Und überlegen Sie sich eine sehr gute Geschichte, die Sie ihm erzählen können, falls er sich nochmals bei uns melden sollte.«
»Verstanden«, antwortete Alexandra, doch Célia hatte schon aufgelegt. »Arschloch«, schnaubte sie wütend, während sie ihr Telefon zuklappte.
Botswana
Wie in alten Zeiten, dachte Robert, als er, von Gaborone herkommend, im Geländewagen über die holprige Piste gegen Osten fuhr, dem Ziel entgegen, das sein GPS Gerät anzeigte. Obwohl er nur langsam fahren konnte, wirbelte der Wagen eine weithin sichtbare Staubwolke vom völlig ausgetrockneten Boden auf. Hatte er anfangs die Naturstraße noch deutlich gesehen, so war jetzt kein Weg mehr sichtbar. Das GPS zeigte in dieser Gegend keine Landkarte mehr an, nur noch seine aktuelle Position, das Ziel und die Himmelsrichtungen. Er traute der Anzeige nicht. Möglicherweise hatte er eine Abzweigung verpasst, ein ausgetrocknetes Bachbett als Straße interpretiert. Er hielt an und suchte die Umgebung mit dem Fernglas ab. Im Südosten entdeckte er eine Gruppe von Antilopen, oder waren es Rinder? Er fuhr näher an die Tiere heran. Rinder. Das bedeutete, dass es dort auch Menschen geben musste, die er nach dem Weg fragen konnte. Er hielt auf die Gruppe zu und sah bald, wie sich eine kleine Gestalt aus dem Schatten eines Baumes löste und ihm neugierig entgegen blickte. Ein Junge, wohl der Hirte dieser kleinen Herde.
»Dumela - Hallo junger Mann«, begrüßte er den Knaben, indem er ein paar Worte Tswana hervorkramte. Er konnte sich leidlich in der Sprache dieser Leute verständigen, was den jungen Hirten in höchstem Maß zu verblüffen schien. Jedenfalls antwortete er lange nicht, als ihn Robert nach dem Weg zur Mine fragte. Robert setzte seine Geheimwaffe ein. Er gab dem Jungen einen schon ziemlich weichen Schokoriegel, worauf dieser nach Norden zeigte und sagte:
»Böses Dorf. Leute sprechen nicht darüber.«
»Was meinst Du? Ich will nicht zum Dorf. Ich möchte zur alten Mine.«
»Dorf ist hinter Mine. Böse Leute, böses Dorf. Aber du nicht böse. Du nicht zu bösen Leuten gehen.«
Robert verstand nicht, ob der Junge ihn nun vor der Mine oder dem bösen Dorf warnte. Was meinte er mit böse? Jedenfalls hatte Robert die Bestätigung, dass sein Ziel in der Nähe war, so wie das GPS es angezeigt hatte. Er dankte dem jungen Hirten und fuhr in die angegebene Richtung. Die Regenzeit war glücklicherweise schon seit einigen Tagen vorbei, sodass er problemlos querfeldein fahren konnte. Nach zehn Minuten sah er wie erwartet eine Häusergruppe am Horizont auftauchen. Die Gebäude hatten flache Dächer, nicht die in ländlichen Dörfern üblichen kegel- oder pyramidenförmigen Stroh- oder Grasdächer. Das musste wohl die alte Mine sein. Er parkte seinen Wagen neben dem staubigen Jeep, der auf dem zentralen Platz der Häusergruppe stand. Noch bevor er ausgestiegen war, öffnete sich die Tür eines der Häuser, eine kleine, verblüffend kugelrunde dunkelhäutige Frau zwängte sich durch die Öffnung und beobachtete ihn neugierig.
»Dumela, mma«, begrüßte er sie in ihrer Sprache. Ein erleichtertes Lächeln huschte über ihr zerfurchtes Gesicht. Robert stellte sich vor und fragte nach dem Leiter der Station. Von seinen Recherchen vor der Abreise wusste er, dass die Anlage der Firma BiosynQ gehörte und sie zurzeit von Forschern der Universität Heidelberg für einen Feldversuch benutzt wurde.
»Sie meinen Mr. Paul? Er
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