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Nebra

Nebra

Titel: Nebra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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zum Rest des Teams zurückgekehrt waren. »Sofort.« »Was ist passiert?«, fragte Hannah.
    »Wir sind überwacht worden. Michael und ich haben eine Abhöranlage entdeckt, genau auf dieses Fenster gerichtet.« Er deutete auf den schmalen Lichtschlitz in der hinteren linken Ecke des Raumes. »Keine Ahnung, wie lange die da schon steht, aber wir müssen davon ausgehen, dass jedes einzelne Wort aufgezeichnet wurde. Wer immer dafür verantwortlich ist, er weiß jetzt genau, dass wir die Scheibe gestohlen haben. Vermutlich ist es Pechstein. Vermutlich wollte er gerade eine gewisse Ida B. anrufen.«
    »Die Kommissarin?« Hannah überkam ein schrecklicher Verdacht. Pechstein hatte sie als Lockvogel benutzt und war ihr gefolgt.
    »Scheiße«, fluchte sie. »Dann sind wir geliefert.«
    »Noch nicht«, sagte Michael mit einem grimmigen Lächeln.
    »Die Nummer wurde noch nicht gewählt. Wie es aussieht, wurde Pechstein bei seinem Anruf gestört.«
    Cynthia zog die Augenbrauen zusammen. »Und wo war er?
    Habt ihr ihn gesehen?«
    »Nein. Keine Spur von ihm. Die Hütte war verlassen. Wir haben den Computer mitgehen lassen. Zumindest hat er jetzt kein Beweismaterial gegen uns. Ich denke sowieso, dass diese Abhöraktion nicht genehmigt war.« »Und die Schüsse?«
    »Keine Ahnung.« Michael fing an, Kartenmaterial und GPS-Empfänger in seinen Rucksack zu stopfen. »Kommt schon, macht euch nützlich. Füllt die Wasserflaschen, überprüft die Taschenlampen und stellt euer Marschgepäck zusammen. Die Sachen liegen im Regal hinten rechts. Vergesst auch den Spaten und die Brechstangen nicht. Könnte sein, dass wir sie heute noch brauchen. John, du kümmerst dich um die Waffen. Die Truhe unter dem Fenster.« Er warf John einen kleinen Schlüssel zu und fuhr fort, seinen Rucksack zu packen. »Als Erstes müssen wir hinauf zur Brockenspitze und die Nacht abwarten«, sagte er. »Wenn ich recht habe, wird uns die Scheibe den Eingang zum unterirdischen Tempel weisen.« »Und wenn nicht?« Er schwieg.
     
     
51
     
    Es war halb zwölf, als Ida Benrath aus der windschiefen Waldarbeiterhütte trat. Mit einem Taschentuch wischte sie sich den Schweiß von der Stirn. Ludwig Pechstein hatte auf keinen ihrer Anrufe reagiert, also war sie seiner Spur nachgegangen. Sie hatte sein Handy per Satellit ansteuern lassen und festgestellt, dass er sich ganz in der Nähe des Hauses von Michael von Stetten aufhielt. In Windeseile hatte sie ein Team zusammengestellt und war in Richtung Bad Harzburg aufgebrochen. Keinen Augenblick zu früh, wie sie jetzt entsetzt feststellen musste. Angewidert blickte sie auf die Geräte, die hier überall herumstanden. Alles deutete auf einen eigenmächtigen und unbefugten Lauschangriff hin. Sie presste die Lippen aufeinander. Ludwig schien das alles von langer Hand geplant zu haben. Er war geradezu besessen. Diese Aktion konnte sie noch alle in Schwierigkeiten bringen. Was war nur in ihn gefahren, dass er sie nicht in seine Pläne eingeweiht hatte? Stolz? Verletzte Eitelkeit? War sie vielleicht selbst schuld, weil sie seinen Geschichten zu wenig Bedeutung beigemessen hatte?
    Nein, entschied sie. Das war wieder typisch für sie, dass sie die Schuld zuerst bei sich suchte. So dachten nur Frauen. Die wahren Schuldigen waren Pechstein und Polizeipräsident Treptow. Schließlich hatten die beiden diese Aktion zu verantworten. Sie selbst konnte sich höchstens den Vorwurf machen, zu weichherzig gewesen zu sein. Sie hätte gleich ihrem ersten Gefühl vertrauen und Pechstein abblitzen lassen sollen. Solche Mauscheleien gingen niemals gut. Sie hätte wissen müssen, dass er auf Teufel komm raus versuchen würde, den Fall allein zu lösen. Die Abhöranlage sprach eine deutliche Sprache. Sie musste Ludwig finden, eher er noch mehr Unheil anrichtete.
    »Irgendeine Spur von seinem Notebook?«
    Der junge Beamte an ihrer Seite schüttelte den Kopf. »Nichts.
    Ich habe hier alles durchsucht.«
    »Verdammt«, fluchte sie leise und verließ die Hütte. Während sie noch darüber grübelte, wo das Gerät geblieben sein könnte, sah sie Steffen durch das Unterholz auf sie zukommen, die Haare voller Blätter.
    »Ausgeflogen«, lautete sein Kommentar. »Von Stettens Auto ist fort.«
    »Hat vermutlich bemerkt, dass er abgehört wurde«, sagte Ida und deutete auf den Waldboden. »Die Spuren hier sind frisch.« Steffen hob die Augenbrauen. »Das kann uns aber eine Menge Ärger einbringen.«
    »Ärger ist gar kein Ausdruck. Ich verstehe nicht, warum er

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