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Nebenwirkungen (German Edition)

Nebenwirkungen (German Edition)

Titel: Nebenwirkungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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Geräte eingesammelt hatte. Er löste die Proben in der mitgebrachten Flüssigkeit, verteilte das Gemisch in einige kleine Petrischalen, legte das runde Filterpapier mit dem schmalen eingeschnittenen Sektor darüber, dessen Ende in die Flüssigkeit eintauchte. Ungeduldig wartete er auf das so entstehende Chromatogramm. Das Filterpapier sog das Flüssigkeitsgemisch auf und es breitete sich allmählich kreisförmig über das Papier aus, wobei es ein charakteristisches Muster farbiger Ringe hinterließ, das auf die Zusammensetzung der gelösten Stoffe schließen ließ. Nach wenigen Minuten sah er die Bestätigung, die er befürchtet hatte. Die zwei nahe beieinander liegenden blauen und rostroten Ringe bei einer der Proben zeigten unmissverständlich, dass es sich hier um den von ihnen genmanipulierten Stamm handeln musste. Dieses unscheinbare runde Papier war der Beweis, dass sich die Katastrophe, die sie ausgelöst hatten, in Windeseile über hunderte von Kilometern ausgebreitet hatte. Paul wollte nicht warten, bis er in die Mine zurückgekehrt war, um seine Hiobsbotschaft zu überbringen. Er kramte das Satellitentelefon hervor und wählte die Nummer ihrer Forschungsstation. Er brauchte jetzt jemanden zum Reden.

KAPITEL 4
     
Sun City
     
    D ie junge Familie saß wie jeden Morgen, seit sie in diesem Paradies angekommen war, auf der großen Sonnenterrasse vor dem Hotelpalast beim üppigen Frühstück. Die Eltern liebten diesen Platz, denn von hier aus hatte man praktisch die ganze phantasievoll geplante und sorgsam ausgestaltete Anlage mit ihren fünfundzwanzig Hektaren sanft abfallenden Dschungels im Blickfeld, ebenso wie die uralten Baobabs, die Affenbrotbäume, welche die umliegenden Hügel säumten und aussahen, als hätte ein wütender Riese sie umgestülpt. Stundenlang waren sie schon auf gewundenen Pfaden durch diesen gigantischen botanischen Garten mit seinen hängenden Orchideen geschlendert, während sich ihre beiden Kinder in den Pools vergnügten. Die Mutter hatte die beiden anfangs nicht allein im Wasser spielen lassen wollen, doch die Schwimmkünste des Kleinen überzeugten sie schließlich, dass ihre Angst unbegründet war. Überdies hatte seine größere Schwester stets ein wachsames Auge auf ihn, dachte sie.
    »Wo ist dein Bruder?«, rief die Mutter unvermittelt ihrer Tochter zu, die wieder einmal verbotenerweise auf dem steinernen Geländer der Terrasse balancierte. »Und komm da runter!«
    Das Mädchen zuckte die Achseln. Ihr kleiner Bruder war nirgends zu sehen. Der Vater sprang auf und eilte zur Treppe. Er wusste ziemlich genau, wo er den Kleinen finden würde, so hoffte er wenigstens. Er kann gut schwimmen, er ist ein intelligenter Junge , versuchte sich der Mann zu beruhigen, während er zum Römischen Bad lief, das einer römischen Therme nachgebildet war, dem liebsten Spielplatz seines Sohnes. Als er zwischen den Felsen hervortrat, die den Eingang zum Pool markierten, sprang ihm der Junge atemlos entgegen und schrie:
    »Papa, eine nackte Frau!«
    Der Kleine zeigte aufgeregt zum Pool, in dessen Mitte ein nackter Körper im Wasser lag, eine auffallend kleine, zierliche Frau oder ein Mädchen. Mit dem Rücken oben, dem Gesicht nach unten und ausgestreckten Gliedern trieb sie knapp unter der Wasseroberfläche, offensichtlich tot. Der Vater packte den Jungen und zog ihn rasch weg vom Bad. Es war noch früh am Morgen, sodass sie die einzigen Leute in diesem Bereich waren, und er hatte keine Lust, in eine polizeiliche Ermittlung zu geraten. Während sie zur Terrasse zurück hasteten, begann der Kleine zu weinen. Erst jetzt schien ihm bewusst zu werden, dass er beinahe mit einer Toten gebadet hätte.
    »Ist gut. Wir können nichts mehr für die arme Frau tun. Sie ist jetzt sicher im Himmel«, versuchte der Vater seinen Sohn zu trösten. Als sie die Terrasse erreicht hatten, ergriff er wortlos das Mobiltelefon und wählte die Nummer des Hotels.
    »Im Römischen Bad liegt eine Leiche«, sagte er ruhig und brach die Verbindung sofort wieder ab. Ein paar Minuten später rannten zwei Männer des Sicherheitsdienstes an ihnen vorbei die Treppe hinunter. Der tragische Vorfall hatte ihnen den Appetit und die Lust am neuen Tag gründlich verdorben. Der Tod passte nicht zu den wärmenden Sonnenstrahlen, zur lieblichen Umgebung. In gedrückter Stimmung zog sich die Familie in den unterkühlten Hotelpalast zurück.
    Polizei und Rettungsdienst hatten die Unglückstelle abgesperrt und die Tote in einen Metallsarg

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